Aus totem HolzNümbrechter Kettensägen-Künstler hat Baumstümpfe in Mahnmale verwandelt
Nümbrecht – Seit rund zehn Jahren schafft Arnd Schmidt mit der Motorsäge kleine und große Kunstwerke aus Baumstämmen. Er liebt sein Material. Und es tut ihm weh, wenn er die kahl geschlagenen Hänge seiner Heimat sieht. Auch sein eigener Wald ist vom Borkenkäfer zerstört worden. „Man steht vor dem Nichts“, sagt er.
Seinem Freund Torsten, Waldbauer wie er, standen ebenfalls die Tränen in den Augen angesichts der Zerstörung nach Jahrzehnten der Pflege. Als der Harvester mit dem „Ernten“ der Stämme fertig war, ließ er zur Markierung der Parzellen einzelne Eck-Stümpfe stehen.
Dank auf kleinen Zetteln
Schmidt erkannte sofort seine Aufgabe. Er holte seine Säge und gestaltete die Stümpfe mit sicherem Schnitt zu hölzernen Mahnmalen. Hauchte dem Abgestorbenen neues Leben ein. Eine Eule wacht jetzt mit großen Augen über den Kahlschlag. Ein ernster Waldgeist schaut wie aus dem Inneren des Baumrestes auf die Wüstung, während obenauf ein Eichhörnchen knabbert, als wäre nichts geschehen.
Der Künstler will ein Zeichen setzen, vor allem auch für die Kinder. Es ist eine Form der Wertschätzung, die er mit der Säge sichtbar macht. Und sein Zeichen wird verstanden. „Ich bekomme laufend Rückmeldung von Spaziergängern und Nachbarn.“ Die Kinder staunen und freuen sich an den märchenhaften Figuren. Manchmal findet er Zettel mit dankbaren Botschaften zu seiner Aktion.
Hauptberuf Technischer Angestellter
Im Hauptberuf ist Arnd Schmidt seit 40 Jahren Technischer Angestellter der Bergischen Achsenfabrik. In seiner Freizeit findet man den 56-Jährigen in seiner „Bude“ in Altennümbrecht. Die hat er so gut isoliert, dass man sein Sägen draußen nicht hört. Das liegt auch daran, dass er mit modernen Akkusägen arbeitet. Er trägt bei der Arbeit einen Bluetooth-Kopfhörer mit Telefonfunktion: „Damit meine alten Eltern mich immer erreichen können, falls mal was ist.“
Nur wenn er auf Festen oder Treckertreffen seine Kunst vorführt, darf es lauter werden. Doch das vergangene Jahr war in dieser Hinsicht ein Totalausfall. Schmidt hilft sich, indem er Arbeiten über Kleinanzeigenportale und Facebook anbietet – zur Abholung. „So eine Eule wiegt schon mal 60 Kilo.“ Den Corona-Verlust kann er damit nicht ausgleichen und ist froh, dass er von der Kunst nicht leben muss. Er braucht seine Freiheit, sucht sich seine Projekte und Auftritte gerne aus. „Weihnachtsmärkte gehen gar nicht! Es ist immer kalt und nass.“ Er bleibt Hobby-Künstler aus Überzeugung.
Opas Leidenschaft geerbt
Die Holz-Leidenschaft hat er nicht vom Herrn Papa: „Mein Vater kann nur mit dem Fuchsschwanz sägen.“ Aber der Opa, Invalide des Ersten Weltkriegs, hat sogar von der Schnitzerei leben können. Daher das Talent, da ist er sich sicher. Aber: „Ich kann es immer noch nicht.“
Schmidt ist bescheiden. Auf seiner Homepage brennholzveredelung.de kann man seinen Werdegang verfolgen, von der Einfachskulptur bis hin zu filigranen Arbeiten wie dem detailverliebten Traktor mit Anhänger. „Den habe ich bei einem Treckertreffen gemacht.“ Der Trecker war rasch verkauft.
Das könnte Sie auch interessieren:
Herzensangelegenheit sind ihm die Ruhebänke, die er nach Wünschen seiner Kundschaft erstellt, zum Beispiel für den Ruhestand eines Baggerführers mit Wunsch-Bagger an der Seite. Und manchmal sind es Bänke, in die er Erinnerungen und Liebe einarbeitet. Immer ist es Eiche, die er wegen der Beständigkeit liebt.
Eiche ist teuer geworden. Schmidt hat Glück im Unglück, wenn einmal ein Baum dem Sturm zum Opfer fällt und er ihn vor dem Verheizen retten kann. Seine Feuerwehrkameraden wissen von seiner Leidenschaft und geben Tipps. Arnd Schmidt ist seit 42 Jahren in der Löschgruppe Harscheid. Der Künstler ist in dem, was er tut, beständig. Wie die Eiche.