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Fitnessstudios in Oberberg wollen öffnen„Die Politik hat uns nicht auf dem Schirm“

Lesezeit 3 Minuten

Studiobesitzer Alexander Stühmer sagt, unter den üblichen Sicherheitsvorkehrungen könnten die Sportstudios problemlos wieder öffnen und die Menschen fit machen gegen Corona.

  1. Viele Fitnessstudios leiden unter der Corona-Krise.
  2. „Die Politik hat uns nicht auf dem Schirm“, klagt Alexander Stühmer, Betreiber des fit inn in Engelskirchen.
  3. Pläne, wie eine Wiedereröffnung unter den strengen Sicherheitsvorkehrungen aussehen könnte, hat er auch schon parat.

Oberberg – Nach sieben Wochen Schließung geht auch den fittesten Sportstudios finanziell langsam die Puste aus. Weshalb sich Betreiber mit einem dringenden Appell an die Politik gewandt haben, um ihre Studios so schnell wie möglich wieder öffnen zu dürfen. Bislang verhallte die Forderung ungehört.

Wer mit dem nötigen Abstand in Supermärkten einkaufen gehen dürfe, sollte sich auch mit Sport im Fitnessstudio fit halten dürfen. Das hat kein Betreiber eines der geschätzt 20 Studios in Oberberg gesagt, sondern Bundesgesundheitsminister Jens Spahn neulich in einem Interview. Das Zitat hat sich Alexander Stühmer gut gemerkt. Ihm gehört das „fit inn“ in Engelskirchen. Aber leider, so klagt er , seien der Minister-Äußerung bislang keine Taten gefolgt, die zu einer Wiedereröffnung geführt hätten.

Gesperrte Hocker gibt es an der Saftbar.

„Die Politik hat uns nicht auf dem Schirm“, klagt Stühmer. Als am 20. April über mögliche Lockerungen der Corona-Auflagen diskutiert worden sei, hätten die Sportstudios keine Rolle gespielt. Dabei seien die fast 10.000 Studios in Deutschland mit ihren 12 Millionen Mitgliedern und 220.000 Mitarbeitern ganz sicher systemrelevant. Das hat Stühmer auch den oberbergischen Bundes- und Landtagsabgeordneten, Landrat Jochen Hagt und dem Engelskirchener Bürgermeister Dr. Gero Karthaus geschrieben.

Einbuße bleibt Einbuße

Nun schlagen die finanziellen Einbußen bei den Fitnessstudios nicht so unmittelbar durch wie beispielsweise bei Kneipen. Die Kunden sind Mitglieder, haben einen Zeitvertrag abgeschlossen und zahlen monatlich per Lastschrift. Aber sie können nicht trainieren, zahlen also zurzeit für eine nicht erbrachte Leistung. Zum Glück, so Stühmer, zeigten sich die meisten seiner 600 bis 700 Mitglieder derzeit noch solidarisch mit dem Studio. Zumal Stühmer ihnen unmittelbar nach der Schließung Mitte März schon zugesagt hat, sie könnten die entgangenen Trainingszeiten nachholen, wenn die Corona-Misere vorüber sei. In der Studiokasse schlagen sich die Umsatzeinbußen dann zwar erst später nieder, aber Einbuße bleibt Einbuße.

Auf der Treppe gibt es Vorfahrtsregelungen.

Ute Steinmetz , die Inhaberin des „Wellcome“, des ältesten Sportstudios in Oberberg in Gummersbach, sieht mit den andauernden Schließungen ein wachsendes Insolvenzrisiko für die gesamte Branche samt der damit zusammenhängenden Wirtschaft. Aber nicht nur das: Schaden werde auch die Gesundheit der Menschen nehmen, denn die Studios leisteten einen wichtigen Beitrag zur Volksgesundheit. Je fitter der Mensch, gerade auch der ältere, desto besser sein Immunsystem und die Abwehr gegen Viren wie Corona, argumentieren Stühmer und Steinmetz übereinstimmend. Die Studios dürften also nicht nur auf die abstrakte Gefahr einer Corona-Infektion reduziert werden, vielmehr sollte der wertvolle Beitrag des Trainings zur Immunabwehr der Menschen berücksichtigt werden.

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Die Schließungen seien nicht alternativlos. Bei Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln sei das Ansteckungsrisiko beherrschbar und abzuwägen gegen den positiven Effekt des Trainings für die Teilnehmer. So würde bei Steinmetz etwa nur ein Trainierender je zehn Quadratmeter Studiofläche zugelassen sein, einzelne Geräte gesperrt, Plexiglasabtrennungen, häufige Gerätereinigungen sicher- und zusätzliche Desinfektionsmittelspender aufgestellt werden. „Und bei der Verfolgung von Infektionsketten können Fitnessstudios die Gesundheitsbehörden deutlich besser unterstützen als beispielsweise Supermärkte oder die Gastronomie“, sagt Stühmer.

Seine Kollegin Ute Steinmetz findet aus all diesen Gründen, es gebe „keinen sachlichen Grund, dass unsere Berufsausübung weiterhin derart beschränkt wird“.