Intensive BetreuungOberbergische Ausbildung zum Obstbaumwärter
Oberberg – Es gibt den Torwart, den Hallenwart, die Kassen- oder Tankwartin – aber die Bezeichnung Obstbaumwärterin und Obstbaumwart dürfte bei dem einen oder anderen zunächst Fragezeichen hinterlassen. Die Biologische Station Oberberg bietet diese Ausbildung seit 2020 an und legt den Fokus damit auf die vielen Streuobstwiesen im Bergischen Land, die zum typischen Landschaftsbild der Region gehören.
„Sie sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten und Vögel, auch wenn sie von Menschenhand geschaffen wurden“, sagt Maximilian Lörch von der Biologischen Station Oberberg. „Die Obstbäume brauchen weiterhin unsere Pflege, das alte Know-how darüber geht aber langsam verloren.“ Detlef Regulski gehört zu denen, die noch über das alte Wissen der Obstbauern verfügen, denn er arbeitet seit Jahrzehnten mit Obstbäumen. Er fungiert für die Biostation und die Kommunen als Obstbaumspezialist und gibt sein Wissen nun weiter.
Ausbildung in Pflanzung und Veredelung
Zehn bis zwölf Anwärterinnen und Anwärter wurden pro Regionalgruppe für die dreijährige Ausbildung im Rahmen des vom Landschaftsverband Rheinland geförderten Projekts „Fit im Schnitt“ ausgewählt. Darunter sind Schreiner, Landwirte oder Baumkontrolleure. Welche Voraussetzungen sie für die Ausbildung mitbringen, ist ganz individuell.
Zu den Ausbildungsinhalten, die theoretisch, aber mehr noch praktisch gelehrt werden, gehören Sortenvielfalt, Pflanzung und Veredelung. Ein zentrales Thema sind die Schnittmaßnahmen, um mit dem richtigen Jung- und Altbaumschnitt langlebige Bäume zu bekommen. Gern hätte die Bio-Station noch mehr Azubis ausgewählt, sich dann aber im Sinne einer hochwertigen Ausbildung mit intensiver Betreuung für eine überschaubare Gruppe entschieden.
Anlegung einer Streuobstwiese unter Corona-Regeln
Diese zeigte nun große Motivation, auch wenn sie es mit pandemiebedingten Einschränkungen zu tun bekam. Der Abschluss der Ausbildung wird voraussichtlich erst im Sommer 2023 stattfinden, nicht wie geplant in diesem Jahr.
Vor gut einer Woche nahm die Gruppe den Praxisunterricht wieder auf. Unter Corona-Regeln legten die Azubis mit Ausbilder Detlef Regulski in Klemenseichen bei Wipperfürth eine Streuobstwiese an. Eine Familie aus dem Ort stellt die Weide zur Verfügung. Auf dem Stundenplan stand das Pflanzen von 13 Jungbäume alter bergischer Streuobstsorten. Währenddessen diskutierte die Gruppe verschiedene Pflanzverfahren und Schutzmaßnahmen. Um beispielsweise die Wurzeln der jungen Obstbäume vor Nagetieren zu schützen, verpassten sie den empfindlichen Wurzeln Schutzmäntel aus unverzinktem Drahtgeflecht, die sich nach wenigen Jahren auflösen.
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Wie die ausgebildeten Obstbaumwärterinnen und -warte ihr Wissen anschließend nutzen, ist ihnen freigestellt. Die Hoffnung der Veranstalter ist, dass einige Kursteilnehmer aus der Arbeit mit Streuobstwiesen eine Nebentätigkeit machten, denn der Bedarf besteht. Zumindest aber wünscht sich Maximilian Lörch, dass sie ihre Expertise weitergeben und beispielsweise im eigenen Dorf präsent sind und anderen mit ihren Kenntnissen weiterhelfen.