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OberbergBürger fragt nach nationalsozialistischer Kunst, Kreis hat keine Antworten

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Im Foyer in Gummersbach hängt die Europafahne neben der deutschen, der von Nordrhein-Westfalen und der des Oberbergischen Kreises.

Oberberg – Eine Einwohneranfrage des Bergneustädters Lothar Gothe in Sachen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit ist bei der Kreistagssitzung weitestgehend unbeantwortet geblieben. Gothe wollte Fragen rund um vier Gemälde des Malers Werner Peiner beantwortet wissen, die der Kreis Anfang der 1950er Jahre auf Betreiben von Oberkreisdirektor Dr. Friedrich Wilhelm Goldenbogen gekauft habe.

Gothe erinnerte in seiner Anfrage an die nationalsozialistische Vergangenheit Peiners, der die Herrmann-Göring-Meisterschule in der Nähe der „Ordensburg“ Vogelsang geleitet habe und von Adolf Hitler in die Liste der „Gottbegnadeten“ aufgenommen worden sei, einem Kreis von mehr als 1000 Künstlern, die dem Nazi-Regime wichtig erschienen. Bekannt ist auch, dass Peiner im Jahr 1944 nach Gimborn zog und nach Kriegsende interniert wurde.

Kaufpreis und Involvierung des Kreistags unklar

Ob der damalige Kreistag von Peiners Vergangenheit gewusst und ob es Kritik am Kauf der Bilder gegeben habe, wollte Gothe unter anderem wissen. Zudem sah er in der Tatsache, dass OKD Goldenbogen den Maler gefördert habe, ein Indiz dafür, dass Goldenbogen selbst „Antisemit war oder zumindest keinen sonderlichen Makel im Antisemitismus sah“.

Für die Verwaltung gab Dezernent Felix Ammann eine Stellungnahme ab: Es sei weder ersichtlich, wie hoch der damalige Kaufpreis war, noch inwiefern der Kreistag in den Kauf involviert war. Fest stehe nur, dass die Gemälde nach wie vor in einem nicht-öffentlichen Bereich des Depots eingelagert seien, so Ammann – „und da werden sie auch verbleiben“.

Publikation über nationalsozialistische Vergangenheit vor fünf Jahren

Erst im September hat der Kreisausschuss fraktionsübergreifend eine Anregung Gothes abgelehnt, mit der er „personelle und ideologische Kontinuitäten zum Nationalsozialismus in der oberbergischen Kommunalpolitik“ von unabhängigen Historikern aufgearbeitet wissen wollte. Damals nahm der frühere Kreisarchivar und Gummersbacher Stadthistoriker Gerhard Pomykaj Stellung zu Gothes Anregung.

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Pomykaj hatte der Öffentlichkeit vor fünf Jahren seine Forschungen über die nationalsozialistische Belastung der Kreisverwaltung nach 1945 vorgestellt – eine Veröffentlichung, von der Gothe sagt, sie weise große Lücken auf. Im Ausschuss aber herrschte Einvernehmen, dass eine Umsetzung von Gothes Anregung wegen der bereits erfolgten Publikationen nicht zielführend sei. Stattdessen bat die Kreispolitik, mit den Fraktionsvorsitzenden abzustimmen, in welcher Form man sich künftig dem Thema widmen könne. (ag)