OberbergHerbstwochenende sorgt für viel Bewegung auf den Wanderwegen
Oberberg – Mit Kind und Kegel waren am Wochenende viele Familien unterwegs, um die doch noch sonnigen Herbsttage im oberbergischen Wanderland zu genießen. Oft waren es auch die Großeltern, die ihre Enkel mit auf Tour an der frischen Luft genommen hatten, oder junge Paare, die bei einer Wanderung durch das raschelnde Laub die wärmenden Sonnenstrahlen in sich aufsogen.
Auch wenn zahllose Wanderer und Spaziergänger die Wälder bevölkerten und die Wanderparkplätze gut gefüllt waren, kam es anders als zuletzt an touristischen Hotspots wie dem Drachenfels an diesem Wochenende in Oberberg zu keinem Auflauf, die Menschen verteilten sich auf den Wegen.
Hoch hinaus
Hoch hinaus wollte dabei Familie Scholl aus Wiehl, die sich den Nümbrechter Wald als Ziel für ihren Wochenendausflug ausgesucht hatte. Ganze 154 Stufen hoch ging es für die Eltern mit ihren drei Kleinkindern den Aussichtsturm hinauf, bevor sich ein wundervolles Panorama mit einem Blick bis ins Siebengebirge und zum Kölner Dom entfaltete. Stolz strahlte der 5-jährige William und zeigte mit dem Arm: „Da ist Schloss Homburg – das kenne ich.“
An der Picknickstelle unterhalb des Turms saßen Romy Mürkens aus Köln, die ihre Freundin Rita Westermilies in der Reha in Nümbrecht besuchte. Da das Turmstübchen geschlossen ist, hatte sie für beide einen Orangenkuchen mit Mandeln mitgebracht. Auch für Sascha-Uwe Kekulawala am anderen Ende des Tisches hatte sie ein Stück übrig. Der Kölner ist seit ein paar Tagen bei Freunden in Engelskirchen zu Besuch und erkundet mit seinem Mountainbike die Schlösser und Burgen in der Region. Immer hat er sein Fernglas dabei: „Ich bin erstaunt, wie viele verschiedene Vogelarten es hier gibt.“
Florian aus Much besucht gerne seine Großeltern: „Da gibt es immer etwas Besonderes.“ Am Samstag waren sie mit ihm in den Wiehler Tierpark gefahren. „An so einem schönen Tag muss man die Enkel einfach bespielen“, meinte die Großmutter. Doch das machen die Tiere auch schon ganz alleine: Neugierig näherte sich ein Wildschwein, und auch das Damwild unter Führung des weißen Hirsches Lars hatte seine Scheu verloren und näherte sich dem Zaun, als wolle es sich für den Winter von den Besuchern verabschieden.
„Im Moment geht nur Outdoor“
Auch auf dem Waldspielplatz tummelten sich die Kinder begeistert. Die zweijährige Lisa balancierte an der Hand ihrer Mutter über einen Baumstamm, während ihr Bruder das Innere des Holzzeltes untersuchte, dass die anderen johlend umkreisen.
Während auf dem Parkplatz am Wiehler Immerkopf nur einzelne Autos parkten, war der Oberholzener Wanderparkplatz am Samstag richtig voll. Da der Platz nicht ausreichte, standen die Autos bis hinunter ins Dorf und auf der anderen Seite des Höhenrückens in Richtung Alpetal. „Im Moment geht ja nur Outdoor“, sagte die Wiehlerin Stefanie Vongehr. Sonst sei sie mehrmals wöchentlich im Fitnessstudio: „Jetzt muss ich eben anders sehen, wie ich mich fit halte.“ Begleitet wurde sie von Marina Giehl aus Reichshof, die sonst mit dem Rad nach Oberholzen fährt. Sie erzählte, dass schon in den letzten Tagen dort sehr viele Menschen unterwegs gewesen seien: „Aber auf der sieben Kilometer langen Runde verteilt sich das. Man muss nicht um die Leute herumlaufen.“
Magische Anziehungskraft der Talsperren
Doch nicht nur der Süden des Kreises war ein beliebtes Wanderziel, die Talsperren in der Kreismitte übten wie im Sommer eine magische Anziehungskraft auf die Bevölkerung aus. So waren die Parkplätze in Eberg an der Brucher Talsperre, in Lantenbach zwischen Genkel- und Aggertalsperre und an der Aggerstaumauer selbst bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht leer. Im Schein von Taschenlampen machten sich die letzten Wanderer auf den Heimweg – einige Kinder hatten sogar ihre Martinslaternen dabei.
Andreas Nehls, Inhaber des Schnellrestaurants „Alt Aggersee“ in Lantenbach, fühlte sich verantwortlich für die Verpflegung der Ausflügler: „Eine Talsperre ohne Essen und Trinken – das sollte nicht sein.“ Zwar könne er derzeit weder Tische noch Sitzplätze anbieten, doch etwas gegen Hunger und Durst habe er immer parat – im gastronomischen Lockdown natürlich aus dem Fenster heraus verkauft. Er macht diesen Job seit fast 30 Jahren in zweiter Generation und öffnet momentan nur bedarfsorientiert: „Wir verlieren sonst unseren Standort.“
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Auch das Blockhaus war von Wanderern und Radfahrern sehr gut besucht. Zahlreiche Biker trampelten am Sonntag noch bei Sonnenschein und fast schon stürmischem Wind vor dem angekündigten Regen die Straßen zum Reichshofer Hausberg hinauf. Zwei Biker aus Freudenberg und Friesenhagen hatten sich die kurvenreichen Strecken für ihre Herbstabschlusstour ausgesucht und eine Gruppe Kölner hatte sich vom Wanderführer „Wandern für die Seele“ zur „Gesundheitstour“ am Blockhaus inspirieren lassen. Dass die Panoramahütte geschlossen hatte, störte beide Gruppen nicht. Sie hatten ihre Verpflegung mitgebracht: „Und für Glühwein ist es eh noch zu warm.“