Kurioser Streit um Saatkrähen-SchutzKreis Oberberg ist gegen den eigenen Vorschlag
- In Waldbröl lebt die letzte oberbergische Saatkrähen-Kolonie
- Auch sie ist vom Aussterben bedroht. Der Kreis möchte die Vögel besser schützen
- Gleichzeitig ist der Kreis aber gegen den eigenen Vorschlag
Waldbröl – Der Kreis will die Saatkrähenkolonie im Waldbröler Stadtzentrum bewahren und deshalb das 3,2 Hektar große Gelände des Königsbornparks unter Schutz stellen. Den entsprechenden Beschlussvorschlag der Verwaltung hat der Kreisumweltausschuss einstimmig dem Kreistag empfohlen.
Klingt alles nicht weiter spannend, würden nicht 90 Prozent des Geländes der Kreiskliniken Gummersbach-Waldbröl GmbH gehören. Und als deren Mehrheitsgesellschafter mit 93 Prozent ist derselbe Kreis strikt gegen den Vorschlag aus dem eigenen Haus und hat bereits eine Kölner Rechtsanwaltskanzlei vorgeschickt, um die vom Naturschutzbund beantragte Unterschutzstellung zu verhindern.
Im Rechtsstreit stünde der Kreis gegen sich selbst
Denn die Kliniken-GmbH hat zwei Interessenten für vier Parzellen auf dem Gelände, führen die Anwälte in einem Schreiben an den Kreis im Rahmen des Beteiligungsverfahrens aus. Wohngebäude mit mehreren Mietwohnungen sollen dort entstehen (wir berichteten). Mit der Unterschutzstellung sei der Verkauf jedoch nicht möglich, der finanzielle Schaden für die Mandantschaft gegeben. Es sei deshalb zwingend erforderlich, dass zumindest ein Teil des Geländes bebaubar bleibe. Das sei, so die Kanzlei, auch machbar, denn die jetzige räumliche Festlegung des geplanten Schutzgebietes sei „beinahe willkürlich“. Will sagen: Es ginge auch anders.
Am Ende verschärft sich der Ton spürbar: Das behördliche Ermessen bei der Unterschutzstellung sei fehlerhaft ausgeübt worden, die Verordnung zur Unterschutzstellung weise Defizite auf und könne deshalb in der vorliegenden Form rechtlich keinen Bestand haben, sagen die Anwälte der Klinik-GmbH – eine kaum verbrämte Drohung der Juristen gegen die Verordnung und damit gegen den Kreis vor Gericht zu ziehen. Käme es zum Rechtsstreit darum, ginge es also kurioserweise eigentlich Kreis gegen Kreis.
Oberberger Saatkrähe droht auszusterben
Denn als Unterschutzsteller sieht der Kreis das völlig anders: Der zunächst für drei Jahre angeordnete Schutz sei keine unzumutbare Beeinträchtigung. Das Gelände werde derzeit als Park genutzt, die Schutzverordnung werde daran nichts ändern. Einen Anspruch darauf, eine Nutzungsmöglichkeit eingeräumt zu bekommen, die den größten wirtschaftlichen Vorteil verspreche, gebe es nicht.
Die zu schützende Fläche sei sowohl schutzbedürftig (weil die Klinik GmbH sie bebauen will) als auch schutzwürdig, weil es sich bei der Saatkrähenkolonie um die letzte ihrer Art im Oberbergischen Kreis handele.
Gefährdung auch durch den Straßenbau
Im Jahr 1880 habe es in den damaligen Landkreisen Gummersbach und Waldbröl noch 168 Kolonien von Saatkrähen gegeben, die Waldbröler sei heute die letzte. Da auch hier der Brutbestand inzwischen rückläufig sei, drohe das Aussterben dieser lokalen Population in Oberberg.
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Der Krähenschutz im Königsbornpark tangiert auch Pläne der Stadt Waldbröl, die Kaiserstraße auszubauen. Zwei der Brutbäume stehen ziemlich nahe an der Straße, ihre Gefährdung durch den Straßenausbau könne nicht ausgeschlossen werden. Die an die Kaiserstraße grenzenden Parzellen wie von Waldbröl gewünscht von der Schutzverordnung auszunehmen, lehnt der Kreis aber ebenfalls ab. Falls Stadt und Landesbetrieb Straßen eine Artenschutzprüfung vorlegten, die keine Beeinträchtigung der Krähenkolonie nachweise, könne man über eine Ausnahmegenehmigung nachdenken. Die Waldbröler Politik hatte sich bereits frühzeitig gegen eine Bebauung des Königsbornparks ausgesprochen.