Hilfslieferung nach CharkiwOberberger Paar nach Ukrainefahrt zurück
Oberberg – Inna und Artur Heber gehörten zu den ersten Oberbergern, die Hilfe in die Ukraine brachten. Am Rosenmontag starteten die beiden Gummersbacher, die in Wipperfürth und Lindlar arbeiten, mit einem Transporter voller Medikamenten, Hygieneartikeln und Babynahrung ins Kriegsgebiet (wir berichteten).
Inzwischen ist das Paar zurück im Bergischen. Inna hat kaum mehr Stimme. Sie telefoniert jetzt praktisch rund um die Uhr. Ihre Sprachkenntnisse sind bei Behörden und Firmen gefragt, dazu kommen die Koordination weiterer Hilfe und der Kontakt zur Familie, die weiterhin nahe Charkiw festsitzt, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. „Meine Eltern haben entschieden, dass sie bleiben und um ihr Heimatland kämpfen werden“, sagt Inna hilflos.
Pakete in größeren Konvoi umgeladen
Wie geplant, konnten die beiden Gummersbacher über Rumänien in ihr Geburtsland einreisen. „Die ukrainische Seite hat im Land mehrere Zentren geschaffen, in denen Hilfsgüter aus der ganzen Welt eintreffen. Es gibt verschiedene Korridore und ortskundige Begleiter zu diesen Lagern“, erklärt Inna. An der Grenze zur Ukraine entluden die Helfer aus Oberberg die Fracht des silbernen Transporters – Spenden, die vor allem der Kölner Verein „Blau-Gelbes Kreuz“ am Karnevalswochenende zusammengetragen hatte. Die Pakete wurden umgeladen auf einen größeren Konvoi mit dem Ziel Charkiw.
Hilfe vor Ort
Eigener Verein für die Ukraine-Hilfe
Inna und Artur und weitere Mitstreiter sind jetzt in Gummersbach zusammenkommen, um einen Verein zu gründen, der weitere Hilfen auf den Weg bringen soll. Sitz der Initiative soll die Kreisstadt sein, den Namen wollen die Gründer bei ihrem ersten Treffen beraten.
Zweck sei einerseits die Unterstützung vor Ort in der Ukraine und andererseits Hilfe für von dort Vertriebene, die in Oberberg ankommen. „Der Verein soll allen Menschen offenstehen, die uns unterstützen möchten“, betont Inna. Details zu dem geplanten Verein sollen nach dem Wochenende bekanntgemacht werden. (sfl)
Auf der Rückfahrt steuerten Inna und Artur die Stadt Lwiw an, nicht weit von der polnischen Grenze entfernt. Die Vororte erreichten sie erst kurz vor der Sperrstunde – was ihnen eine ausgiebige Kontrolle durch die Polizei einbrachte. „Zwei Ukrainer in einem Wagen mit deutschem Kennzeichen – das wollten die Polizisten genauer untersuchen“, so Inna. Wenig später heulten in der Stadt die Sirenen, die kommenden Stunden verbrachte das Paar in einem Bunker.
Kilometerlange Staus am Grenzübergang
„Genau in dieser Nacht haben die russischen Soldaten das Atomkraftwerk Saporischschja beschossen. Unter den Menschen brach Panik aus, in diesen Stunden haben sich viele zur Flucht entschieden“, berichtet Inna. Die Szenen des nächsten Tages an der Grenze haben beide besonders aufgewühlt.
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Kilometerlang stauten sich die Fahrzeuge am Grenzübergang. Am Ende des Staus wuchs die Verzweiflung. „Frauen mit Kindern, die gerade erst laufen konnten, ließen das Auto einfach stehen und machten sich zu Fuß auf den Weg zur Grenze. Hauptsache in Sicherheit“, erinnert sich Inna, an die Szene, die sie dort erlebten. „Artur und ich waren uns sofort einig gewesen: Diese herzzerreißenden Bilder werden wir nie vergessen.“ Und sie wollen weiter Hilfsgüter in die Ukraine bringen, aber auch die Flüchtlinge in Oberberg unterstützen. Dazu ist die Gründung eines Vereins geplant (siehe Infokasten).