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Seit 30 Jahren HerzenssachePfarrerin baute die Telefonseelsorge Oberberg auf

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Pfarrerin Christa Dresbach-Schnieder übergibt am Freitag die Schlüssel der Büros an ihren Nachfolger.

Oberberg – Sie hat die Evangelische Telefonseelsorge in Oberberg ab 1990 mit aufgebaut und seit ihrem Start 1992 geleitet. Jetzt geht Pfarrerin Christa Dresbach-Schnieder in Altersteilzeit. Am Freitag übergibt sie die Schlüssel der Büros an ihren Nachfolger Arno Molter.

Ob sie gerne geht? Ja und Nein. „Die Telefonseelsorge war meine Herzensangelegenheit und wird es auch bleiben“, sagt die 63-Jährige.“ Trotzdem sei es richtig, sie jetzt in jüngere Hände zu geben. Digitalisierung, Telefonseelsorge per Chat und Mail sind nicht wirklich ihr Ding. Die neue Technik, das können Jüngere besser.

Als junge Mutter nach Waldbröl gekommen

Nach ihrem Vikariat in Velbert kam Dresbach-Schnieder als junge Mutter nach Waldbröl, wo ihr Mann ab 1985 bis zu seinem Ruhestand die Beratungsstelle „Haus für Alle“ leitete. Schon im Studium hatte sie den späteren Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger, Horst Ostermann, kennengelernt. Dessen Vorstellungen der praxisnahen Klinischen Seelsorgerausbildung faszinierten die junge Frau.

Als Ostermann sie 1990 einlud, zusammen mit einem dreiköpfigen Team aus Psychologen und Sozialarbeitern eine Telefonseelsorge aufzubauen, machte sie mit. Oberberg war bis dahin ein weißer Fleck. Rundum gab es bereits eine Telefonseelsorge, nur hier nicht. Per teurem Ferngespräch mussten sich Oberberger in Nöten auswärts Hilfe holen. Nachdem die ersten 22 ehrenamtlichen Telefonseelsorger ausgebildet waren, trug Ostermann ihr als einziger Theologin des Gründerteams 1992 die Leitung des neuen Seelsorgeangebots an.

Anfänglich langes Warten

Es dauerte eine Weile, bis das Angebot bekannt wurde. „Am Anfang gab es lange Wartezeiten für die Ehrenamtler, ehe jemand anrief.“ In den ersten Jahren saß Dresbach-Schnieder selbst auch am Telefon. An ihr erstes Gespräch kann sie sich nicht erinnern, aber das „Aushalten der Ohnmacht“, wenn man einem Anrufer gar nicht helfen konnte, hat sie bis heute nicht vergessen: „Wenn man sich verabschiedet und es hat sich an der schrecklichen Situation des Anrufers nichts geändert, das ist hart.“

Denn genau das ist das Ziel der tausenden Gespräche, welche die Telefonseelsorge jedes Jahr führt: Den Anruferinnen und Anrufern im Gespräch eine Perspektive vermitteln, was sie möglicherweise tun können, um ihre Lage zu verbessern oder zumindest besser mit ihr klarzukommen. Das gelingt nicht immer, aber oft. Im Büro der Telefonseelsorge, dessen Standort zum Schutz ebenso geheimgehalten wird wie die Namen der Mitarbeiter liegt ein „Dankesbüchlein“, indem die Ehrenamtler eintragen, wenn sich Anrufer ausdrücklich für die Hilfe bedanken.

Zunächst nur 20 Wochenstunden

Dresbach-Schnieders Stelle war von Anfang an auf 20 Wochenstunden begrenzt, die in Aussicht gestellte Ausweitung erfolgte nie. „20 Stunden waren eigentlich nie genug“, sagt sie. In Spitzenzeiten mussten 55 Ehrenamtler organisiert und im Rahmen der Supervision in der Verarbeitung der belastenden Gespräche unterstützt werden. Auch um Spenden bemühte sich die Leiterin. Alles Aufgaben, die weit weg sind vom Berufsbild einer Pfarrerin, die Dresbach-Schnieder ja eigentlich ist.

Trotzdem: In einer Kirchengemeinde zu arbeiten, habe sie nie wirklich vermisst, sagt sie. „Mit jungen Leuten umzugehen, lag mir nicht so sehr“, merkte sie schonwährend ihres Vikariates im Konfirmandenunterricht. Da wurde das Team der Ehrenamtler in der Telefonseelsorge zu einer Art Ersatz-Gemeinde.

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Eine schlimme Diagnose, Beziehungsprobleme, religiöse Krisen. Psychische Probleme, Existenzsorgen – egal ob kleine oder große Nöte, was die Anrufer über all die Jahre verbindet, ist die Einsamkeit, niemanden zu haben, mit dem sie über das sprechen können, was sie belastet. Menschen im Gefühl der Ausweglosigkeit zuzuhören und und zu stärken, ist für Dresbach-Schnieder immer die zentrale Aufgabe der Telefonseelsorge gewesen. Was sie jetzt in ihrem Ruhestand anfängt, weiß sie noch nicht. Erst mal Abstand gewinnen, „und dann im Herbst suche ich mir eine schöne ehrenamtliche Aufgabe“.