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KriminalitätsbekämpfungOberbergs Polizei setzt vermehrt auf Informatiker

Lesezeit 4 Minuten

Dass die Polizei mehr und mehr auch Spezialisten wie Informatiker für die Verbrechensbekämpfung beschäftigt, wird von Oberbergs GdP-Vorsitzendem Ulrich Stahl sehr begrüßt.

Oberberg – Rein statistisch gesehen gehört das Oberbergische in NRW zu den sichersten Regionen im Land. Das wurde auch zuletzt im Februar bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2021 noch einmal deutlich. 10 599 Fälle hat die Polizei im Jahr 2021 bearbeitet. So wenige hatte es zuletzt im Jahr 2000 gegeben.

62,03 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Die Quote erreicht damit einen Höchstwert, den Oberberg in Nordrhein-Westfalen Platz vier beschert. Der immer wieder gern gesagte Satz von „einem der sichersten Landkreise“ in NRW hat seit Jahren Gültigkeit, wenn die so genannte Häufigkeitszahl ins Spiel kommt. Sie beträgt 3901 und spiegelt das Verhältnis der Fallzahlen zur Einwohnerzahl wider. Nur in den Landkreisen Lippe (3735) und Olpe (3799) liegt sie noch niedriger. Das Land NRW liegt bei 6703.

Großes Engagement der Polizei gelobt

Doch ist es in Oberberg tatsächlich so sicher, wie die Zahlen einen glauben lassen könnten? „Wir haben gute Zahlen, weil wir gute Ermittler haben“, sagt mit Ulrich Stahl, der Vorsitzende der Kreisgruppe Oberberg der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Er lobt das „sehr gute Engagement“ der Kolleginnen und Kollegen. Gut findet Stahl, dass bei der Kriminalitätsbekämpfung immer mehr auf Informatiker gesetzt werde. Also auf Fachkräfte, die beispielsweise das Handy eines Verdächtigen richtig zerlegen könnten. „Das hat uns in der Vergangenheit vielfach gefehlt. Und dann haben das Kollegen übernommen, die sich diese Kenntnisse selbst angeeignet haben“, so der Vorsitzende.

Heute übernähmen das Kollegen, die ein entsprechendes Studium absolviert hätten und mit einer speziellen Software arbeiten würden. Die moderne Technik und die gute Ausbildung der Ermittler komme Oberbergs Polizei in den unterschiedlichsten Bereichen zugute, sagt Stahl. So auch bei der Cyberkriminalität, bei den Ermittlungen gegen Pädo-Kriminelle oder bei Fällen von Verkehrsunfallflucht.

Hoher Datenschutz in Deutschland als Hürde

„Wir können Unfallursachen klären. Das heißt: Wenn ein Handy benutzt wurde, können wir entsprechende Auswertungen vornehmen. Bei Apple ist das leider so nicht mehr möglich. Der 30-Tage-Speicherzeitraum bringt dabei auch Probleme mit sich“, erläutert Stahl. Dabei sagt der oberbergische GdP-Vorsitzende aber auch, dass es immer wieder Hürden für die polizeiliche Ermittlungsarbeit gebe. „Wir nutzen aus, was möglich ist, und versuchen bei Richtern entsprechende Beschlüsse zu erwirken“, erklärt Stahl. Ein Knackpunkt, der die Arbeit der Ermittler regelmäßig ausbremse, seien die Vorschriften des Datenschutzes, der in Deutschland sehr groß geschrieben werde.

Die Sicherheit der Bevölkerung ist die eine Sache, aber wie ist um die der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten bestellt? „Als GdP wünschen wir uns, dass die Kolleginnen und Kollegen gut und sicher ausgestattet sind“, sagt Stahl. Von der aktuellen Einführung sogenannter Taser bei der Polizei in NRW verspricht sich der Vorsitzende einen positiven Effekt bei der Arbeit auf der Straße. „Da heben Tatverdächtige schnell die Hände, wenn der Einsatz des Tasers angedroht wird“, sagt Ulrich Stahl und hofft, dass Pfefferspray oder gar Schusswaffen viel weniger zum Einsatz gebracht werden müssen.

Respekt vor der Polizei lässt nach

Doch auch deren Einsatz gehört offenbar immer öfter zum Alltag bei der Polizei. „Es ist schon anders geworden draußen. Der Respekt vor der Uniform gegenüber geht zusehends verloren“, sagt der Hauptkommissar. Körperverletzungen und Widerstandshandlungen gegen die Polizei gehörten beinahe schon zum Üblichen. So auch zuletzt, als ein Polizist bei einem Einsatz vor einer Gummersbacher Gastwirtschaft von einem Angreifer mit einem Faustschlag niedergestreckt wurde.

„Der Respekt, den früher ein Dorfpolizist genoss, den gibt es nicht mehr. Heute lachen bereits jugendliche Kriminelle über die Polizei“, berichtet Stahl. Die Polizei sei zwar zur Deeskalation ausgebildet, aber irgendwo gebe es auch eine Grenze. Als örtlicher Gewerkschaftschef wünsche er sich daher, dass eine Polizeibehörde hinter den Kolleginnen und Kollegen stehe und diesen Rückendeckung gebe, wenn es mal zu einer Körperverletzung im Dienst komme. „Es ist wichtig, dass die Behörde deutlich macht, dass sie für den Kollegen einsteht.“

Mehr Bürobäume vom Kreis gewünscht

Und was wünscht sich der GdP-Chef vom Oberbergischen Kreis? „Mehr Büroräume“, sagt Stahl. Der Neubau auf dem Steinmüllergelände sei im Grunde schon beim Bezug zu klein gewesen. Die Konsequenz sei, dass Abteilungen der Kripo bereits in ein Gebäude der Firma Ferchau gleich in der Nachbarschaft ausgegliedert würden.

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Und mit der Einstellung weiterer Experten werde die Situation aus räumlicher Sicht nicht besser. So soll im kommenden Jahr ein zehnköpfiges Verkehrtsunfallteam in Gummersbach installiert werden. „Neben mehr Raum wünsche ich mir, dass noch mehr Spezialisten zu Polizisten gemacht werden“, sagt der GdP-Chef und nennt die forensische Arbeit als ein Beispiel.