Wintersport auch ohne SchneeSo trotzen die oberbergischen Skiclubs den grünen Wintern
- Noch immer haben im Oberbergischen einige Sportvereine eine Skiabteilung.
- Doch die Skiabteilungen müssen ums Überleben kämpfen, denn längst sind die Winter nicht mehr so schneereich.
- So haben sich die Vereine in den vergangenen Jahrzehnten auf den Schneemangel eingestellt.
Oberberg – Mitten im Winter zeigt sich das Oberbergische mal wieder grün statt weiß. Das triste Wetter dieser Tage lässt nicht vermuten, dass der Wintersport hier eine lange Tradition hat. Doch wo in früheren Jahrzehnten die Oberberger regelmäßig Langlauf- und Abfahrtski untergeschnallt haben, ließen sich in den vergangenen Jahren eher selten Loipen ziehen oder Pisten planieren. Heute gibt es noch die Skihänge in Reichshof-Hahn und Morsbach-Springe, langsam in Vergessenheit gerät die Piste bei Marienheide-Müllenbach. Je grüner die oberbergischen Winter wurden, desto übersichtlicher ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Skiabteilungen in den Sportvereinen geworden. Trotzdem gibt es immer noch einige Freunde des Wintersports, die das Erbe aufrechterhalten.
TV Rodt-Müllenbach: Früher gab es eine Spungschanze
Lange ging’s heiß her in Müllenbach, wo es einst sogar eine kleine Sprungschanze gab. Die wurde 1930 von damals arbeitslos gewordenen Steinbrucharbeitern errichtet. Sprünge von 30 bis 40 Metern waren dort möglich.
In der Oberbergischen Rundschau vom 8. März 1949 wurde von der ersten Veranstaltung des TV Rodt-Müllenbach nach Kriegsende berichtet: „Auf mustergültigen Strecken ging Sonntagvormittag der Langlauf und nachmittags auf der Engelnbergschanze der Sprunglauf über die Bühne.“
Gut 600 Zuschauer sollen ins Dorf geströmt sein. Schon 1972 wurde auf Schneemangel reagiert: Im Sommer wurde dort die bundesweit erste Skipiste aus Kunststoffmatten eröffnet. Sogar der Olympionike Gerhard Prinzing kam, um die Neuheit zu testen.
Er beurteilte damals die Strecke als „pfundig“. Der Andrang war groß, doch lange hielt das Vergnügen nicht an, denn schon zwei Jahre später ging der Investor Pleite und die Matten wurden zwangsversteigert. Noch bis 1995 galt Müllenbach als „Wintersportzentrum“. Dann wurde der Ankerlift außer Betrieb genommen, später abgebaut.
Die Skiabteilung des Vereins, die Anfang der 1980er gegründet wurde, hat die glorreichen Zeiten des Müllenbacher Wintersports überlebt – trägt ihre Wettbewerbe aber mittlerweile meist ohne Schnee aus: Über einen Herbst- und einen Nikolaus-Berglauf sowie einen Skibasar finanziert sich die Abteilung hauptsächlich.
Um auch Skifahren zu können, reist die Abteilung jedes Jahr über Karneval ins Hochgebirge. 90 Mitglieder werden schon bald Richtung Südtirol aufbrechen. Mit dabei sind auch viele Kinder und junge Erwachsene. Oliver Becker, Vorsitzender der Skiabteilung, hat keine Sorgen, dass die Abteilung auch weiterhin besteht.
Skiclub Dieringhausen: Bald gibt's eine Boule-Anlage
Regelmäßig treffen sich die Mitglieder des Skiclubs Dieringhausen, um Sport zu treiben. Doch auf heimischen Hängen Ski gefahren sind sie schon lange nicht mehr. Im Herbst unternahm der Club eine Fahrt zur Skihalle in Neuss. Vorsitzender Manfred Schweingruber erhoffte sich dadurch, mehr Nachwuchs für den Skisport zu gewinnen. Ziel sei es, wieder eine Kinder- und Jugendgruppe aufzubauen.
Panoramahütte öffnet am Wochenende unter neuer Leitung
Nach einer kurzen Zeit des Leerstands öffnet die Panoramahütte an Reichshofs Hausberg, dem Blockhaus, wieder ihre Türen für Gäste, und zwar am kommenden Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 19 Uhr.
In der Küche steht dann die Mannschaft von „Culina Mea“. Den Betrieb der Panoramahütte übernimmt Culina Mea kommissarisch, da die Reichshofer Gemeindeverwaltung zurzeit prüft, ob sie für die Vergabe dieses Objekts eine Ausschreibung vornehmen muss.
Bernhard Junge möchte in der Panoramahütte Speisen anrichten, „die zu einer Hütte passen“, Kaiserschmarrn etwa, Kässpätzle und Vesperplatten. Zur Eröffnung am Wochenende servieren Junge und sein Team unter anderem eine deftige Gulaschsuppe mit Rindfleisch.
Zurzeit soll die Panoramahütte immer samstags und sonntags öffnen. Im Sommer solle auch der Freitag hinzukommen. (höh)
Schweingruber ist schon seit 50 Jahren Clubmitglied. Er kann sich noch gut an bessere Zeiten erinnern. Fast jeden Winter seien regelmäßig 30 bis 40 Leute mit dem Bus ins Sauerland gefahren. „Wenn dort früher genug Schnee lag, hat der Gründer des Clubs eine schwarz-weiße Fahne an seinem Balkon aufgehangen. Dann wussten alle aus dem Dorf Bescheid, dass wir am Wochenende mit dem Bus zur Piste fahren.“
Außerhalb der Saison treffen sich die Clubmitglieder zum Tennis, Fußball oder Volleyball spielen. Und sie wollen demnächst eine Boule-Anlage eröffnen. Trotzdem sorgt sich Schweingruber um die Zukunft seines Clubs: „Der Altersdurchschnitt ist leider sehr hoch. Dadurch fehlen uns die jungen Leute, die den Verein weiterführen können.“
Da auch noch die letzten Winter der Schnee meistens ausgeblieben ist und die angebotenen Skifahrten in der Vergangenheit nie wirklich angenommen wurden, sei der Skisport in Dieringhausen praktisch zum Erliegen gekommen.
TuS Waldbröl: Bald wird der Skilift wohl stillgelegt
Im Jahr 1947 gründeten zwei Männer in einer Waldbröler Kneipe die Skiabteilung des TuS. Mit knapp 47 Mitgliedern und Skiern aus der Wehrmachtszeit waren die Sportler damals hauptsächlich in den Wäldern der Umgebung unterwegs. Ähnlich wie in Dieringhausen ist auch das Durchschnittsalter bei den 70 Abteilungsmitgliedern recht hoch. Außerhalb der Saison bietet der Verein vor allem Fahrrad- und Walkingtouren an. Zudem gibt es ab Oktober jeden Jahres wöchentlich Skigymnastik in der Heidberghalle. Zusätzlich veranstalten Ehrenamtler des Vereins jährlich einen Basar.
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Wenn die vergangenen Jahre Schnee lag, wurde schnell der Schlepplift in Morsbach-Springe aktiviert. Nur drei Stunden braucht der Aufbau, berichtet Jochen Herholz, Vorsitzender der Skiabteilung und dem Verein schon seit 1968 treu: „Der Skilift wurde 1979 durch zinslose Darlehen der Mitglieder finanziert. Auf zirka 19.000 Mark beliefen sich die Kosten.“ Die Gläubiger bekamen ihr Geld bald zurück, denn im Winter 1979 lag so viel Schnee, dass rund 25.000 Mark mit dem Hang in Springe eingenommen wurden. Das ist bis heute absoluter Rekord.
Lang ist’s her: Vergangenen Winter wurde der Lift nur an einem Wochenende und im Jahr davor nur eine Woche geöffnet. Sollte es dieses Jahr nicht mehr schneien, werde der Lift wohl fürs Erste stillgelegt, vermutet Herholz – die Versicherungsbeiträge für die Anlage sind zu hoch.
Als Ersatz für die schneearmen Winter bietet der Verein Skitouren an. Dieses Jahr ging es Mitte Januar für eine Woche in das österreichische Maria Alm. Außerdem wird die Gruppe im März noch einmal für eine Woche nach Grindelwald in die Schweiz fahren.