Liebessymbol auf der Roten ListeTurteltaube ist auch in Oberberg stark gefährdet
Oberberg – Sie ist ein Symbol für die Liebe. Ihre Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch: Die Turteltaube wurde vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zum „Vogel des Jahres 2020“ gewählt. Und damit möchte der Verband darauf aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet ist.
„Seit 1980 haben wir fast 90 Prozent dieser Art verloren, ganze Landstriche sind turteltaubenfrei“, bedauert der Bergneustädter Heinz Kowalski, stellvertretender Nabu-Landesvorsitzender und Vogelexperte. „Unsere kleinste Taube findet kaum noch geeignete Lebensräume. Zudem ist sie durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht.“
Weltweit gefährdete Art
Die Turteltaube ist der erste vom Nabu gekürte Vogel, der als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Die meisten der höchstens 5,9 Millionen europäischen Paare leben in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. In Deutschland brüten heute nur noch weniger als 22 000 Paare.
Vogelzählung
Der Naturschutzbund ruft wieder zur bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ auf. Vom 10. bis zum 12. Januar können Vogelfreunde eine Stunde lang Vögel beobachten, zählen und dem NABU melden. „Nach dem zweiten Rekordsommer in Folge könnte die Zählung Aufschluss darüber geben, wie sich anhaltende Dürre und Hitze auf die heimische Vogelwelt auswirken“, teilt der Nabu mit. „ Je mehr Menschen mitmachen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse.“ Näheres erfährt man im Internet. Für die „Schulstunde der Wintervögel“ vom 6. bis 10. Januar bietet die Naturschutzjugend Zählkarten, ein Poster und ein Wintervogel-Quiz für Kindergruppen und Schulklassen an. Die Zählergebnisse der Kinder fließen ebenfalls in die Nabu-Auswertung ein. (r)
In Nordrhein-Westfalen leben vermutlich nicht einmal mehr als 1000 Brutpaare. Der Nabu teilt mit: „Die Turteltaube muss man heute in NRW suchen. War die Art früher flächendeckend im nordrhein-westfälischen Tiefland und teilweise auch im Bergischen vertreten, ist sie daraus heute nahezu komplett verschwunden.“ In NRW ist der Bestand seit den 1990er Jahren bis 2009 um 60 Prozent eingebrochen. Dieser Trend hat sich im letzten Jahrzehnt fortgesetzt. In der Roten Liste der Brutvögel in NRW wird die Turteltaube als stark gefährdet eingestuft.
Fast ausschließlich vegane Ernährung
Im Oberbergischen ist die Wärme liebende Turteltaube schon immer sehr selten gewesen. Aus der Zeit zwischen 1970 und 2000 liegen Brutnachweise aus Engelskirchen, Lindlar, Waldbröl und dem Nordkreis vor, aus den übrigen Teilen des Kreises nur sporadische Beobachtungen. Bis vor 20 Jahren ist die Taube regelmäßig nur noch im Bereich von Nümbrecht und Wiehl beobachtet worden, wo sie in den offenen, wärmebegünstigten Tälern in Hecken, Gehölze und lichten Wäldern gebrütet hat.
Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen vor allem Wildkräutersamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch und Leimkraut. Diese Pflanzen wollen Landwirte aber nicht auf ihren Feldern haben. Darum hat sich die Taube seit den 1960er Jahren angepasst und ihre Nahrung umgestellt. Der Anteil von Sämereien aus landwirtschaftlichen Kulturen macht nun mehr als die Hälfte der Nahrung aus statt wie früher nur 20 Prozent. Im Gegensatz zu Wildkrautsamen stehen diese aber nur für kurze Zeit im Jahr bis zur Ernte zur Verfügung.
Vogeljagd im Mittelmeerraum ist zusätzliche Gefahr
Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtere die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm, warnt der Nabu. Die Ausweitung von Anbauflächen gehe mit einem Verlust von Brachen und Ackersäumen einher. Der Nabu kämpft darum für eine Förderung der Landwirtschaft, die die Natur erhält statt sie zu schädigen.
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Eine zusätzliche Bedrohung für den Zugvogel ist die Vogeljagd im Mittelmeerraum. Ein Nabu-Vogelschutzexperte sagt: „Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die jährlich mehr als 1,4 Millionen in der EU legal geschossenen Turteltauben von der Art nicht mehr verkraftet werden können. Besonders skandalös: In manchen Ländern gilt das Schießen der Turteltauben als Sport und dient nur dem Vergnügen.“