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Das Rathaus im WohnzimmerVerwaltungen setzen zunehmend auf Heimarbeit

Lesezeit 3 Minuten
Homeoffice Symbol

Symbolbild.

  1. Während des Corona-Lockdowns haben viele Verwaltungsmitarbeiter von zuhause gearbeitet
  2. 30.000 Euro wurden in Laptops, schnellere Internetverbindungen und andere Ausrüstung investiert
  3. Jetzt zeigt sich: Das Arbeitsmodell hat Zukunft in Oberberg
  4. Nicht nur Gummersbachs Bürgermeister Helmenstein ist davon überzeugt

Oberberg – Das Geld ist ausgegeben, die Technik angeschafft und eingerichtet. Und die sicheren Netzwerke sind längst geknüpft. Denn die Corona-Krise hat Oberbergs Rathäuser zum Aufrüsten gezwungen, damit die Arbeit in den Verwaltungen weitergeht – nicht nur in den Büros, sondern auch in den Wohnungen der Beschäftigten: Die Bürgermeister haben ihre Angestellten ebenfalls ins Homeoffice geschickt. Und was seit März aus reiner Notwendigkeit geschieht , um der Pandemie Einhalt zu gebieten, ist plötzlich ein Arbeitsmodell für die Zukunft.

30.000 Euro für Laptops, sichere Internetverbindungen und weitere Ausrüstung

„Corona hat der Digitalisierung in Oberberg einen immensen Schub gegeben“, sagt Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein: „Den müssen wir einfach ausnutzen.“ Nach den Sommerferien soll in der Kreisstadt eine Dienstvereinbarung in Kraft gesetzt werden, die das Arbeiten von Zuhause regelt. Fast 320 Bedienstete gehen ihrer Arbeit im Gummersbacher Rathaus nach, etwa die Hälfte von ihnen, so schätzt Helmenstein könnten ihre Aufgaben auch im eigenen Wohnzimmer erledigen.

„Die Umsetzung der Dienstvereinbarung obliegt dann den Dezernenten.“ Rund 30 000 Euro hat die Stadt nach Angaben ihres Bürgermeisters ausgegeben – für Laptops, sichere Internetverbindungen und weitere Ausrüstung, die das Arbeiten aus der Ferne erlaubt. „Und die Begeisterung dafür ist riesig.“

Auch andere Bürgermeister schätzen die Möglichkeit der Heimarbeit

Nicht nur Frank Helmenstein, sondern auch Amtskollegen wie etwa Dr. Gero Karthaus (Engelskirchen) und Hilko Redenius (Nümbrecht) sind von den Vorzügen der Heimarbeit inzwischen überzeugt: Sie mache die Kommune zu einem attraktiven Arbeitgeber, sagt nicht nur Helmenstein. Beruf und Familie ließen sich besser unter einen Hut bekommen, die Rückkehr in den Beruf nach einer Elternzeit falle wesentlich leichter, pflegebedürftige Angehörige könnten besser betreut werden, kleine Auszeiten im Arbeitstag seien problemlos möglich. Wer einen Termin beim Arzt hat, muss dafür nicht mehr frei nehmen.

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„Ob jemand am frühen Morgen am Computer sitzt oder um Mitternacht, das ist am Ende egal“, betont Nümbrechts Rathauschef Redenius. „Hauptsache, die Arbeit wird getan.“ 80 seiner Kollegen nutzen derzeit das Homeoffice – und das soll möglich bleiben. Nach den Ferien will auch die Schlossgemeinde eine Dienstvereinbarung auf den Weg bringen. Danach soll eine Testphase von drei Monaten starten, in der jeder dieser Mitarbeiter zunächst Anspruch auf einen Heimarbeitstag in der Woche bekommt. Davon ausgeschlossen sind zunächst Dienstage und Donnerstage als feste Tage für notwendige Besprechungen. „Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass wir irgendwann sogar auf vier Tage erhöhen“, glaubt Redenius an das Gelingen. „Wenn wir schon rund 5000 Euro in Heimarbeitsplätze investiert haben, warum sollen wir diese nach Corona wieder aufgeben?“, fragt Nümbrechts Bürgermeister.

Ein neues Verständnis von Arbeit entsteht

Wer aber von zu Hause aus arbeitet, braucht das Vertrauen seines Vorgesetzten. „Und das bekommt er auch“, stellt Engelskirchens Bürgermeister Karthaus klar. Für ihn entwickelt sich gerade ein neues Verständnis von Arbeit: „Sie wird künftig nicht mehr in Zeit, sondern an Ergebnissen bemessen“, sagt Karthaus das Ende der Stechuhr voraus. Will sagen: „Wer im Rathaus pro Tag in der Sozialhilfe 17 Fälle bearbeitet, aber zu Hause nur noch fünf Fälle schafft, der wird sicher zum Gespräch gebeten.“ Überstunden gebe es zu Hause nicht mehr, wenn der Acht-Stunden-Tag auf Vertrauen basiere – so will es übrigens auch Nümbrecht handhaben.Rund 15 000 Euro hat Engelskirchen laut Karthaus in die Einrichtung von Heimarbeitsplätzen investiert, eine Dienstvereinbarung für deren Nutzung ist bereits geschrieben und wird nach den Ferien umgesetzt. Karthaus schätzt, dass gut 40 Prozent der Verwaltungsaufgaben nicht zwingend am Engels-Platz erfüllt werden müssen. Zwei Tage in der Woche dürfen die Beschäftigten künftig zu Hause bleiben. „Das schont auch die Umwelt, weil lange Anfahrten zum Büro wegfallen“, nennt Karthaus einen weiteren Vorzug aus seiner Sicht. Zudem hätten ihn die effektiven Videokonferenzen mit seinen Kollegen überzeugt. „Homeoffice ist ein Weg, den wir konsequent und dauerhaft verfolgen werden.“