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Ist es das wert?Zinsen für Baufinanzierung sind auch in Oberberg gestiegen

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Immer teurer werden private Bauprojekte auch im Oberbergischen durch die gestiegenen Zinsen.

Oberberg – Die Immobilienpreise steigen seit Jahren, spätestens seit Corona sind auch die Preise für Baumaterialien auf einem neuen Höchststand, und jetzt sind auch noch die Zinsen nach oben geschnellt, sodass der Traum von den eigenen vier Wänden immer schwerer zu realisieren ist, wie auch Frank Grebe, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gummersbach bestätigt. Im Vergleich zum Jahr 2019 sei die monatliche Belastung für eine Familie von damals 1000 auf jetzt knapp 1900 Euro nach oben geschnellt, sagt Grebe.

Und er rechnet vor, dass die Zinsen von seinerzeit 1,0 auf aktuell drei Prozent geklettert seien. Allein im letzten Vierteljahr seien die Zinsen von 1,5 auf drei Prozent gestiegen und hätten sich damit verdoppelt. Gleichzeitig sei der Finanzierungsbedarf gewachsen, weil die Immobilien, egal ob im Bestand oder Neubau, seit 2019 um rund 25 Prozent teurer geworden seien.

Ist es das wirklich wert?

Ist der Traum vom Eigenheim damit überhaupt noch zu realisieren? „Man muss sich fragen, ob einem das wert ist, wenn man über 50 Prozent des Monatseinkommens in seine Hausfinanzierung fließen lässt“, sagt der Sparkassenchef und betont, dass die Nebenkosten ja noch hinzukämen. Und in Urlaub fahren wolle man vielleicht auch noch.

Natürlich könne man auch Abstriche machen beim Hausbau, also eine Nummer kleiner, oder eine Bestandsimmobilie kaufen. „Aber auch hier ist kaum etwas zu bekommen. Und das, was angeboten wird, wechselt immer öfter über sogenannte Bieterverfahren an den Höchstbietenden die Eigentümer“, sagt Grebe, der die Entwicklung seit Beginn des Jahres als „extrem“ bezeichnet.

Ob die Zinsen steigen oder fallen, ist schwer absehbar

Man werde sich Gedanken machen müssen und gegebenenfalls die Laufzeit der Verträge verlängern. Denn nach wie vor sei ein Hauskauf für viele Menschen die klassische Altersversorgung. „Die Idee ist ja, dass man während seiner Berufstätigkeit sein Haus abbezahlt und mit Eintritt in den Ruhestand bei gleichzeitig geringeren Bezügen damit durch ist“, erläutert der Vorstandsvorsitzende. Grebe fällt es wie der gesamten Branche aktuell schwer, abzuschätzen, ob die Zinsen noch in diesem Jahr weiter steigen oder sogar wieder fallen. „Dass sie so extrem steigen wie zu Beginn des Jahres, damit hätte niemand gerechnet“, sagt er.

Das bestätigt auch Ingo Stockhausen, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg: „Der Zinsanstieg hat uns bzw. die Marktteilnehmer in seiner Dynamik sicher überrascht. Somit hat das Baufinanzierungsgeschäft aktuell einen Dämpfer erfahren, da Investoren ihre Projekte auch vor dem Hintergrund der zusätzlich gestiegenen Kosten für Baumaterialien nochmals neu kalkulieren oder aber auch absagen müssen.“

Vorstandsvorsitzender der Volksbank Oberberg rechnet mit zwei Zinsschritten der EZB

Stockhausen geht davon aus, dass sich „die Zinsen auf dem jetzt erreichten Niveau innerhalb kleinerer Schwankungsbreiten einpendeln werden“. Allerdings rechnet er in diesem Jahr noch mit zwei Zinsschritten der EZB, sodass Negativzinsen für Kundeneinlagen in absehbarer Zeit Geschichte sein sollten.

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Was eine langfristige Vertragslaufzeit angeht, erklärt der Bankdirektor, dass man immer noch von einem niedrigem Zinsniveau sprechen könne. „Insofern kann sich nach wie vor auch das Eingehen langfristiger Zinsbindungen empfehlen, wobei die individuellen Verhältnisse des Kunden auch eine individuelle Finanzierungsstruktur erfordern.“