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Oberberger Apotheker„Wir sollten auch impfen dürfen“

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Zu den wenigen Apothekern, die in Oberberg bereits Corona-Tests aller Art anbieten, gehört der Dieringhauser Hans Neumann. Er rät dazu, den Test immer von Fachpersonal vornehmen zu lassen.

Oberberg – Ab dem heutigen Montag sind Apotheken aufgerufen, kostenlose Corona-Schnelltests anzubieten. Doch wer sich in einer Apotheke einem Test unterziehen möchte, der findet dafür in Oberbergischen Kreis bisher ohnehin nur wenige Adressen. Diese Apotheken stehen zwar in den Startlöchern, können mit den sogenannten Bürgertestungen aber noch nicht beginnen: Damit sie loslegen dürfen, muss ein öffentlicher Auftrag erfolgen.

Wann der aus dem Kreishaus kommt, ist offen: „Die Verwaltung arbeitet mit Hochdruck daran, möglichst rasch ein flächendeckendes Testangebot aufzubauen“, wird Landrat Jochen Hagt in einer Pressemitteilung zitiert. Man stehe mit den Apotheken in Kontakt. „Noch warten wir allerdings auf genauere Vorgaben des Landes, zum Beispiel zu den Anforderungen, die Teststellen erfüllen müssen.“

Testzentren sind in separate Räume gezogen

In Gummersbach-Dieringhausen haben Marcella und Hans Neumann die Viktoria-Apotheke bereitgemacht. Wer dort einen Schnelltest will, geht ums Haus und tritt ins Labor der Apotheke. Dort haben die Neumanns ihr Testzentrum eingerichtet.

„Tatsächlich ist unklar, wie das Vorgehen aussehen“, sagt Hans Neumann. So gebe es bisher keinen Hinweis darauf, wie kontrolliert werden soll, dass jeder Oberberger nur den einen Gratistest bekommt, der ihm pro Woche zusteht. „Hätte man früher von diesen Testungen gewusst, hätte man beim Versand der Schutzmasken auch Zehner-Karten für die Tests mitschicken können“, überlegt Neumann.

Zu den wenigen Apothekern, die in Oberberg bereits Corona-Tests aller Art anbieten, gehören der Waldbröler Ralph Olesinski und sein Dieringhauser Kollege Hans Neumann. Sie raten dazu, den Test immer von Fachpersonal vornehmen zu lassen.

Die Kosten können Apotheke mit der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen und dieser ein Honorar von insgesamt 18 Euro pro Test in Rechnung stellen. Neumann und seine Kollegen können – je nach Personallage – pro Tag zehn bis 15 Tests vornehmen. Aber ohne Termin läuft nichts: Die Zeiten vergeben die Neumanns über eine Onlineplattform. „Und diese würden wir gerne auch für die kostenlosen Tests nutzen.“

Vorteil: Die persönlichen Daten sind ebenso erfasst wie das Testergebnis, das dann ja eventuell dem Gesundheitsamt des Kreises gemeldet wird. „Auch das würde dann über diese Plattform geschehen.“ Und Neumann würde sogar noch weitergehen und mehr Verantwortung schultern: „Wir Apotheker sollten auch impfen dürfen – nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen die Grippe.“

Olesinski warnt vor Selbsttest aus dem Discounter

In Waldbröl warnt Neumanns Kollege Ralph Olesinski davor, mit einem Selbsttest aus dem Discounter selbst Hand anzulegen. Eine offizielle Teststelle mit geschultem Fachpersonal sollte aufgesucht werden: „Wer das Nasenstäbchen falsch einführt, könnte das Riechzentrum verletzen“, erklärt der Inhaber der Adler-Apotheke. Auch dort werden Testwillige durch einen zweiten Eingang in einen separaten Raum geführt, ihre Wege und die der Kunden kreuzen sich nicht.

Zu den wenigen Apothekern, die in Oberberg bereits Corona-Tests aller Art anbieten, gehören der Waldbröler Ralph Olesinski und sein Dieringhauser Kollege Hans Neumann. Sie raten dazu, den Test immer von Fachpersonal vornehmen zu lassen.

Auch bei Olesinski werden solche Termine online vergeben: „Wir rechnen jeweils mit zwei Tests in 15 Minuten.“ Der Apotheker will die kostenfreien Nasenabstriche ebenfalls möglich machen. Dass die Testsets der Discounterkette Aldi am Samstagmorgen rasanten Absatz fanden und in kürzester Zeit ausverkauft waren, hält der Apotheker für sehr bedenklich: „Es wird viel zu viele falsche Ergebnisse geben, die am Ende kein genaues Bild erlauben.“ Gerade bestehe ein massiver Druck, weil gefordert werde, mehr zu testen, und sich nun auch jeder selbst testen könne. Der Druck, testen zu müssen, sei massiv. Gut sei das nicht, urteilt Olesinski: „Damit verhindert man keine dritte Welle – im Gegenteil.“

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Zustimmung erhält der Waldbröler von Thomas Preis, dem Vorsitzenden des Apothekerverbandes Nordrhein. „Wir müssen unbedingt wissen, wie es weitergeht“, betont der Kölner. „Denn eigentlich müssen wir ab Montag etwas anbieten.“ So könnten die Tests bei Platzmangel auch in einem Zelt vor der Apotheke oder auf einen Parkplatz vorgenommen werden. „Sicher werden immer mehr Apotheken mitmachen als die, die derzeit schon Tests anbieten, wenn alle informiert sind.“ Die Teilnahme aber sei jedem Apotheker und jeder Apothekerin freigestellt.

In Nümbrecht hat sich der Apotheker Klaus-Dieter Heinz, Inhaber der Homburgischen Apotheke an der Hauptstraße, bereits entschieden, dass er nicht mitmachen möchte: „Wir haben hier weder den Platz dafür, noch das Personal.“