Gummersbach – Der Plan ist klar: ein Jahr als Geselle arbeiten, dann ab zur Meisterschule, danach eine Firma gründen und Möbel bauen bis zum Ruhestand. „Moderne, aber praktische Möbel“, betont Felix Severin Vollmann. Keine Frage, der 20-Jährige weiß, was er will.
Er gehört zu den 42 Tischlerinnen und Tischlern, die jüngst im Innungsbezirk Oberberg, Rhein-Berg und Leverkusen der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land mit Erfolg ihre Lehre beendet haben. Und nicht nur das: Mit ihrem Gesellenstück, das sie zuvor für die Prüfung abgefertigt haben, starten die jungen Leute automatisch auf Innungsebene im Wettbewerb „Die gute Form“ – auf dem zweiten Platz: Felix Severin Vollmann, der erfolgreichste Oberberger. Denn auf dem ersten landet Mitstreiter Janis Krömer aus Bergisch Gladbach.
Der Wille reichte nicht mehr
„Mir war klar: Für noch mehr Schule reicht vielleicht die Leistung, nicht aber der Wille“, erklärt Vollmann, warum er das Evangelische Gymnasium in Meinerzhagen und später das Dieringhauser Berufskolleg mit dem Fach-Abitur verlassen hat und gleich ins Handwerk gewechselt ist. Ebenso klar: Holz soll es sein, also kommen nur Tischler oder Zimmermann in Frage. „Auch wollte ich zu einer Familientradition zurückkehren: Mein Urgroßvater war bereits Tischler und hatte in Görlitz einen eigenen Betrieb.“
Seine Ausbildung hat Felix Severin Vollmann bei Schmalenbach Design im Gewerbegebiet von Gummersbach-Windhagen absolviert. Dort werden Inneneinrichtungen hergestellt, für Hotels und Restaurants etwa. Und dort hat er auch einen Jahresvertrag unterschrieben, im Unternehmen entstanden ist zudem das Gesellenstück – der „Infinity Dressing Table“, ein Ankleide- und Schminktisch mit Runden und Spiegeln. Den hat der junge Tischler seiner Freundin Liona zum Geschenk gemacht, in Marienheide-Müllenbach hat das Paar die erste gemeinsame Wohnung bezogen.
Idee bereits im ersten Lehrjahr
„Die Idee zu diesem Tisch hatte ich schon im ersten Lehrjahr, er sollte sich vor allem als gestalterisches Element in die Wohnung einfügen und überall platzierbar sein“, erklärt Vollmann. 1,50 Meter hoch ist das Stück, 2,30 Meter breit und 50 Zentimeter tief. Zwei in einer bestimmten Position zu einander angeordnete Spiegel lassen das Möbel nicht nur größer erscheinen, sondern erzeugen auch den Eindruck von Unendlichkeit, von „Infinity“ eben. Runde, um 360 Grad drehbare Laden sind einer der Kniffe, die auch die Jury im Wettbewerb „Die gute Form“ überzeugt haben. „Eine stufenlos dimmbare Beleuchtung gibt es auch noch.“ An einer langen Wand habe der „Infinity Dressing Table“ nun seinen Platz gefunden.
Leicht von der Hand gegangen sei ihm die Arbeit daran indes nicht – im Gegenteil. „Ich habe Fehler über Fehler gemacht“, bekennt der Neu-Geselle. „Und obwohl ich mir vor der Arbeit immer viele Gedanken gemacht habe, sind mir dann etliche Flüchtigkeitsfehler unterlaufen.“ Das viele Nachrechnen am Computer habe aber durchaus Lernwert gehabt, findet Vollmann heute.
Unterlagen im Gepäck
Auf seinen Ausbildungsbetrieb gestoßen ist er bei einer Moped-Tour durch Oberberg. „Damals bin ich, mit meinen Unterlagen im Gepäck, zu Betrieben gefahren, die in Frage kommen könnten und die eigentlich nicht zu weit weg sein sollten von meinem damaligen Wohnort Kalsbach“, blickt der Müllenbacher zurück. Allerdings habe es bei Schmalenbach erst bei einem zweiten Besuch gefunkt, dem sei eine Woche Probearbeit gefolgt. Heute ist der Tischler meist in der Behandlungskabine für Oberflächen beschäftigt.
Künftigen Schulabgängern rät er, genau hinzuschauen, ob für den Traumberuf ein Studium wirklich notwendig und ob eine Ausbildung vielleicht der bessere Weg dorthin ist. „Studieren kann man immer noch“, überlegt Felix Severin Vollmann. Er selbst werde stets die Praxis der Theorie vorziehen. „Ich lerne besser, wenn ich praktisch arbeite, da fällt mir das Verstehen einfach leichter.“