„Hoffen auf eine Lösung“Private Kliniken fürchten in der Coronakrise um ihre Existenz
Oberbergischer Kreis – Kliniken wie die Ihre sind einerseits aufgefordert, planbare Maßnahmen zu verschieben und andererseits dazu aufgerufen, Kapazitäten für Akutpatienten zu schaffen, um öffentliche Krankenhäuser zu entlasten, wenn diese mit Covid-19-Patienten belegt sind. Wie gehen Sie vor?
Seit mehreren Wochen bereits stehen wir mit den Akutkrankenhäusern im Oberbergischen Kreis und mit dem Gesundheitsamt des Kreises in engem Kontakt – natürlich auch über den Krisenstab. Zudem haben wir frühzeitig Unterstützung angeboten, neurologische und orthopädische Patienten bereits frühzeitig nach Nümbrecht zu holen und hier zu behandeln, obwohl diese noch gar nicht Reha-fähig sind.
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Wir nehmen Fälle also auf, für die wir keinen Versorgungsauftrag haben, damit in den Krankenhäuser Betten frei bleiben, in denen diese Patienten eigentlich liegen würden.
Wie hoch sind Ihre Investitionen? Ein finanzieller Ausgleich ist im Rettungsplan für private Kliniken bisher nicht vorgesehen, auch wenn deren Zimmer leer sind.
Besonders Schutzausrüstung ist ein Dauerbrenner. Wir beobachten den täglichen Verbrauch und hoffen jeden Tag, dass unsere Bestellungen ankommen. Die Preise sind teilweise um bis zu 200 Prozent gestiegen, dazu kommt ein stark erhöhter Verbrauch, weil wir unsere Patienten und Mitarbeiter schützen müssen.
Bisher sind vom Bund bestellten Gütern nicht angekommen, wobei diese – wie auch der Rettungsschirm – nicht für Rehakliniken vorgesehen sind. Unsere Existenzangst beruht vor allem auf der Unsicherheit der Refinanzierung: Wir halten Betten frei und sagen Patienten ab. Freie Betten werden aber nicht vergütet. Wir hoffen auf eine einfache, pragmatische und unbürokratische Lösung der Refinanzierung für alle Krankenhäuser, die ihren Beitrag in der Krise leisten – damit wir alle dies auch in Zukunft tun können.
Kritik an Gesetzesentwurf
Korrekturen bei der Klinikfinanzierung in der Coronakrise fordert Ingo Morell, Sprecher der Geschäftsführung der GFO, zu der auch das St.-Josef-Krankenhaus in Engelskirchen gehört. Mit dem überarbeiteten Gesetzesentwurf auf Bundesebene „bleiben für die Krankenhäuser viele, auch existenzielle Fragen offen“. So sei die Liquidität nicht für alle Häuser gesichert. Besser wäre gewesen, den Kliniken in dieser schwierigen Situation für eine begrenzte Zeit durch eine pauschale Vergütung den Rücken freizuhalten.“ (sül)
Wie wappnen Sie sich und Ihre rund 300 Angestellten gegen drohende Infizierungen?
Wir schulen unser Personal konsequent – zurzeit vor allem an unseren zwei neuen Beatmungsmaschinen, deren Kauf wir aus Eigenmitteln gestemmt haben, damit wir auch schwere Fälle aus den Krankenhäusern übernehmen können, bei denen eine Beatmung erforderlich ist. Seit Anfang des Jahres sind wir überdies dabei, Vorräte an Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln aufzubauen.