Niemand lässt das Bad im StichOptimismus trotz Saison-Aus in Bergneustadt
Bergneustadt – „Jeder weiß, wenn diese Kette einmal vor dem Eingang hängt, dann wird sie auch nicht mehr abgenommen.“ Eine düstere Prophezeiung ist es, die Stephan Büser am Samstagabend bei der Late-Night-Party im Bergneustädter Freibad ausspricht. Dass dieses nach dem Bruch eines Wasserrohres nicht in die Saison starten konnte, ist nicht nur für den Trägerverein, dessen Vorsitzender Büser ist, eine Katastrophe: „Es herrschte totale Euphorie: keine Maßnahmen mehr und endlich wieder Spaß haben, die Vorbereitungen waren abgeschlossen.“
Jetzt aber hat sich Optimismus breit gemacht an der Kölner Straße – auch wenn beim geplanten Spät-Schwimmen ausgerechnet das Schwimmen ausfallen muss. Denn die Bergneustädter lassen ihr Freibad nicht im Stich: Benefizkonzerte und Benefizturniere sind in Planung.
Tickets bleiben als Spende
Den Bauzaun, der das Becken mit dem jetzt algengrünen Wasser absichert, hat ein örtlicher Bauunternehmer kurzerhand gespendet und nahezu 95 Prozent der Saisonkarten (immerhin 75 Euro pro Stück), bleiben sozusagen als Spende in der Vereinskasse: Obwohl der Förderverein diese zurücknehmen würde, verzichten die Käuferinnen und Käufer auf dieses Geld.
Rund 300 Menschen tummeln sich dann bei der Late-Night-Party und auf den Wiesen und zwischen Cocktailbar, Bierwagen und Chill-Out-Zonen. „Wir unterstützen das Bad, indem wir heute Geld hierlassen“, sagt etwa Ilona Flader. Als Triathletin trainiert sie eigentlich regelmäßig im Freibad. „Auch privat bin ich gerne morgens hier, weil es einfach so schön ist!“ Dass die Badesaison ausfällt, sei besonders für die Kinder schlimm. „Die müssen schwimmen, rausgehen, toben, Blödsinn machen. Ich bin als Kind im Freibad aufgewachsen“, sagt die Liefenrotherin.
Natürlich gibt es auch Enttäuschung
Und was sagen die Teenies selbst? Auch sie sind natürlich enttäuscht über die abgesagte Badesaison. „Es ist immer nett, sich mit vielen Leuten hier zu treffen. Vor Corona waren wir öfter hier und hatten mit Freunden eine coole Zeit“, sagt Lena. Die 16-Jährige, Max (15), Celina (15) und ihre Freunde gehen in der Nachbarschaft zur Schule, treffen im Freibad Freunde oder alte Bekannte. Eine ganz besondere Beziehung haben auch Anneliese Stettner (79) und Ursula Dresbach (77) zum Bad: Sie schwimmen dort schon ihr Leben lang. „Mein Elternhaus steht nebenan. Das Bad ist Geschichte und ich bin damit alt geworden“, sagt Anneliese Stettner.
Für Kinder eine Katastrophe
„Als die Kinder klein waren, sind wir immer hier schwimmen gewesen, weil man früher nicht im Urlaub weggefahren ist“, erinnert sich Ursula Dresbach. Für die Kinder, da sind auch die alten Schulkameradinnen sicher, ist ein geschlossenes Bad am schlimmsten, deshalb sind sie gekommen. „Die Kinder müssen schwimmen lernen und hierhin können sie mit dem Fahrrad hinkommen“, sagt Anneliese Stettner. „Das Schwimmbad ist immer gut besucht und gehört hier hin. Ich denke, dass wir das wieder hinkriegen.“
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Solchen Optimismus teilt Vereinschef Büser. Ein Kinderfest mit Wassersprinkler und Wasserbomben, Zelten in den Sommerferien, ein weiterhin geöffneter Kiosk und Cocktailabende sind erste Ideen, wie das Schwimmbad trotzdem Besucherinnen und Besucher auf das Gelände holen kann. Stephan Büser: „Wir sind ein tolles Team, das miteinander arbeitet, und die Leute sind heiß darauf, das Freibad wieder an den Start zu bringen.“ Jetzt gelte es zudem, das Bad auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. „Die Devise heißt: Attacke, Angriff! Ab März werden die Vorbereitungen wieder starten und 2023 kommen wir mit einer riesigen Fete wieder.“