Promotionsprüfung in der Corona-ZeitDie digitale Doktorandin
- Samineh Bagheri kann schon jetzt auf eine äußerst erfolgreiche Laufbahn blicken. Für ihre Doktorarbeit erhielt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Gummersbacher Campus der Technischen Hochschule Köln internationale Anerkennung und höchstes Lob.
- Die erforderliche Prüfung erfolgte nun aufgrund der Corona-Krise unter ganz besonderen Umständen.
- Am Ende sollte sich jedoch auch dies nicht als Stolperstein für Bagheri erweisen.
Gummersbach – Der frisch erworbene Doktorhut ist die vorläufige Krönung der äußerst erfolgreichen akademischen Laufbahn von Samineh Bagheri. Für ihre Doktorarbeit erhielt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Gummersbacher Campus der Technischen Hochschule Köln internationale Anerkennung und höchstes Lob. Die erforderliche Prüfung erfolgte unter besonderen Umständen.
In ihrer Arbeit widmete sich die 31-jährige der Entwicklung von Computersimulationen. Ihre Modelle vereinfachen zum Beispiel die komplexen Tests zu Gewicht, Belastung und Sicherheit bei der Entwicklung eines Designs in der Automobilindustrie. Sie filtern unter verschiedenen Parametern die Modelle heraus, die erfolgversprechend sind und dann dem zeitaufwendigen Testverfahren ausgesetzt werden. So könne viel Geld gespart werden, erklärt die Doktorandin.
„Ich saß ganz allein in einem leeren Raum“
Nach Einschätzung der TH ist die Iranerin ein „Ausnahmetalent“: Zu den Auszeichnungen, die sie für ihre Arbeit erhielt, zählen 2015 der DAAD-Preis der TH Köln für ihr wissenschaftliches und gesellschaftliches Engagement, der Bielsteiner Erzquell-Förderpreis und drei „Best Paper and Young Author Awards“ auf internationalen Konferenzen. Elf Veröffentlichungen wurden in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und renommierten Konferenzen angenommen.
Weil an einer TH keine Promotion möglich ist, machte die Gummersbacherin jetzt ihren Doktor an der Universität im niederländischen Leiden. Wegen der Corona-Epidemie musste die Prüfung komplett online ablaufen. „Ich saß ganz allein in einem leeren Raum des Campus Gummersbach“, erzählt Bagheri. Auf Bildschirmen zugeschaltet waren die Mitglieder des Prüfungsausschusses aus Spanien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Und alles lief perfekt: Nach dem Kolloquium bezeichnete ihr Betreuer in Leiden, Prof. Thomas Bäck, die Doktorandin als „eine herausragende Forscherin“, die ihn und die anderen Kollegen durch ihre Kreativität und ihre große wissenschaftliche Leistung beeindruckt habe.
Hilfe für heimische Industrie
Glück für die oberbergische Industrie, dass Bagheri Gummersbach erhalten bleibt, obwohl ihr die internationale akademische Welt offen steht. Von Anfang Juni an wird sie im „Innovation Hub“ auf dem Steinmüllergelände mit angewandter Wissenschaft beschäftigen.
Dort wird sie etwa berechnen, zu welchem Zeitpunkt einzelne Bauteile von Maschinen ersetzt werden müssen, um Schäden zu vermeiden. Dabei liegt der Schwerpunkt bei Problemlösungen für die regionale Industrie.
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„Das ist eine sehr gute Übergangsphase von der akademischen Laufbahn in die Praxis“, findet die Wissenschaftlerin und lobt ihr „sehr gutes Netzwerk“ in Gummersbach, das sie auch ihrem Gummersbacher Betreuer an der TH, Prof. Dr. Wolfgang Konen, zu verdanken habe. Und da ist auch noch ihr Mann Markus Thill aus Bergneustadt, den sie an der TH kennengelernt hat, als sie 2012 aus dem Iran zum Masterstudium nach Gummersbach kam. „Er promoviert ebenfalls und wird noch einige Jahre brauchen“, meint sie. Um so besser:„Gummersbach ist eine schöne Stadt, in der ich mich wie zu Hause fühle.“