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Rehe fressen Baumtriebe abWildbestände sollen verkleinert werden

Lesezeit 3 Minuten

Auch das Damwild frisst gern frische Triebe. Ein natürlicher Wiederaufwuchs des Waldes wird dadurch behindert.

  1. Weil Borkenkäfer viele Wälder stark beschädigt haben, muss einiges für die Wiederaufforstung getan werden.
  2. Ein Problemfaktor ist dabei Damwild, das junge Baumtriebe abfrisst und so neues Wachstum verhindert.
  3. Laut Landesjagdverband wäre es daher sinnvoll, den Wildbestand zu verkleinern.

Wiehl – Das große Aufräumen in den von Borkenkäfern geschädigten Wäldern ist noch lange nicht abgeschlossen. Zwei Jahre werde diese Arbeit noch mindestens in Anspruch nehmen, glaubt Wolfgang Hamm, der bei der Kreisverwaltung als Leiter des Amts für Finanzwirtschaft für den Kreisforst zuständig ist. Doch die Folgen der Waldkatastrophe reichen noch viel weiter.

Im Naturschutzbeirat des Kreises schätzte Hamm kürzlich, dass die Wiederaufforstung weitere zehn Jahre dauern wird. Und danach werde man sich 30 Jahre lang verstärkt mit der Anzuchtpflege der jungen Bäumchen beschäftigen.

Holzpreis im Keller

Der Holzpreis ist derweil im Keller. Die mit der Wiederaufforstung verbundenen Kosten werden den um mehrere Millionen Euro geschrumpften Gewinn des Kreises weiter schmälern. Hamm fürchtet, dass es schwierig werden wird, aus den Baumschulen überhaupt genügend Pflanzen zu bekommen.

Heinz Kowalski rät, der Natur ihren Lauf zu lassen, statt neue Bäume zu setzen: „Wir können ja mal gucken, was da von selber kommt.“ Denn der Vorsitzende des Naturschutzbeirates und Vizechef des NRW-Naturschutzbundes weiß: „Nach dem Sturm Kyrill hat das in vielen Wäldern auch funktioniert.“

Die Gewinnmaximierung ist nicht vorrangiger Zweck der Forstwirtschaft in den kreiseigenen Wäldern. In den 1000 Hektar, die die Revierforste Kaltenbach, Mehrhardt, Schloss Homburg und Bergneustadt zusammen etwa ausmachen, habe die Ökologie Vorrang vor der Ökonomie, betont Amtsleiter Hamm. Von daher könne man sich Zeit lassen. Der Hückeswagener Hans-Friedrich Hardt vom oberbergischen Waldbauernverband glaubt, dass Eichen und Buchen auf den kahlen Flächen wieder sprießen werden, wenn Pionierhölzer wie die Birke ihnen Schutz bieten.

Abschuss nach Vereinbarung

Die sogenannte „Naturverjüngung“ des Waldes wird aber nicht gelingen, wenn das Rehwild alle Triebe abfrisst. So landete der Schwarze Peter im Naturschutzausschuss bald bei den Jägern. Als Vertreter des Landesjagdverbandes gesteht der Reichshofer Baldur Neubauer zu, dass eine Reduzierung des Wildbestandes dem naturnahen Waldaufbau sicher zugute käme. Neubauer weist aber darauf hin, dass es schon heute möglich sei, dass Forstbetriebsgemeinschaften und Jagdpächter für jedes Revier einen konkreten Abschussplan vereinbaren.

Der Jagdexperte merkt an, dass es Bestrebungen gebe, die Schonzeit für das Rehwild bereits Ende März zu beenden. Die Jagdforschungsstelle des Landesumweltamts habe allerdings tierschutzrechtliche Bedenken, weiß Neubauer: So früh im Jahr dürfe man das vom Winter geschwächte Wild noch nicht dem Jagddruck aussetzen.

Immer kleinere Wildstrecken

Neubauer gibt deshalb den Schwarzen Peter weiter. Die immer weiter forcierte Nutzung des Waldes durch Wandertouristen und andere Freizeitbesucher mache das Wild nervös und erschwere die Jagd, sodass die Wildstrecken immer kleiner würden.

Horst Keller von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW will diesen Einwand nicht gelten lassen. „Die Beunruhigung des Wildes durch die Ansitzjagd ist viel schwerwiegender.“ Stattdessen solle man mehr effektive Drückjagden veranstalten. Für den Nümbrechter liegt das Problem beim Unvermögen der Jäger: „Die Jagd war ein Handwerk und ist zum Hobby verkommen.“ Die Folge seien Wildbestände, die komplette Jungbaumkulturen abräumen. „Eine Naturverjüngung wird es nur mit einer vernünftigen Wilddichte geben“, warnt Horst Keller. „So aber werden wir in Oberberg keine klimastabilen Wälder bekommen.“

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