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„Ich wollte das schaffen“Praxisanleiterin Ermira Hysa kam vor fünf nach Eckenhagen

Lesezeit 3 Minuten
Praxisanleiterin Ermira Hysa mit zwei Auszubildenden.

Ermira Hysa (36, Mitte) mit den Auszubildenden Jolina Spruda (r.) und Denise Yigit.

Vor fünf Jahren kam Ermira Hysa aus Albanien nach Deutschland, stellte schnell fest: Auch hier, etwa in Eckenhagen, gibt's herzliche Menschen.

„Bei Ihnen passt die Nase!“ Nie wird Ermira Hysa die Bemerkung der Hausbesitzerin vergessen, mit der diese sie als Mieterin einer schönen Wohnung ganz in der Nähe ihres neuen Arbeitsplatzes, der MediClin Klinik in Eckenhagen, akzeptierte. Was, um Himmels Willen, meinte die Frau damit?

Bis dahin war die Krankenschwester aus Albanien sicher, recht gut Deutsch zu verstehen, hatte sie doch in ihrem Heimatland vor ihrer Spätschicht in der Dialyse täglich drei Stunden die Sprache gepaukt, das B-2-Attest in der Tasche und in jeder freien Minute zur Übung deutsche Radiosender gehört. Aber was hatte die neue Wohnung bloß mit ihrer Nase zu tun? Heute, fünf Jahre später, kann die 36-jährige darüber lachen. Inzwischen leitet sie selbst eine Station in der Klinik, bildet als Praxisanleiterin junge Pflegekräfte aus, und für ihre drei Kinder ist die Vermieterin wie eine Oma.

„Am Anfang oft geweint"

„Heute bin ich froh, dass ich den Schritt ins ungewisse Dunkel gewagt habe“, sagt sie. Einfach sei das nicht gewesen. Über eine Agentur kam sie nach Oberberg, „auf der Suche nach einer besseren Zukunft für die Kinder“. „Am 2. Januar 2019 bin ich angekommen, am 3.Januar hatte ich meinen ersten Arbeitstag in der Reha-Klinik in Eckenhagen und fand den Alltag erst mal völlig anders, als ich ihn kannte.“

Weil der Abschluss ihres Pflegestudiums und der einjährige Master im Pflegemanagement in Deutschland nicht anerkannt wurde, musste sie eine Fortbildung mit Prüfung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin machen, ihre Familie blieb noch ein halbes Jahr lang in Albanien. „Am Anfang habe ich oft geweint“, gesteht die junge Frau. „Aber ich bin ehrgeizig, ich hatte das so entschieden und ich wollte das schaffen.“

Ohne die Unterstützung meines Mannes und einiger netter Menschen hier, die gar nicht kalt, sondern sehr herzlich sind, hätte ich das nicht geschafft.
Ermiry Hysa

Dabei hatten Bekannte sie gewarnt, die Deutschen seien so kalte Menschen. Mit dem Vorurteil räumte dann als Erste ihre Vermieterin auf, der ja nicht nur ihre Nase passte. Und auch am Arbeitsplatz in der Klinik wurde sie mit offenen Armen empfangen.

„Pflegekräfte fehlen überall, und in Oberberg herrscht ein besonders großer Mangel“, stellt der stellvertretende Pflegedienstleiter Marius Lübke bedauernd fest. „Viele arbeiten lieber in der Großstadt.“ Umso willkommener war Ermira Hysa, die hier einen „ruhigen Platz für die Familie schaffen“ wollte.

Noch eine Weiterbildung draufgepackt

Aber als mitten in der Coronazeit der Vorschlag der Pflegedienstleitung kam, die zehnmonatige Fortbildung zur Praxisanleiterin zu machen, da packten sie erneut Zweifel. Nochmal 300 Stunden auf die Schulbank? Die jüngste Tochter war gerade ein Jahr alt geworden. „Ich dachte, ich komme doch aus dem Ausland, andere können es bestimmt besser, ist da wirklich ein Platz für mich?“

Doch mit den Noten „Gut“ und „Sehr gut“ legte sie die Prüfung ab, und schon einem Tag später musste sie selbst als Zweitprüferin eine Schülerin bei ihrer praktischen Prüfung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin bewerten.

Es macht ihr Freude, Wissen und Erfahrung an die jungen Azubis weiterzugeben, ihnen beizubringen, berufliche Aufgaben eigenständig zu lösen. „Okay, ich kann was“, sagt sie sich heute, „aber ohne die Unterstützung meines Mannes und einiger netter Menschen hier, die gar nicht kalt, sondern sehr herzlich sind, hätte ich das nicht geschafft.“