Was war? Was kommt? In unserer Serie ziehen wir Bilanz. Heute geht es um die Gemeinde Reichshof.
Bilanz und AusblickIn Reichshof wurde der Gürtel 2024 enger geschnallt
Die Misere zeichnete sich ab: Bereits im April 2024 hieß es in dieser Zeitung: „Kämmerer malt düsteres Bild – In Reichshof fürchtet Gerd Dresbach, dass die Haupteinnahmequelle, nämlich die Gewerbesteuer, in diesem Jahr großteils ausfallen könnte“, und Dresbach behielt recht. Bürgermeister Rüdiger Gennies reihte sich in den vielstimmigen Chor seiner Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten und Gemeinden ein: Den Kommunen werden deutlich zu viele Aufgaben aufgebürdet, deren Finanzierung Bund und Land ebenfalls den kleinsten Gebietskörperschaften überlässt.
Der Einbruch auf der Einnahmenseite blieb nicht ohne Konsequenzen, der ganz konkret die Lebenswirklichkeit tausender Reichshofer betrifft: Weil Reichshof den Eigenanteil von zehn Millionen Euro nicht aufbringen konnte, wurden schon zugesagte 25 Millionen Euro Fördergelder für den Glasfaser-Ausbau zurückgegeben. 4500 Haushalte werden weiter warten müssen, bis sie ans schnelle Netz angeschlossen sind.
Streit ums Bad in Wildbergerhütte
Für viel Gegenwind sorgte der mit einer Mehrheit aus CDU, Grünen und FDP verabschiedete Beschluss, das Schwimmbad in Wildbergerhütte nun doch nicht zu sanieren. Auch dabei ging es um die Frage, was sich Reichshof künftig noch leisten kann. Von Investitionskosten in Höhe von rund acht Millionen Euro und jährlichen Folgekosten von rund 400.000 Euro sprach die CDU. Also verzichtete die Gemeinde auf 2,5 Millionen Euro zugesagter Förderung und – vielleicht – zudem auf einen Scheck aus Düsseldorf, weil auch hier der Eigenanteil nach Meinung der knappen Ratsmehrheit nicht zu stemmen sei. Eine Welle der Empörung schwappte in der Folge aus Wildbergerhütte bis ins Rathaus. Jetzt soll der Ratsbeschluss per Bürgerbegehren gekippt werden.
Auch gegen die Pläne von Rhein- und Aggerenergie, in Reichshof an der Autobahn zwei Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen zu errichten, um mit dem Strom rund 6000 Haushalte zu versorgen, gibt es Widerstand. Per Online-Petition werden Unterschriften gesammelt, um das Projekt noch zu kippen.
Sommerrodelbahn in Eckenhagen
Und auch der Reichshofer Markus Lüdorf, der in Eckenhagen eine Sommerrodelbahn mit Freizeitpark bauen möchte (Befürworter sehen in dem Park eine sinnvolle Ergänzung zu den bereits bestehenden Freizeitangeboten in der Nähe der geplanten Sommerrodelbahn: Affen- und Vogelpark, Monte Mare Freizeitbad, Minigolfplatz, Pumptrack), hat schon ordentlich Gegenwind von einigen Mitbürgern bekommen. 2024 war es etwas ruhiger um die Angelegenheit geworden, weil Gutachten erstellt werden mussten. Jetzt gehen die Pläne in die erneute Offenlage.
Auch wenn das alles erst mal nach einem Ausbremsen der Gemeindeentwicklung auf breiter Front aus ganz unterschiedlichen Gründen klingt: Trotzdem hat sich einiges getan in den verschiedenen Reichshofer Orten. Einige Beispiele: Der DRK-Kindergarten in Denklingen bekam einen Anbau und der Awo-Kindergarten in Eckenhagen bekam einen Neubau für je zwei zusätzliche Kindergarten-Gruppen. Millionen an Fördergeldern flossen, wie schon in den Jahren zuvor, in verschiedene Vorhaben – in den „Denklinger Dreiklang“, beispielsweise, in den Jugendpark und den Schulhof in Hunsheim, den „Treffpunkt“ in Wildbergerhütte und den Bürgerpark in Brüchermühle.
Reichshof plant energetische Zukunft
Die Gemeinde Reichshof hat sich im vergangenen Jahr – und damit schon sehr zeitig – auch mit dem Thema Nahenergienetz befasst; ein Thema, das im Falle einer Umsetzung eine Flächengemeinde wie Reichshof vor besondere Herausforderungen stellen würde. Ein Fachmann stellte bereits die Annahme auf, dass Wärmenetze in Reichshof vermutlich eine teure Angelegenheit werden würden.
Naturverbunden gibt sich auch die Discounterkette Aldi Süd. Ihr neuer Markt, der zurzeit in Wildbergerhütte errichtet wird, besteht ganz überwiegend aus Holz, 110 Tonnen davon werden dort verbaut. Was nach Fertigstellung und Eröffnung mit dem dann leer stehenden jetzigen Aldi geschieht, ist noch nicht bekannt.
Als wichtiger weicher Standortfaktor darf im Reichshof der Tourismus gelten, und das nicht nur im und rund um den Heilklimatischen Kurort Eckenhagen, und auch nicht nur im Winter, wenn am Blockhaus oder auf den gespurten Langlauf-Loipen ein Hauch von Wintersport-Idyll zu spüren ist. Letzteres zumindest, wenn's denn mal vernünftig geschneit hat, wie Anfang letzten Jahres (siehe Foto).
Die Reichshofer Kur- und Touristinfo Reichshof hat gerade erst wieder das Qualitätssiegel „i-Marke“ des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) erhalten, die Rezertifizierung ist gerade erfolgreich über die Bühne gegangen. „i-Marke“ – das ist ein Qualitätssiegel für Touristinformationen, das nur dann verliehen wird, wenn bei einer unabhängigen Prüfung bestätigt wird, dass Infrastruktur, Ausstattung, Angebot und Service den geforderten Standards entsprechen.