Bei der Milch-Vergütung stehen Änderungen an. In Reichshof diskutierte EU-Parlamentarier Helmut Geuking mit Michael Braun von „Die faire Milch“.
MilchwirtschaftFaire Milch war Thema in Reichshofer Kuhstall

Über Neuerungen in der Milchwirtschaft diskutierten (v.r.) Helmut Geuking, Michael Braun, Andrea Münnekehoff, Elmar Hannen, Michael Alterauge und Silvia Däberitz.
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Im Vorfeld einer Änderung in der Milchwirtschaft besuchte Helmut Geuking, Mitglied des Europäischen Parlaments, den Hof von Michael Braun in Reichshof, um sich über eine nachhaltige Milchproduktion zu informieren. Begleitet wurde er von Elmar Hannen, Vizevorsitzender des „European Milk Bord“ und seiner Mitarbeiterin Silvia Däberitz sowie Michael Alterauge, Landesvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter. Die Details stellte Braun gemeinsam mit Andrea Münnekehoff, Projektleiterin bei „Die faire Milch“, vor.
Hintergrund des Besuchs: Laut einer Verordnung des Europäischen Parlaments, die bis Jahresende in deutsches Recht umgesetzt werden soll, müssen für Rohmilchlieferungen an die Molkereien Preis und Menge vorab geregelt sein.
„Faire Milch“: 100 Landwirte machen mit
„Das läuft derzeit überhaupt nicht so“, erläuterte Braun, zugleich Geschäftsführer von „Die faire Milch“. So würden die Molkereien ihre Produkte an den Handel vermarkten, ihre Marge abziehen und die Bauern bekämen, was übrig bleibe – derzeit um die 40 Cent. Die aktuellen Produktionskosten lägen aber bei 47, bei Biomilch seien es gar 60 Cent.
Die „Faire Milch“ kalkuliere dagegen „von unten nach oben“. Die deutschlandweit etwa 100 angeschlossenen Landwirte sowie drei Molkereien würden nach den real entstandenen Kosten bezahlt. Wichtig sei dabei eine nachhaltige Produktion, bei der nur lokales Futter verwendet und der Düngekreislauf angepasst werde.
Dabei müsse allerdings die gesamte Vermarktungskette über Molkereien bis zum Einzelhandel selbst aufgebaut werden: „Am Ende aber ist unsere Milch nicht teurer als handelsübliche Markenmilch.“
„Ich kenne die Probleme der Landwirte“, sagte Helmut Geuking, der bei Coesfeld lebt und im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten tätig ist. Doch müsse zuerst die Kaufkraft der Familien gestärkt werden und jedes Schulkind eine warme Mahlzeit und ein kostenloses Getränk bekommen: „Das ist eine indirekte Förderung der Landwirte und nur so kriegen wir die Krise in den Griff.“