AboAbonnieren

AusstellungReichshofer Kunstkabinett Hespert zeigt informelle Malerei von Bruno Obermann

Lesezeit 3 Minuten
Der Künstler Bruno Obermann ist vor einem großformatigen Gemälde zu sehen, Das Bildträgt den Titel „Tod nach drei Religionen“.

Bruno Obermannvor seinem Werk „Tod nach drei Religionen“ in Reichshof-Hespert.

„Figur, Farbe, Kraft“: Noch bis Anfang November ist die Schau mit 60 Werken des Künstlers Bruno Obermann in Reichshof-Hespert zu sehen.

Warum haben viele seiner Werke Löcher? Bruno Obermann verrät, dass das passiert, wenn das Papier am Boden festklebt, wo er am liebsten malt, um den Überblick zu behalten. Den Schaden nimmt er in Kauf: „Ich liebe diesen Prozess – das ist so unperfekt wie das Leben selbst.“

„Überblick“ heißt die Ausstellung, mit der Obermann in Reichshof-Hespert gastiert. In rund 60 Werken zeigt der 67-Jährige seine Sicht auf „Figur, Farbe, Kraft“, auf die Welt und den Blick. Der Künstler arbeitet meist in Mischtechnik auf Leinwand oder Papier, aber auch mit Ölfarbe, Tusche oder Buntstift.

Neue Ausstellung in Reichshof-Hespert eröffnet

In jüngerer Zeit sind auch digitale Zeichnungen oder Fotografien hinzugekommen, die er am Computer verfremdet und zusammenfügt. Bei der Ausstellungseröffnung wurden die Besucher von Axel Müller begrüßt, dem Vizevorsitzenden des Kabinettfördervereins: „Ich freue mich, dass Sie den Weg ins Kunstkabinett Hespert zur bildenden Kunst gefunden haben.“

In Vertretung von Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies veranschaulichte Sarah-Sophie Riedel, Kulturbeauftragte der Gemeinde das Wesen einer Malerei, die sich von der Gegenständlichkeit löst. „Aber da sieht man ja nüscht“, zitierte die Kunsthistorikerin eine ältere Dame bei der Betrachtung eines Flyers zu der Ausstellung, den sie in der vergangenen Woche in der Kur- und Touristinfo gesehen hatte.

Riedel erinnerte sich, dass sie in ihrer Kindheit zusammen mit ihrer Großmutter vor einem Picasso stehend „Ich sehe was, was du nicht siehst“ gespielt habe. „Bruno Obermann hat mich von Anfang an fasziniert“, sagte Riedel: „Seine reduzierte Formensprache fordert den Betrachter, eigene Interpretationen zu finden.“

Anders als andere Künstler habe er jedoch seine Werke betitelt, was zumindest eine kleine Handreichung sei. Diesen Aspekt griff der Journalist und Autor Thomas Dülberg in seinem Interview mit dem Künstler aus Netphen auf und schilderte, dass er mit dem Titel „Schlafender Gärtner“ leicht etwas anfangen könne, aber mit „Marlon Brando, der Tomatenzüchter“ habe er doch seine Schwierigkeiten.

Obermann erläuterte, dass er bei seinen Arbeiten fast immer mit einem Kopf beginne, dazu aber gerne Pflanzliches komponiere: „Dieser Titel gefällt mir auch heute noch sehr gut.“ Wichtig sei ihm bei seinen Porträts die Reduzierung auf das Wesentliche: „Da kann bei einem Gesicht auch schon mal ein Auge oder der Mund fehlen.“ Kunst habe viel mit Toleranz zu tun.

Von 1000 Menschen interessiert sich vielleicht einer für Kunst. Die anderen kommen auch ganz gut ohne aus – damit muss man leben.
Bruno Obermann

Obermann ist überzeugt: „Kunst ist wichtig, aber auch unnütz und überflüssig.“ Der Künstler glaubt, dass sich von 1000 Menschen vielleicht einer für Kunst interessiert: „Die anderen kommen auch ganz gut ohne aus – damit muss man leben.“

Obermann verriet, dass er beim Arbeiten nahezu immer Musik höre. So wurde auch die Vernissage musikalisch begleitet von Anja Bartels mit der Violine und Rita Martens am Klavier.

Der Künstler bedankte sich für die gute Kooperation mit dem Kunstkabinett: „Hier herrscht eine tolle Atmosphäre, und das Gebäude hat einen ganz besonderen Charme.“


Öffnungszeiten des Kunstkabinetts Hespert

Die Ausstellung mit Werken von Bruno Obermann ist noch bis zum 3. November 2024 zu sehen, sie ist geöffnet samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie nach Absprache per E-Mail über info@kunstkabinetthespert.de.