AboAbonnieren

Zum Tag der PflegeAuf Tour mit einer mobilen Pflegerin in Reichshof

Lesezeit 4 Minuten
Pflegerin Nicole Kukovic mit ihrem Kunden Georg Kleiner.

Zur morgendlichen Routine, bei der Nicole Kukovic ihren Kunden Georg Kleiner unterstützt, gehören die Übungen am Beintrainer.

Am Freitag ist in Oberberg „Tag der Pflege“. Wir haben eine Pflegerin bei ihrer Arbeitstour in Reichshof begleitet.

Georg Kleiner seufzt. „Ich bin absolut fertig“, sagt der alte Herr, nachdem er sein Pensum auf dem Beintrainer absolviert hat. Die Mobilisation seiner unteren Extremitäten ist der Abschluss der allmorgendlichen Routine, bei der ihn Pflegerin Nicole Kukovic unterstützt. Um 7.35 Uhr hat sie an seiner Haustür geklingelt. Genau 35 Minuten hat sie Zeit für die Grundpflege, die Kleiner beim „Mobilen Pflegedienst Koxholt“ aus Eckenhagen gebucht hat.

Für Kukovic ist es bereits der dritte Kunde an diesem Morgen

Als erstes hilft sie auch an diesem Morgen dem bewegungseingeschränkten 83-Jährigen aus dem Schlafanzug. Nach einer Wäsche noch im Bett setzt sie ihn in den Rollstuhl und fährt ihn ins Bad für die Morgenhygiene. Zweimal in der Woche wird geduscht. Anschließend ist Anziehen angesagt und dann geht es mit dem Rollstuhl an das Trainingsgerät. Für Kukovic ist es bereits der dritte Kunde an diesem Morgen, sie verabschiedet sich kurz, um einen weiteren zu versorgen, und kehrt dann zurück, um dem Mann aus dem Rollstuhl wieder ins Bett zu helfen, wo er wegen seines Wirbelsäulenleidens liegen muss. Abends ist die gleiche Prozedur vorgesehen.

Kleiners ein Jahr jüngere Ehefrau Sieglinde sagt: „Ich bin ja so froh, dass der Pflegedienst gleich zugesagt hat.“ Zu Tränen gerührt schildert sie tapfer den krassen Wandel in ihrem Leben vor zwei Jahren, als sich ihr vom Rheuma geplagter Ehemann nach Hüftoperationen bei einem Sturz auch noch die Wirbelsäulenverletzung zuzog: „Alleine würde ich es gar nicht schaffen, ihn zu versorgen.“ Wehmütig erinnert sich Sieglinde Kleiner an gemeinsame Unternehmungen. „Jetzt kommen wir praktisch nicht mehr aus dem Haus.“

Ich wundere mich jedes Mal, wo die kleine Frau die Kraft hernimmt, mich in den Rollstuhl zu setzen
Georg Kleiner (83) über seine Pflegerin

Kleiner ist dankbar für die Hilfe, die ihm seine Frau den Tag über angedeihen lässt. Bis zur abendlichen Prozedur, bei der sie ihm im Bett Kissen unterlegen muss, damit er eine möglichst schmerzfreie Lage findet, die den beiden wenigstens ein paar Stunden Schlaf ermöglicht. Ebenso dankbar ist Georg Kleiner aber auch seiner Pflegerin: „Ich bin so froh, dass es solche Leute gibt. Und ich wundere mich jedes Mal, wo die kleine Frau die Kraft her nimmt, mich in den Rollstuhl zu setzen.“ Zu Nicole Kukovic sagt er: „Mädchen pass auf, dass du nicht einmal so flachliegst wie ich!“

Kukovics Chefin Ursula Koxholt berichtet, dass sie ihr Unternehmen 1994 gegründet hat und heute mit 85 Mitarbeitern gut 600 Kunden betreut. Die gelernte Krankenschwester und ihr Mann Georg arbeiteten Anfang der 1990er Jahre noch in Vollzeit im Krankenhaus, als ihre Großmutter plötzlich pflegebedürftig wurde: „Damals gab es keine Unterstützung außer einer Caritas-Schwester, die den Leuten erklärt hat, wie sie die Pflege selbst machen können.“ Das sei für sie der Auslöser gewesen, sich zunächst in Teilzeit als mobile Pflegerin selbstständig zu machen.

Nach knapp acht Stunden kehrt Nicole Kukovic am Ende ihrer Schicht, die um 6 Uhr begonnen hat, in das Firmengebäude in Hahnbuche zurück und komplettiert die digitale Dokumentation auf ihrem Tablet. Sie ist froh, dass heute alles glatt gelaufen ist. Das ist nicht immer so: „Es kommt schon vor, dass sich der Zustand eines Kunden plötzlich verschlechtert oder zwischendurch noch Medikamente zu besorgen sind, die die Angehörigen nicht geholt haben.“

Nicole Kukovic weiß, wie wichtig es den Kunden ist, möglichst lange zu Hause bleiben zu können und nicht in ein Pflegeheim zu müssen. Sie genießt den Kontakt mit den alten Menschen und versichert: „Ich habe meine Bestimmung gefunden, und ich liebe meinen Beruf.“


Am Freitag ist „Tag der Pflege“

Der Oberbergische Kreis lädt dazu ein, am Freitag, 12. Mai, ein Statement für die Pflege zu setzen und sich zum Internationalen Tag der Pflege unter dem Motto #pflegefeiern zu informieren und den Pflegenden die ihnen zustehende Wertschätzung zu schenken. An diesem Tag finden Aktionen in den teilnehmenden Einrichtungen statt, als Höhepunkt gibt es ab 16 Uhr eine Abschlussveranstaltung bei der Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren (Agewis) auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände.

Die Diakonischen Einrichtungen aus dem gesamten Kreis unternehmen eine Sternfahrt, um die Bedeutung der Pflege in der Gesellschaft hervorzuheben. Die Fahrzeuge werden mit Flaggen geschmückt sein, auf denen das Kronenkreuz der Diakonie zu sehen ist. „Die Sternfahrt ist eine einzigartige Möglichkeit, die Pflegebranche gebührend zu würdigen“, erklärt Dorothea Simon-Karschti, Leiterin des Nümbrechter Engelsstifts. „Wir laden alle Interessierten herzlich ein, sich anzuschließen und den Tag der Pflege mit uns zu feiern.“ Um 14 Uhr treffen sich die Fahrzeuge auf dem Schützenplatz an der Stadthalle, ab 14.30 fährt der Korso über den Innenstadtring zur Agewis. Weitere Informationen gibt es im Internet.