„Made in Oberberg“: Die Reichshofer Firma Münker hat unter anderem Stahlblech für die Tesla-Fabrik von Elon Musk geliefert hat.
Münker in OberbergReichshofer Firma produziert Stahlbleche für Tesla
Die riesige Produktionshalle kann man von der Autobahn aus sehen. Jede Menge Blech stapelt sich darin. „Alles Knitterblech“, scherzt Lars Pfeiffer, einer der Geschäftsführer der Firma Münker Metallprofile, mit Blick auf die typische Form der Produkte. Auch Heiko Mahle, der andere Chef, nennt die Produkte schmunzelnd „nicht so sexy“.
Trapezprofile kleiden Einkaufszentren, Baumärkte und Firmenhallen ein
Aber deshalb sind sie nicht weniger nützlich. Und beinahe allgegenwärtig: Dächer und Fassaden von Einkaufszentren, Baumärkten, Industriehallen sind mit den Trapezprofilen aus Reichshof-Wehnrath verkleidet, zum Beispiel das gigantische 130.000 Quadratmeter große Hallendach von Tesla in Brandenburg. Aber auch der Hühnerstall im Dorf nebenan. „Für uns ist jeder Kunde gleichwertig“, betont Pfeiffer, „ob Amazon oder der oberbergische Landwirt, der über den Onlineshop gedämmte Sandwichprofile fürs Scheunendach bestellt, oder der Privatmann, der sechs Quadratmeter für seine Garage braucht.“
Dafür wird in den beiden Hallen im Gewerbepark mit mehreren Profilieranlagen gewalzter Stahl kalt in die charakteristische Trapez-Form gepresst. Die längste Anlage in der großen Halle ist 120 Meter lang. Hier stapeln sich rund 2000 Stahlrollen, sogenannte Coils, jede Rolle wiegt um die zwölf Tonnen, 1000 warm gewalzte Laufmeter sind hier aufgerollt. Nur wenige Mitarbeiter bedienen die Anlagen, von den 95 Beschäftigten arbeitet lediglich rund die Hälfte in der Produktion.
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In einem weitläufigen Bereich der Halle werden die fertigen Profile versandfertig gemacht. Die größten sind 23 Zentimeter tief und bis zu 23 Meter lang, es gibt aber auch gestapelte Platten mit flachem Profil in verschiedenen Farben von rot bis grün, zum Teil mit besonders dicken „Luxusbeschichtungen“. Es gibt gelochte Bleche, die den Schall dämmen, andere sind mit Vlies beschichtet, das Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Allein im vergangenen Jahr wurden 77.000 Tonnen Stahl verarbeitet
Im Jahr 2009 zog der Betrieb, der 1979 von Frank-Udo Münker gegründet wurde, von Kreuztal nach Wehnrath, weil es hier mehr Expansionsmöglichkeiten gab. Seit 2019 gehört der bis dahin mittelständische Betrieb zum internationalen Stahlkonzern ArcelorMittal. Im vergangenen Jahr wurden in Wehnrath 77.000 Tonnen Stahl verarbeitet, der zu 85 Prozent in Frankreich und Belgien produziert wird.
„Klimaneutralität ist für uns ein großes Thema“, sagt Pfeiffer, schließlich müssten bis 2030 alle Neubauten und bis 2050 auch Bestandsgebäude CO2-neutal sein, „das ist eine extreme Herausforderung.“
Mehr Nachhaltigkeit: Schon jetzt wird im Unternehmen unter der Bezeichnung „XCarb“ Stahl aus Schrott produziert, und zwar in Elektrolichtbogenöfen, die mit grünem Strom betrieben werden. Die Firma kauft sogar Recyclingunternehmen auf, um genug von dem heiß begehrten Material zur Verfügung zu haben. In Zukunft soll diese Technik in Kombination mit der Eisenerzreduzierung durch Wasserstoff genutzt werden.
Allerdings: „Die Nachfrage ist sehr gering. Die Kunden finden es interessant, aber wenn es ans Eingemachte geht, wollen sie die höheren Preise nicht bezahlen“, bedauert Pfeiffer. „Wenn die EU den Einsatz CO2-armer Produkte nicht als Maßgabe vorschreibt, wird das nichts.“ Bei der herkömmlichen Produktion von einer Tonne Stahl fallen 2,1 Tonnen CO2 an, „das können wir heute schon auf 330 Kilo reduzieren.“
Firma will Profile aus „grünem“ Stahl populärer machen
Pfeiffer sagt: „Der Druck kommt nicht von den Wettbewerbern, sondern nur von der Politik und den Leuten auf der Straße.“ Aber wenn man bedenke, dass China zehnmal soviel Stahl produziere wie Europa, müsse man auch den Markt schützen, wenn die Gesellschaft die Umstellung wolle. Gerade komme er aus einer Konferenz mit dem größten Kunden von Münker-Metallprofile, erzählt der Geschäftsführer. Diesen versuche er für ein Leuchtturmprojekt zu gewinnen, um die Profile aus „grünem“ Stahl populärer zu machen.
Derweil versucht die Firma in Wehnrath, überall da den CO2-Fußabdruck zumindest zu reduzieren, wo man es selbst in der Hand hat: Durch die Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität und genügend Ladepunkte, durch die Modernisierung der Heizung von Gas auf Wärmetauscher, vor allem durch Solaranlagen: Auf den 24.000 und 7700 Quadratmeter großen Hallendächern ist viel Platz. 30 Prozent des dort produzierten Stroms wird für die Produktion genutzt.