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Verein für HühnerrettungBotschafterinnen für das Elend von Nutztieren

Lesezeit 3 Minuten
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Robert Becker inmitten seiner Botschafterinnen: Teils apathische Tiere sollen in besserer Umgebung wieder aufleben.

Odenspiel – Ein kleines braun gefiedertes Huhn als Botschafter für alle Nutztiere? Kann das funktionieren? Robert Becker, Vorstandsmitglied des im Februar 2020 gegründeten Vereins Hühnerrettung NRW nickt und zitiert die Vereinshomepage: „Unsere geretteten Hühner werden zu Botschafterinnen, die durch ihre Verwandlung sichtbar machen, was ihnen in der industriellen Tierhaltung angetan wird. Stellvertretend für alle Nutztiere wird an ihnen deutlich, dass Tiere nicht als Ware, sondern als Lebewesen mit eigenen Rechten behandelt werden müssen.“

Dass es neben dem bundesweit agierenden Verein „Rettet das Huhn“ nun auch den neuen Verein gibt, begründet Robert Becker mit der Regionalität: „Kürzere Wege bedeuten auch weniger Stress fürs Tier. Wir vermitteln innerhalb von Nordrhein-Westfalen.“

Bis Jahresende sollen 1000 Hühner ein neues Zuhause haben

Der 56-Jährige ist umringt von mehr als 20 dieser „Botschafterinnen“, die munter über sein Wiesengrundstück sausen, um ein Stück Brot aus seiner Hand zu ergattern. Und die, die Beine, Taschen und Fotoapparate der ungewohnten Gäste von der Presse beäugen und sich von ihrem Dasein als gestresste, verletzte und geschundene Eierlieferantinnen offensichtlich gut erholt haben. Im Mai fand die erste Ausstallung von mehr als 300 Hühnern aus einem Betrieb statt, in den kommenden Wochen folgt die nächste, dann wieder eine im Dezember. Bis Jahresende sollen so insgesamt mehr als 1000 Hühner an neue Besitzer vermittelt werden.

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Gerettet werden die Hühner im Alter von etwa anderthalb Jahren, denn dann nimmt ihre Leistungsfähigkeit schon ab. Sie werden von den Vereinsmitgliedern ausgestallt und zu den Verteilstellen in Kierspe, Windeck und Reichshof gebracht, wo schon die neuen Besitzer auf sie warten. Die haben, falls sie zum ersten Mal Hühner aufnehmen, Fotos von der neuen Umgebung geschickt, um zu dokumentieren, dass sie die Tiere artgerecht halten werden. Sie mussten das Kontaktformular ausfüllen und einen Schutzvertrag unterzeichnen.

Geweint wird zweimal

„Wir rechnen zwar nicht mit einem Missbrauch unserer Arbeit, aber auch wir wollen uns absichern“, begründet der Odenspieler, Vermittler für Oberberg, Sauerland, Siegerland und den Märkischen Kreis, diese wichtigen Formalitäten. Neulinge werden von den Vereinsmitgliedern und erfahrenen Hühnerrettern begleitet. Es gibt Whatsapp-Gruppen, in denen Fragen geklärt werden, und auch Robert Becker berät zu Stall, Futter, Umgebung und dem geeigneten Tierarzt.

Sein Hühnerwissen hat sich Robert Becker seit der Kindheit angeeignet. Er engagiert sich seit Jahrzehnten im Tierschutz, war Vereinsmitglied bei Rettet das Huhn. Und er traute sich vor Jahren seine erste Ausstallung locker zu: „Es kam komplett anders. Ich war zwei Tage nicht mehr zu gebrauchen. Ich habe Rotz und Wasser geheult, als ich das Elend der Tiere sah.“ Das geht auch vielen neuen Besitzern beim ersten Anblick der Hühner so. Tiere ohne Federn und mit apathischem Blick wurden zu Menschen gebracht, die ihnen mit Liebe und Respekt begegnen. Und die wieder Tränen in den Augen haben, wenn sie sehen, wie sehr die Tiere sich über Licht, Luft, Sonne und gutes Futter freuen.

Wer sich für die Arbeit des Vereins interessiert oder Hühner aufnehmen möchte, findet alle Informationen hier.