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Erfindung aus OberbergEngelskirchener Firma half bei Bau der Christusstatue in Rio

Lesezeit 4 Minuten

Christian Schmidt und Gerda Söhngen (Foto l.) haben 2019 die Geschäftsführung übernommen.

Engelskirchen – Die Kran-Häuser in Köln, das Museum of Liverpool, der Sockel der monumentalen Christusstatue in Rio de Janeiro und rund 10 000 weitere Objekte weltweit: Sie alle verdanken die Befestigung ihrer Fassade oder Teilen davon einer Engelskirchener Erfindung, genauer dem Hinterschnittanker der Firma Keil Befestigungstechnik.

Diese Lösung, die auf einem Patent von Firmengründer Karl Eischeid aus dem Jahr 1988 basiert, ist jetzt von der „Zeit Verlagsgruppe“ als „Marke des Jahrhunderts“ ausgezeichnet worden. Das Unternehmen, das seinen Sitz seit zweieinhalb Jahren an der Olpener Straße in Engelskirchen hat, gleich neben dem Aggertal-Gymnasium, reiht sich damit in eine lange Liste altehrwürdiger und prominenter deutscher Marken ein. Dabei erinnert die Firmenphilosophie eher an ein junges Berliner Start-Up. 2019 haben Gerda Söhngen, Enkelin des Firmengründers, und Christian Schmidt als Tandem die Geschäfte von Söhngens Eltern Petra und Jürgen Bergfelder übernommen.

Neue Firmenphilosophie mit neuer Generation

Dieser Generationenwechsel hat sich nicht zuletzt in der Firmenphilosophie niedergeschlagen: Lounge-Musik im großen Besprechungsraum, Red Bull-Dosen im Kühlschrank und Graffiti an der Wand der Produktionshalle. „Wir haben vieles auf Links gedreht“, sagt Gerda Söhngen (32). „Wir haben die Mentalität geändert.“ Stichwort: Die Keiler-Mentalität. Dahinter verbirgt sich die Bitte an die Belegschaft, authentisch zu sein. Das fängt schon beim Dresscode an: Bei Keil Befestigungstechnik gibt es keine Kleidervorschriften – weder geschriebene noch ungeschriebene. Jeder trägt, was er will.

Keil Befestigungstechnik stellt Hinterschnittanker in verschiedenen Größen her.

„Außerdem wollen wir noch viel mehr Bindeglied innerhalb der Branche sein, das ist ein ganz wichtiger Punkt.“ So, wie der Keil-Anker Fassadenplatte mit der Unterkonstruktion verbindet, will Keil auch die Menschen und Unternehmen dahinter zusammenbringen, Freundschaften schließen und pflegen. Aber es gibt natürlich auch Anknüpfungspunkte an die Zeit, in der die Bergfelders die Geschäfte geführt haben. „Produktion und Infrastruktur waren ja schon da. Wir wollen die Qualität aufrecht erhalten, die meine Eltern als Fundament geschaffen haben“, betont Gerda Söhngen. Dazu zählt sie auch Service und Know-How. „Es geht nicht, dass man vorne auf Cool macht, aber fachlich kommt dann nichts dabei raus.“

Entscheidung für Sicherheit

Denn natürlich lebt das Unternehmen von seinem Ruf in der Branche. „Kein Architekt und kein Hersteller von Fassadenplatten will, dass irgendwann einmal jemandem eine Platte auf den Kopf fällt. Das heiß, die entscheiden sich nicht für das neueste Produkt, das gerade rausgekommen ist, sondern für die Sicherheit. Die sagen: Okay, die wirken wie ein Start-up, aber das Produkt und das Unternehmen mit seinem technischen Support haben sich längst bewährt.“

Alexander Wollmann arbeitet als Produktionsleiter.

Bewährt hat sich auch, dass manches bei Keil anders läuft als andernorts. „Die Personalgespräche sind uns sehr wichtig, deswegen nehmen wir uns dafür viel Zeit“, sagt Söhngen. Sie finden weder im Büro noch auf den Sitzsäcken vor der Dachterrasse statt, sondern beim Spaziergang. „Das sind persönliche Gespräche in schöner Atmosphäre, da kann man so viel rausziehen“, schwärmt die Geschäftsführerin. Ihre Notizen von den ersten Gesprächen hat sie aufbewahrt, „die Blätter waren vollgeschrieben. Ich glaube, 80 Prozent der ersten Maßnahmen, die wir umgesetzt haben, kamen aus diesen Gesprächen.“

Keil Befestigungstechnik

Zum Hintergrund

Die Keil Befestigungstechnik GmbH ist Spezialist für Hinterschnittanker, mit denen Fassadenplatten befestigt werden. Diese Anker werden seit 30 Jahren ausschließlich von dem Familienunternehmen in Engelskirchen produziert und kommen weltweit zum Einsatz – bisher bei mehr als 10 000 Bauprojekten.

Gegründet wurde Keil 1963 von Karl Eischeid in Loope. Zwei Jahrzehnte lang lag der Fokus auf der Entwicklung und Produktion von Bohrwerkzeugen. Dank dieser Erfahrung entwickelte Eischeid eine neue Bohrtechnik und etablierte sich so auch als Experte für Befestigungstechnik. 1988 wurde der erste Hinterschnittanker patentiert, 1990 die erste Fassade realisiert.

Die „Marke des Jahrhunderts“ wird von der „Zeit Verlagsgruppe“ verliehen – nach eigenen Angaben per dreifacher Evaluation durch eine Jury; pro Produktgattung gibt es nur einen Preisträger. In diesem Jahr gehören neben dem Hinterschnittanker von Keil etwa Kaffeefilter von Melitta, Printen von Lambertz oder Meissener Porzellan zu den Preisträgern. (sül)

Keil Befestigungstechnik ist ein junges Unternehmen – das gilt auch für den Altersschnitt der 30 Mitarbeiter. Mit den patentierten Ankern und den für deren Zulassung notwendigen Zertifikaten hat sich die Keil Befestigungstechnik einen fest verankerten Platz in der Branche erarbeitet. Den weiter auszubauen, ist eins der Ziele der Geschäftsführung.

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„Wir werden weiter wachsen“, ist Gerda Söhngen gewiss – auch, weil das Unternehmen nach außen gespiegelt hat, wie viele und welch renommierten Projekte weltweit mit Hinterschnittankern von Keil Befestigungstechnik realisiert wurden und wie sicher die Technik ist.

www.keil.pro

www.deutsche-standards.de