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Rönsahler BrauereiSüffiges Gold aus dem Kupferkessel

Lesezeit 3 Minuten

Im Sudwerk aus dem Jahr 1917 wird das Bier gebraut.

Rönsahl – Kölsch oder Pils – für viele Biertrinker eine Glaubensfrage. Doch an der Grenze zwischen Rheinland und Westfalen wird eine Alternative gebraut: Rönsahler Landbier. Die kleine Brauerei, sesshaft im Gebäude der historischen Kornbrennerei, setzt auf Handarbeit und hält sich streng an das Deutsche Reinheitsgebot von 1516. Das legt fest, dass nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe ins Bier kommen .

Im Sudhaus steht das Sudwerk aus dem Jahr 1917, eine Leihgabe der Stadt Dortmund. Der Kupfer-Bottich fasst 2200 Liter, fünf bis sechs Mal im Monat brauen Tim Feldmann und Marcel Faulenbach hier. Pro Sud entstehen rund 1000 Liter Landbier: Helles, Dunkles und Bock, im Advent kommt ein Weihnachtsbier dazu.

Die Flaschen sind ein Markenzeichen

Aus Malz und Wasser wird zunächst die sogenannte Bierwürze gebraut, die dann unter Zugabe von Hopfen gekocht wird. „Wir verwenden verschiedene Sorten Hopfen“, sagt Feldmann. Einzelheiten will er nicht nennen – das ist Betriebsgeheimnis. Die heiße Bierwürze muss dann heruntergekühlt werden, anschließend wandert das Bier in den Gärbottich, wo die Hefe hinzukommt.

Die Brauerei hat ihren Sitz in der historischen Kornbrennerei in Rönsahl.

In Rönsahl wird ausschließlich obergärig gebraut, das heißt, die Hefe schwimmt zunächst ober auf dem Bier, im Gegensatz zum untergärigen Bier, wo die Hefe am Boden bleibt. Kölsch und Altbier sind ebenfalls obergärige Sorten, Pils wird stets untergärig gebraut. Schließlich wird das Jungbier in die Lagertanks im Keller gepumpt. Dort, wo früher die Kornbrennerei Krugmann ihren Sprit lagerte, reift heute das Landbier fünf Wochen lang. Im Gegensatz zu den meisten Großbrauereien verzichtet man in Rönsahl auf eine Filtrierung. „Dabei gehen immer auch Aromastoffe verloren“, erklärt Feldmann. Mit dem Begriff „Craft Beer“, mit dem andere kleine Brauereien werben kann, er nichts anfangen. „Wir brauen Landbier.“

Unter Zugabe von Hopfen entsteht das Bier.

Sein Kompagnon Marcel Faulenbach ist gelernter Mälzer und Bierbrauer, Tim Feldmann hat sich das nötige Rüstzeug nach und nach erarbeitet. „Wir haben mit dem Brauen als Hobby begonnen“, erzählt Feldmann. Als die Nachfrage wuchs, bekamen die beiden Freude die Chance, die kleine Brauerei in Rönsahl, die bis dahin von Wolfgang Becker betrieben wurde, zu übernehmen und sie auf professionelle Füße zu stellen. Das war 2017. Mittlerweile stößt die Brauerei jeden Monat einige tausend Liter Bier aus. Noch sei man im Aufbau, sagt Feldmann.

Das Bier gibt es auch in 2-Liter-Siphons.

Viel Arbeit macht das Abfüllen des Bieres. Denn die Flachen müssen sorgfältig gereinigt werden, bevor sie wieder befüllt werden können. Zum Markenzeichen der Brauerei gehören auch die besonderen Flaschen. Das Bier ist im Handel in 0,75-Liter-Flaschen und in 2-Liter-Siphons erhältlich. Gerade in der Weihnachtszeit seien die Siphons mit dem Bügelverschluss äußerst beliebt, sagt Feldmann. Die Kehrseite der Medaille: Obwohl ein Siphon 9 Euro Pfand kosten, finden höchstens zehn Prozent davon ihren Weg zurück in die Brauerei. „Wir verdienen nichts an den Flaschen“, sagt Feldmann. Im Laden der Brauerei sind auch Pittermännchen und Fassbier erhältlich. Mittlerweile ist das Bier nicht nur im benachbarten Wipperfürth, sondern auch in Marienheide, Gummersbach und Bergneustadt erhältlich, bis hin nach Lüdenscheid und Olpe.

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Die Corona-Pandemie trifft auch die Brauer aus Rönsahl, auch wenn sie weniger stark als die Großbrauereien vom Gaststättenausschank abhängen. Was schmerzt, sei der Wegfall vieler privater Feiern und Feste wie dem traditionellen Bockbieranstich und dem eigenen Oktoberfest. Beim letzten Brauereifest im Jahr 2019 seien 500 bis 600 Besucher gekommen, schwärmt Feldmann. Und das Rönsahler Landbier, es floss in Strömen.