AboAbonnieren

Für Natur-DokuFernsehjournalist Dirk Steffens durfte ins Ründerother Windloch

Lesezeit 4 Minuten

Staunend an der Hydra: Der Journalist Dirk Steffens blickt auf eine Eisenblüte mit einem Durchmesser von rund 1,50 Meter.

Ründeroth – Eng, kalt, nass, dunkel. Mit diesen wenigen, kargen Worten beschreibt Dirk Steffens den offenkundig unwirtlichen Ort, in den er da gerade eintaucht. Ein Zurück gibt es für den Journalisten und Fernsehmoderator nun nicht mehr: Der 53 Jahre alte Hamburger baumelt an einem Seil, es geht hinab in die Tiefen des Ründerother Windlochs im Mühlenberg.

Steffens ist der erste Mensch, der nicht zum Forscherteam um Stefan Voigt aus dem Arbeitskreis Kluterthöhle gehört und der trotzdem unter Tage darf: Steffens und seine Begleiter filmen für die Dokumentationsreihe „Terra X – Faszination Erde“ des ZDF. „Im Sog der Unterwelt“ heißt die Doku diesmal, denn Steffens beschäftigt sich mit dem, das unter den Füßen ruht und dem Auge verborgen bleibt. Am Sonntagabend, 19.30 Uhr, ist dies auf der Mattscheibe zu erleben, bis zum 20. Februar 2026 könne Steffens Werk aber in der Mediathek abgerufen werden, teilt der Mainzer Sender mit.

Team dreht insgesamt 22 Stunden unter der Erde

Unten angekommen, muss Steffens auf die Knie: Nur robbend und kriechend geht es meterweise im Windloch vorwärts. „Dirk hat das einfach super gemacht“, lobt Forscherchef Voigt (58) und beschreibt den Journalisten als „superfit, sportlich und extrem geschickt“: „Man merkt, dass er schon an den entlegensten Orten der Welt gedreht hat und auch klettern kann“, sagt Voigt und gibt zu: „Als die Anfrage zum Dreh kam, haben wir uns erst stur gestellt, weil wir keine Rettungsaktion erleben wollten.“ Am Ende aber habe der gute Ruf der ZDF-Reihe entschieden.

Zweimal hat er den Hamburger im vergangenen Januar mit ins Dunkel genommen: Zunächst sind die Männer 14 Stunden unterwegs, danach sind es acht Stunden. Für 800 Meter braucht die Gruppe manchmal vier Stunden. Voigt: „Wir sind komplett durch – vom Einstieg bis zum Ende.“ Wobei „Ende“ gerade bedeutet: Über 8256 Meter führt die Strecke durch 395 Millionen Jahre Erdgeschichte, die Voigt und seine Mannschaft in Tiefen zwischen 60 und 80 Metern bis heute vermessen und dokumentiert haben. So gilt als Windloch als die neuntgrößte Höhle in Deutschland.

Entdeckt hat Voigt sie im März 2019, seither fasziniert das Labyrinth die Menschen weltweit. Am letzten Wochenende im September hat Voigt da übrigens zum letzten Mal gearbeitet, bis zum 1. Mai müssen er und seine Kollegen wegen des Fledermausschutzes jetzt die Füße stillhalten. „Ich vermisse die Höhle, ganz klar“, bekennt der Mann aus Ennepetal. Denn er weiß, dass es unter der Gemeinde Engelskirchen noch viel zu entdecken gibt, „da ist noch längst nicht alles ausgeschöpft“. Der bisher jüngste Fund hat ihn indes wenig begeistert: „Wir haben den Ort Zwergenlabyrinth getauft, das sagt alles.“ Für große Kerle gibt’s da also wenig Platz. „Und leider haben wir den Bachlauf zur Agger immer noch nicht ausgemacht“, erklärt Stefan Voigt, wo er die Arbeit im Mai wieder aufnehmen will. „Zurzeit sind wir wenigstens an den Schlucklöchern unterwegs“, berichtet er. „Schlucklöcher“, das sind echte Löcher, in denen das Wasser aus dem Walbach unter der Erde verschwindet, bevor es dann wahrscheinlich das Windloch durchfließt und schließlich in die etwa einen Kilometer entfernte Agger mündet.

Highlight auf Voigts Tour mit Dirk Steffens ist der Anblick eines Aragonitkristalls, einer Eisenblüte mit Namen Hydra. Filigran gewachsen ist diese in der Halle „Bäume des Glücks“. Und wie alt ist der Kristall? „Zehntausende“, sagt Voigt prompt. „Davor war Eiszeit. Da wächst so was nicht.“ Für Steffens ist die Reise ins Unterirdische der Besuch auf der düsteren Kehrseite des strahlenden Überirdischen – und zu einem Ort, an dem in vielen Kulturen das Böse haust, Monster und Dämonen regieren. „Ich war ja schon fast überall auf dieser Welt, aber so etwas Krasses habe ich noch nie erlebt“, spricht Steffens in die Kamera.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das ZDF ist derweil am Aufbau einer 3D-Plattform beteiligt, die künftig virtuelle Touren durch Ründeroths Unterwelt ermöglicht. Denn die Höhle darf außer den Forschern niemand jemals betreten. Aber ein Höhlenerlebniszentrum ist geplant.