Beim Winter-Staffeltag des Fußballkreises Berg haben sich vor allem die Schiedsrichter Gehör verschafft.
Fußballkreis BergUnparteiische machen ihrem Ärger beim Winter-Staffeltag ordentlich Luft
Mit einem Paukenschlag begann der Winter-Staffeltag des Fußballkreises Berg in Vilkerath: Vorsitzender Jürgen Liehn hatte gerade erst die Vertreter der oberbergischen und rheinisch-bergischen Fußballvereine begrüßt, als Cem Sayilgan, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, dem Ärger der Unparteiischen Luft machte.
An manchen Spielorten müssten seine Kolleginnen und Kollegen regelrecht betteln, etwas zu trinken zu bekommen. Oft genug fehle es auch an einer eigenen Umkleide, der Schiri werde meist dann in einen Technikraum verfrachtet. Die Entschädigung in Höhe von aktuell 19 Euro plus Fahrgeld sei – vor allem mit Blick auf Nachbarkreise – eine Frechheit, so Sayilgan, der noch nachlegte: „Ich bin es leid – wir sind doch kein Freiwild!“ Die Mehrheit der Delegierten blickte schon bei dieser Ansprache bedröppelt auf die Tischplatte – doch es kam für sie noch dicker.
Mehr als ein Drittel der aktuellen Schiedsrichter fällt ab Februar weg
Bereits zum 1. Februar werde man auf 65 ehrenamtliche Schiris verzichten müssen, also mehr als ein Drittel des kompletten Kaders, kündigte der Gummersbacher Schiedsrichter-Chef an. „Wir werden sie in den Status ‚pensioniert‘ versetzen müssen.“ Grund sei, dass die Betreffenden ihre Führungszeugnisse immer noch nicht eingereicht hätten. „Und bei diesen Ausfallzahlen können wir nicht mehr sicherstellen, dass künftig noch jedes Spiel in den Kreisligen A und B gepfiffen wird.“
Zum Hintergrund: Die Schiedsrichter müssen dem Fußballkreis alle drei Jahre ein sogenanntes erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Dieses bekommen sie über die Einwohnermeldeämter, die Kosten übernimmt der Fußballverband Mittelrhein. Warum die Zahl der Säumigen aktuell so hoch ist, darüber wurde unter den Teilnehmern des Staffeltages wild spekuliert. Den Vorschriften zum Trotz sei es tatsächlich wenig einleuchtend, warum ein Schiedsrichter, der alle paar Wochen eine Partie erwachsener Männer pfeift, ein solches Zeugnis vorlegen müsse, war eine verbreitete Ansicht.
Was möchte der Fußballkreis Berg unternehmen?
Vom Kreis-Vorsitzenden wollte ein Teilnehmer wissen, was der Fußballkreis unternehme, um das Amt des Unterparteiischen attraktiver zu machen. Liehn verwies auf die Vereinsdialoge – der nächste findet am 6. Februar mit zehn Vereinen in Bergneustadt statt – und auf die laufende Ausbildung von 20 Nachwuchskräften. Zum 1. Juli werde die Entschädigung pro Spiel zumindest auf 24 Euro erhöht.
In deutlich ruhigeres Fahrwasser zog Gerhard Dittich, Vorsitzender des Spielausschusses, die Versammlung mit seinen Ausblicken auf die Rückrunde und die Saison 2023/2024. Mit Blick auf Corona habe man das Ziel, zumindest eine volle Saisonhälfte über die Bühne zu bekommen, erreicht, stellte Dittich zufrieden fest. Am 5. März wird die Rückrunde mit zwei Wochenspieltagen angepfiffen, damit Ostern und Pfingsten spielfrei bleiben. Der letzte Spieltag ist für den 11. Juni terminiert, drei Tage später beginnt die Relegation.
Die Europameisterschaft 2024 in Deutschland werde die danach folgende Spielzeit zu einer „sehr gedrängten Saison“ machen, kündigte Dittich bereits an und gab Einblick, dass bei der Terminierung vieles zu beachten sei: Ein Saisonstart möglichst nach den Sommerferien, genug Zeit für die Weihnachtsfeiern der Vereine, die Vermeidung von Spielausfällen durch Eis und Schnee und schließlich das vom Verband festgesetzte Saisonende allerspätestens am 20. Mai 2024 – übrigens ausgerechnet der Pfingstmontag.
Nach vielen Überlegungen sollen die bergischen Fußballerinnen und Fußballer ab dem 6. August dieses Jahres auf Torejagd gehen. Die Winterpause wird am 3. Dezember beginnen und am 18. Februar 2024 enden. Letzter Spieltag soll der 12. Mai 2024 sein, damit die Teams ihren Saisonabschluss an einem Wochenendtag feiern können.
Einziger Haken bei dieser Planung: Da der Kreis eine Woche vor dem Verband in die neue Saison startet, könnten Landes- oder Bezirksligaspieler zumindest am ersten Spieltag in den Kreisklassen-Teams ihrer Vereine auflaufen. Diese „legale Verstärkung der Mannschaftsaufstellung“, wie Gerhard Dittich es nannte, will der Kreis aber dadurch verhindern, dass die infrage kommenden Mannschaften erst nach dem Verbandsstart unter der Woche starten.