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Fußball in OberbergSo will der Fußballkreis Berg den Schiedsrichter-Mangel bekämpfen

Lesezeit 3 Minuten
Ryan Hunt und Michael Esser (1)

Nachwuchsschiedsrichter Ryan Hunt und sein Pate Thomas Eßer

Oberberg – „Foul“, ruft ein Vater vom Spielfeld. Auf dem Kunstrasen spielen die U-15-Teams von TuS Lindlar und Blau-Weiß Hand. Nieselregen geht über dem Volksbank-Parkstadion nieder. Viele Eltern feuern ihre Kinder an und nicht alle sind einverstanden mit den Entscheidungen des Schiedsrichters. Aber an diesem Tag wird fair gespielt, bestätigt Thomas Eßer vom Spielfeldrand. 1:0 gewinnen am Ende die Gastgeber, aber das ist für ihn Nebensache. Er ist heute für den Schiri da: Der 15-jährige Ryan Hunt ist kaum älter als die Spieler.

Eßer ist Lehrwart und für die Ausbildung neuer Schiedsrichter zuständig. Für Ryan Hunt vom VfR Wipperfürth ist es heute das vierte Spiel. Eßer ist sein Pate, als erfahrener Schiedsrichter begleitet er ihn. „Wir versuchen, dem Nachwuchs Sicherheit zu geben und ihm bei Fragen zur Seite zu stehen“, erklärt Eßer.

Dem Fußball im Oberbergischen Kreis fehlen Schiedsrichter

Der im Vergleich zur Vergangenheit größere Aufwand, den heute der Schiedsrichterausschuss im Fußballkreis Berg betreibt, hat seinen Grund: Dem Fußball fehlen die Schiedsrichter. Das ist bundesweit so und auch vor Ort in den unteren Ligen und vor allem beim Nachwuchs. Beim Staffeltag des Fußballkreises Berg vergangenes Jahr wagte damals Rainer Richerzhagen eine düstere Prognose: „die Besetzung wird immer schwieriger“ und forderte die Vereine auf, die Anwerbung von Schiedsrichtern zu verstärken. Schlicht, damit der Spielbetrieb gesichert bleibe.

Die Paten begleiten die Jugendlichen gerade am Anfang. Sie geben Feedback zur Leistung auf dem Platz. Unterstützen bei den administrativen Dingen, wie zum Beispiel der Platzkontrolle, Anfertigen des Spielberichts, Abklären der Trikotfarben, berichtet Nico Fuchs vom Kreisschiedsrichterausschuss Berg und selbst Schiri in der dritten Liga.

Begegnungen wie Lindlar gegen Hand gelten als fair, aber dass die Zuschauer es oft besser wissen und dann mal laut werden, das gehört zum Fußball auch dazu. Um Sicherheit zu geben, sind die Paten da. „Die Patenschaft ist eine gute Sache“, sagt Ryan Hunt, „Ich glaube, sonst wäre ich in meinem ersten Spiel echt untergegangen“, fügt er hinzu.

Zu Beginn gibt es per Headset Hilfe vom Spielfeldrand

Hunts Schiri-Premiere war ein paar Wochen zuvor auf dem selben Platz. Und schon bei seiner ersten Partie mussten jede Menge Entscheidungen getroffen werden: „Elfmeter in der letzten Minute und einige gelbe Karten“, erinnert er sich. Ab der Halbzeit gab es Hilfe von Pate Eßer vom Spielfeldrand. Mit Funk und Headset, wie in der Bundesliga.

Der nächste Anwärterlehrgang für Schiedsrichter beginnt im Februar, Nico Fuchs hat gerade die Einladungen raus geschickt. Unterrichtet wird teilweise per Videokonferenz und teilweise in Präsenz. „Damit haben wir bisher gute Erfahrungen gemacht“, sagt Eßer.

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Bisher gibt es zwölf Anmeldungen und weitere offene Plätze. Das richtet sich auch an junge Fußballer „Je jünger desto besser“, sagt Eßer. Schließlich könne eine Schiri-Karriere lange laufen. „Es gibt viele gute Schiedsrichter und je höher man kommt, desto weniger Positionen gibt es.“ Das sei bei den Jugendmannschaften noch anders, weil es großen Bedarf an Unparteiischen gebe. „Mir persönlich hat die Ausbildung echt Spaß gemacht“, sagt Ryan Hunt. Sechs Wochen dauert sie. Darin werden Regeln, Praxistipps und weitere Einblicke in die Schiedsrichterei vermittelt.

Schiedsrichter arbeiten im Ehrenamt, allerdings gibt es eine Aufwandsentschädigung. Nach den ersten Spielen will Ryan Hunt dabei bleiben. Er rät, dranzubleiben und sich auszuprobieren, bevor er in die Schiri-Kabine verschwindet und den Spielbericht mit dem 1:0 für den TuS einträgt.