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SchneechaosBusverkehr im Oberbergischen Kreis eingestellt – Dutzende Unfälle

Lesezeit 5 Minuten
Ein verschneites Haltestellenschild in Gummersbach

Der Busverkehr im Oberbergischen Kreis ist eingestellt.

Schneefall und glatte Straßen führen am Donnerstagmorgen zu einem Verkehrschaos im Oberbergischen Kreis. Der Busverkehr ist weitgehend eingestellt.

Der heftige Schneefall setzte zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ein. Die Nacht zu Donnerstag war schneefrei verlaufen. Und als die Räumdienstfahrzeuge am Morgen ausrückten, hatte sich der Schul- und Berufsverkehr bereits in Gang gesetzt. Entsprechend schwerwiegend waren dann die Folgen auf Oberbergs Straßen.

Die Polizei berichtete um 8.30 Uhr von einem „außerordentlich hohen Aufkommen an Verkehrsunfällen“. Seit 6.40 Uhr wurden 76 Unfälle gemeldet. Bis auf vier Unfälle blieb es bei Sachschäden. Bei Unfällen in Wipperfürth, Wiehl und Gummersbach wurden fünf Menschen leicht und zwei Personen schwer verletzt. Eine 25-Jährige aus Reichshof musste ins Krankenhaus, nachdem ein BMW-Fahrer gegen 7.20 Uhr auf der Hohler Straße in Gummersbach-Dieringhausen in ihren VW geschleudert war. Um 10 Uhr wurden schon 100 Unfälle, um 15 Uhr schließlich 124 gezählt. Wegen der großen Anzahl von Einsätzen kam es bei der Unfallaufnahme zu langen Wartezeiten, berichtet die Polizei.

Lkw scheiterten an vielen Stellen im Oberbergischen an Steigungen

Im ganzen Kreisgebiet blieben Laster an Steigungen stehen. Wintererfahrene Lastwagenfahrer warteten lieber ab, bis die Straßen geräumt waren. So versammelte sich am Fuß der Kreisstraße 19 bei Engelskirchen-Bickenbach ein ganzer Fuhrpark von Müllautos, die ihre Ladung zur Leppedeponie bringen wollten. Dennoch ging bald nichts mehr auf der steilen Strecke in Richtung Lindlar. Am Kreisverkehr Sengelbusch in Reichshof schleppte das Technische Hilfswerk Lastwagen frei.

Mehrere Kleintransporter und Lkw sind von einer mit Schnee bedeckten Straße abgekommen und steckt am Rand fest

Rutschpartie in den Graben: An Steigungen wie bei Hespert scheiterten viele Lkw-Fahrer.

Die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag) stellte gegen 8.45 Uhr den Busbetrieb komplett ein. Auf sämtlichen Linien waren den Vormittag über Abschnitte aufgrund quer stehender Autos und Lastwagen für die Busse nicht befahrbar. Gegen 11.15 Uhr teilte Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner für den Schülerverkehr mit: „Ob und in welchem Umfang diese Fahrten durchgeführt werden können, hängt von der Lage der Schule und der Befahrbarkeit der Strecke ab.“ Das Engelskirchener Aggertal-Gymnasium etwa meldete noch am Vormittag, dass die Linie 310 wieder zwischen Gummersbach und Overath verkehrt. Gegen 15 Uhr gab es wieder flächendeckend Busverkehr, doch um 18 Uhr meldete die Ovag erneut „verschärfte Straßenverhältnisse“ und den (Teil-) Ausfall auf insgesamt neun Linien.

Räumdienst im gesamten Oberbergischen Kreis Dauereinsatz

Thomas Penz, Betriebsleiter der Straßenmeisterei in Wiehl-Bomig, die wie die Waldbröler Einrichtung für etwa 280 Kilometer Kreis- und Landesstraßen zuständig ist, berichtete gegen Mittag: „Wir sind mit allem unterwegs, was wir haben.“ Der Streudienst habe am Vorabend und am frühen Morgen vorsorglich gestreut, gegen die pünktlich zum Berufsverkehr aufgetretene Schneemenge habe das aber wenig genutzt. Dennoch sprach Penz von einem „winterlichen Alltagsgeschäft“. Er rechne mit weiteren Schneefällen. Die Räumfahrzeuge seien auch in der kommenden Nacht durchgängig auf dem Autobahnzubringer im Einsatz. Gegen 3 Uhr in der Frühe kämen dann auch alle übrigen Kräfte zu einer Dienstbesprechung zusammen.

Ein Mann beseitigt mithilfe einer Schneefräse den Schnee auf dem Hof vor einer Feuerwehrwache.

Die Feuerwehr hatte keine wetterbedingten Einsätze, abgesehen von Wehrführer Frank Raupach an der Schneefräse vor der Gummersbacher Hauptwache.

Sieben große Räumfahrzeuge der Straßenmeisterei kamen in Waldbröl zum Einsatz: Dort blieb es vor allem auf der Bundesstraße 256 an der Zufahrt zur Autobahn bis in den Nachmittag problematisch, da sich Lastzüge festgefahren hatten. Der Bauhof der Stadt Gummersbach sei ab 5 Uhr zunächst mit Fußkolonnen im Stadtgebiet unterwegs gewesen, schilderte Stadtsprecher Jan Röttger. 20 Fahrzeuge und rund 70 Personen seien ausgerückt, um die Straßen freizuräumen und abzustreuen. Die Priorität lag dabei auf den Zufahrten zum Kreiskrankenhaus sowie auf den Busstrecken.

Schulbusse blieben im Schnee stecken

Die Situation an Oberbergs Schulen war höchst unterschiedlich. Während etwa das Hollenberg-Gymnasium in Waldbröl und die Eckenhagener Gesamtschule mitteilten, alle Kinder und Jugendlichen seien am Morgen zum Unterricht gekommen, gab es anderorts leere Klassenzimmer. Von einer „erheblichen Zahl“ fehlender Schülerinnen und Schüler sprach etwa Frank Mistler, Leiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Wiehl. Und Marcel Schultz, stellvertretender Leiter des Homburgischen Gymnasiums in Nümbrecht, ergänzte: „Bestimmt ein Drittel ist nicht gekommen.“

Nur die Hälfte der 404 Schülerinnen und Schülern habe die Leonardo-da-Vinci-Sekundarschule in Morsbach nicht erreicht, berichtete Vize-Schulleiter Andreas Borlinghaus. 79 von ihnen seien auf Busse angewiesen. „Einige wurden jedoch in Denklingen und Euelsloch abgesetzt, weil der Bus nicht weiterfuhr.“ Sie seien dann zu Fuß zur Schule gelaufen oder zurück nach Hause. Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner sagte dazu auf Anfrage: „Solchen Vorkommnissen werden wir in den kommenden Tagen nachgehen.“ Am frühen Nachmittag berichtete Borlinghaus zudem, dass die Abholung der Betroffene reibungslos geklappt habe.

Viele Schüler von oberbergischen Schulen blieben zu Hause

Unterdessen bestätigte der Morsbacher Busunternehmer Peter Ochsenbrücher, dass ein Fahrer Kinder und Jugendliche in Denklingen aus dem Fahrzeug gelassen habe, als dieses nicht weiterkam: „Sie haben darauf bestanden, den Bus zu verlassen. Das muss geklärt werden, so etwas geht auf keinen Fall.“

Für die Gemeinschaftsgrundschule in Waldbröl-Hermesdorf berichtete Nadine Jansen, dass alle Kinder gekommen seien. „Aber dann kamen sie nicht nach Hause – sie wurden so lange in der Schule betreut, bis sie abgeholt werden konnten.“ So auch am Hollenberg-Gymnasium: „Schülerinnen und Schüler, die zunächst nicht sicher nach Hause gelangen konnte, sind erst mal in der Schule geblieben“, sagte Vize-Direktorin Dr. Ilona Schramm. „Alle anderen wurden abgeholt und gingen zu Fuß.“ Dasselbe schilderte Christa Sostmann, Rektorin der städtischen Realschule in Waldbröl. „Fast alle waren da, aber dann brach das Chaos aus, weil keiner mehr weggekommen ist.“