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„Sie müssen mich retten“Friseure in Oberberg hatten alle Hände voll zu tun

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Alle Hände voll zu tun hatten am ersten Tag nach der Schließung Oberbergs Friseure. So auch Gino di Maio, der seinem Kunden Hans-Josef Gries die Haare schnitt.

Oberberg – Kaum hatten die Ministerpräsidenten beschlossen, dass die Friseure am 1. März wieder öffnen dürfen, liefen bei Hans-Wilhelm Hagen prompt die Telefone heiß. „Morgens um sieben kam der erste Anruf, bis 9 Uhr hatte ich 70 Termine vergeben“, erzählt er. Seit 42 Jahren führt er einen Salon in Engelskirchen, seit 26 Jahren in Gummersbach. „So etwas habe ich noch nie erlebt!“

In zweieinhalb Monaten des Lockdowns sind die Farbansätze herausgewachsen, der selbstgeschnibbelte Haarschnitt am Küchentisch hat Spuren hinterlassen. „Ich kriege die Arme nicht mehr hoch. Da war das Haarewaschen schwierig“, seufzt die 78 Jahre alte Kundin Irmgard Orbach. „Und mit den zugewachsenen Augenbrauen sehe ich aus wie der Nikolaus.“ Überglücklich ist sie über ihren frühen Termin: „Sie müssen mich retten.“

Terminbuch und Telefon immer zur Hand

So und so ähnlich klingen die Hilferufe von Kundinnen und Kunden, die sonst wöchentlich kommen. Obwohl der Montag bei vielen Friseuren traditionell Ruhetag ist, standen die meisten seit dem frühen Morgen bereit, die Haartrachten würdig in Fasson zu bringen. Inge Neumann vom Salon Vezzosi in Rebbelroth hatte vorausgesehen, dass sie bei dem Andrang nicht mehr zum Telefonieren kommen würde, und vorsorglich bereits alle Stammkunden vor der Öffnung angerufen. Und Gino Di Maio von „Gino + Pino“ in Gummersbach schleppt seit Tagen auch spät am Abend und am Sonntag Handy und Terminbuch mit sich herum, ebenso sein Kollege Michael Döhl vom „Schnittpunkt“.

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Über einen frischen Haarschnitt freute sich auch Kundin Lilli Giesbrecht, die sich von Elena Wagner im Friseursalon Hagen die Haare schneiden ließ.

Für Wochen ist Di Maio bereits ausgebucht. „Ich arbeite heute so lange, bis das Licht von selbst ausgeht“, versichert der temperamentvolle Italiener, der seit 30 Jahren in Gummersbach ist, und lacht. „Das ist aber auch dringend nötig“, fügt er ernst hinzu. „Keine Kunden seit Monaten, und auch keine Hilfen.“

Ersparnisse sind längst aufgebraucht

Das alles komme sehr schleppend, weiß auch Inge Neumann, und Friseur Hagen spricht von einem „finanziellen Debakel ohne Ende“. Die Ersparnisse seien aufgebraucht, das Konto im Minus. „Wenn nichts reinkommt, dann geht auch das Vertrauen der Banken verloren.“

Dabei haben sie alle schon nach dem ersten Lockdown investiert, haben Desinfektionsmittel bereitgestellt, Plexiglaswände aufgebaut, für Abstand gesorgt. Di Maio hat zwei riesige Luftfilteranlagen eingebaut und seine Mitarbeiter am Sonntag noch mal in Sachen Hygiene geschult. „Bundesweit sind nur vier Fälle nachgewiesen, dass sich jemand beim Friseur angesteckt hat“, sagt Hagen.

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Auch Michael Döhl durfte die Türen des Friseursalons „Schnittpunkt“ wieder öffnen.

Kunde Hans-Josef Gries ist vor allem froh, dass Di Maio ihn von den Haaren über den Ohren befreit. „Das geht für mich gar nicht“, erklärt er, und Lilli Giesbrecht lässt sich bei Hagen von Friseurin Elena Wagner nur zu gern das Grau aus den Dauerwellen vertreiben. „Die Öffnung hebt natürlich die Stimmung“, betont Inge Neumann. „Wir lieben unseren Beruf und unsere Kunden.“ Dennoch bleibt bei vielen die Skepsis. „Wie sollen kleine Läden zurechtkommen, wenn sie auf zehn Quadratmetern nur einen Kunden bedienen dürfen?“, fragt Hagen. Er wisse von Kollegen, die gar nicht mehr aufmachen. „Ich habe mich schon vor zwei Wochen um einen Termin bemüht. Wer weiß, ob nicht bald alles wieder zu ist“, sorgt sich eine Kundin.

Trotz Öffnung bleibt eine gewisse Skepsis

„Natürlich bin ich froh über den Start“, versichert der Gummersbacher Friseur Michael Döhl. „Aber ich habe angesichts steigender Inzidenzwerte kein gutes Gefühl.“ Man könne doch kein ganzes Land plattmachen, hält Hagen nahezu verzweifelt dagegen und hofft auf die Impfungen, auch mit Blick auf Mutationen. Er kann nicht verstehen, dass im Gummersbacher Impfzentrum Impfdosen liegenbleiben. „Wir wollen doch endlich unser altes Leben zurück.“

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Eine Ahnung davon war nun in den Salons zu spüren. „Gut, dass ich so einen großen Industrie-Staubsauger habe“, erklärt Gino Di Maio angesichts der Berge von abgeschnittener, zweieinhalb Monate alter „Wolle“ seiner Kundschaft.