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„Keine Neiddebatte“Was Lehrer und Polizisten von der neuen Impfreihenfolge halten

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Im Dienst sind Polizisten mit einem erhöhten Infektionsrisiko konfrontiert.

Oberberg – „Erst in der vergangenen Woche wurde ein Kollege im Einsatz bespuckt – direkt in die Augen. Da schützt auch eine Maske nicht. Dann ist die Gefahr, sich zu infizieren größer als bei einem Kita-Kind“, sagt Uwe Köster, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Oberberg (GDP). „Von Gewalt gegen Polizeibeamte gar nicht zu reden!“ Da gäbe es durchaus Kollegen, die es kritisch sehen, dass nun Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen und Förderschulen und Erziehende in Kitas in der Impfreihenfolge von der Prioritätsgruppe drei in die zwei aufrücken und bereits Anfang März geimpft werden sollen.

Uwe Köster, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Oberberg (GDP).

„Eine Neiddebatte hilft niemandem“

„Gerade in Kindergärten und Grundschulen gibt es immer wieder Ausnahmesituationen. Je jünger die Kinder, umso weniger lassen sich Abstände einhalten“, hält Jana Koch, stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Oberberg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dagegen. „Wenn ein kleines Kind sich das Knie aufgeschlagen hat und weint, dann kann man es nicht aus der Entfernung trösten.“

Dennoch sind sich Polizist und Lehrerin einig: „Die Neiddebatte hilft niemandem!“ Begonnen hatte die, als NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt hatte: „Ich kann nicht gleichzeitig Lehrer und Polizisten impfen.“ Dass Polizisten nach hinten rutschen sollen, kritisierte der GDP-Landesvorsitzende Michael Mertens scharf: Keine Polizeiwache sei geschlossen, kein Einsatz abgesagt worden. Harsche Worte, meint Oberbergs GEW-Vorsitzender Jürgen Schäffler. Er plädiert für Solidarität: „Man sollte beide Gruppen impfen, und zwar möglichst schnell.“ Auch Jana Koch findet den scharfen Ton unangemessen. Dabei kann die 34-Jährige die Kritik der Polizei am schleppenden Impfstart verstehen.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Jana Koch, stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Oberberg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

„Es muss ja keiner nach hinten rutschen“, versucht Polizeigewerkschafter Uwe Köster die Wogen zu glätten. Man erfahre ständig, dass Termine absagt werden – wegen des Impfstoffes von Astrazeneca. „Wenn wir wüssten, wie viele Impfdosen in Oberberg übrig bleiben, könnten in kurzer Zeit gleichzeitig Lehrer, Erzieherinnen und die Polizisten geimpft werden, die draußen im Einsatz sind.“ Nach allem, was er höre, wolle sich der größte Teil der Polizei ihnen auch mit Astrazeneca impfen lassen – zumal ja noch eine Nachimpfung mit Biontech möglich sei. Wer vor allem am Schreibtisch arbeite, könne dagegen noch warten. „Da wäre eine Differenzierung gut.“ Stattdessen beklagt er ein „Durchwurschteln“ und das Fehlen von Konzepten und Zahlen: „Wer weiß, was nächste Woche ist?“ Und: Wenn genug Impfstoff da sei, erübrige sich auch der Neid.

Schulen sollen schnellstmöglich öffnen

Die Kritik von Oberbergs GEW wie auch der Polizeigewerkschaft richtet sich gegen die Politik. Schäffler geht die Entscheidung nicht weit genug. Auch Lehrer anderer Schulformen sollten in Gruppe zwei aufgenommen werden. Es gehe ja darum, die Schulen möglichst schnell zu öffnen. Noch sei auch nicht klar, welche Rolle Kinder bei der Übertragung spielen. Der 64-jährige Lehrer an der Gesamtschule Marienheide ist erleichtert, dass die Gemeinde dort Luftfilter für die Grundschule angeschafft hat – eine Maßnahme, die die GEW für alle Schulen fordert.

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Wer in Oberberg zuerst eine Einladung zum Impfen bekommt? „Wir haben an den Landrat geschrieben, wie es aussieht für die Polizei, haben aber noch kein Signal bekommen, wann es für uns los geht“, sagt Uwe Köster. „Da grassieren viele Gerüchte, es gibt aber nichts Konkretes.“