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Situation durch Corona verschärftZahl der Wohnungslosen in Oberberg steigt

Lesezeit 3 Minuten

Während der Lockdowns blieb Wohnungslosen der Zugang zu Behörden oder Jobcentern verwehrt.

Oberberg – Den bundesweiten Tag der Wohnungslosen am vergangenen Freitag haben die Wohnhilfen Oberberg zum Anlass genommen, 18 Monate nach Beginn der Corona-Pandemie auf die immer noch schwierige Lage von Wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen in Oberberg hinzuweisen. Der landesweite Wohnungsnotfallbericht für das Jahr 2020 weist für Oberberg 355 Wohnungslose aus, das waren über 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Insbesondere die Zahl der durch die Ordnungsbehörden untergebrachten Personen sei deutlich gestiegen.

Zur Erläuterung: Obdachlos sind Menschen, die keinen festen Wohnsitz und keine Unterkunft haben und in Parks oder Unterführungen übernachten. Als wohnungslos werden alle Menschen bezeichnet, die zwar auf Zeit immer wieder bei Freunden oder Verwandten unterkommen, aber keinen Mietvertrag haben.

Beratung nur online möglich

Die Situation der Wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit Bedrohten hat sich mit Beginn der Pandemie schlagartig verändert. Rathäuser, Jobcenter, Kreditinstitute, Rentenbehörden und Beratungsstellen machten dicht, die Kontaktaufnahme war nur digital möglich. Die Folge: Anträge konnten nicht gestellt werden, und wenn, dann verzögerte sich die Bearbeitung, weil die Mitarbeiter im Homeoffice waren. Wie sollte man an Geld kommen ohne EC-Karte für den Automaten?

Auch die Tafeln schlossen bald, was die Lebensmittelversorgung für die Betroffenen erheblich verteuerte, berichten Wilfried Fenner und Julia Lang von der Diakonie Michaelshoven. Fenner leitet das Regionalbüro Mitte der Wohnhilfen Oberberg in Gummersbach, Lang ist eine der Ansprechpartnerinnen für die Stationären Wohnangebote, welche die Diakonie Michaelshoven im Kreisgebiet betreibt, etwa das Haus Segenborn in Waldbröl.

Übliche Treffpunkte bleiben leer

Aus Angst vor Ansteckung blieben die sonst üblichen Treffpunkte der Wohnungslosen verwaist, Treffen im öffentlichen Raum waren verboten. „Und leere Fußgängerzonen machten von Wohnungslosigkeit bedrohte oder betroffene Personen besonders sichtbar“, sagt Fenner. Es gab keine Möglichkeit, sich durch Betteln oder Pfandflaschensammeln etwas Geld zu beschaffen. Überall, wo man sonst ein paar Tage oder vielleicht Wochen bei Bekannten unterkommen konnte, verkürzten sich die Zeiten aus Angst vor Ansteckung. So wurden die Armen und Einsamen noch ärmer und noch einsamer.

Die Wohnhilfen mussten mit unterschiedlichen Maßnahmen reagieren: „Wir sind mit Essensgutscheinen und Masken in die Notunterkünfte gefahren, um unsere Hilfe anzubieten und die Menschen mit dem Notwendigsten zu versorgen.“ Anfangs musste auch die Arbeit der Wohnhilfen eingeschränkt werden, weil Masken und Hygieneartikel nicht vorhanden waren und Abstandsmöglichkeiten erst geschaffen werden mussten.

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Dann wurde die Beratungsstelle zum Büro, von dem aus digital Anträge gestellt, Unterlagen kopiert, telefoniert und und Kontakte zu Behörden aufgebaut wurden. Die eingeschränkte oder geänderte Kommunikation zu Behörden wie dem Jobcenter oder der Arbeitsagentur stellte das größte Problem dar. Und daran hat sich wenig geändert: „Dass die Arbeitsagentur auch nach 18 Monaten Pandemie keine Lösung dafür hat, ist schon schwierig“, sagt Fenner.

Immerhin konnten die Wohnhilfen inzwischen die technische Ausstattung der von ihr Betreuten verbessern . Mit Hilfe der Stiftung Wohlfahrt und eines Spendenaufrufs konnten bislang gut 100 ausrangierte Smartphones und Tablets beschafft (und zum Teil neue gekauft) werden. Weitere Spenden sind willkommen. Die Altgeräte werden geprüft, die noch tauglichen mit neuen SIM-Karten versehen und dann ausgegeben. 65 Geräte konnten mittlerweile verteilt werden. Weitere Informationen gibt es in den Beratungsstellen der Wohnhilfen in Gummersbach, Wipperfürth und Waldbröl sowie im Internet.

www.diakonie-michaelshoven.de