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Heftiger WiderstandStadt Wiehl verteidigt neues Gewerbegebiet

Lesezeit 3 Minuten

Mehr als 250 Zuhörer verfolgten die Präsentation der Stadt. Als Gäste warben Vertreter des Kreises und der Firma Eepos für das Gewerbegebiet. Dieses sei ein Mittel der Standortsicherung.

  1. Die Verantwortlichen wollten nur frühzeitig über das „mögliche“ Gewerbegebiet informieren.
  2. Doch es kamen fast 250 entschiedene Gegner zu der Bürgerversammlung.
  3. Die Stadt versuchte, ihr neues Projekt mit allen Mitteln zu verteidigen.

Drabenderhöhe – Die Pläne der Stadt Wiehl für ein neues Gewerbegebiet bei Brächen stoßen auf massiven Widerstand. Mehr als 250 Zuhörer sind am Mittwochabend der Einladung zu einer Bürgerversammlung im Drabenderhöher Kulturhaus gefolgt, offenbar mehrheitlich entschiedene Gegner des Entwicklungsprojekts.

Die Stadtverwaltung bemühte sich, den Kritikern mit einer ausführlichen Präsentation ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen. Verwaltungschef Ulrich Stücker sagte in seiner Begrüßung, dass es angenehmere Termine für einen Bürgermeister gebe, er aber frühzeitig über das „mögliche“ Gewerbegebiet informieren wolle. Anders als mancher behaupte, sei „noch nichts in trockenen Tüchern“. Der städtische Fachbereichsleiter Marcus Köster erläuterte, dass die Planung noch ganz am Anfang steht und das Verfahren noch mehrere Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung bietet: „Nutzen Sie die Möglichkeit sich einzubringen.“

Reaktion auf Bedürfnisse ansässiger Firmen

Stöcker betonte, dass es ihm nicht darum gehe, auf den von der Stadt erworbenen Flächen entlang der Zeitstraße (B 56) neue Betriebe anzulocken, „nach dem Motto: Mal sehen, wer da kommt.“ Vielmehr reagiere die Stadt auf das Bedürfnis von bereits ansässigen Firmen, sich zu vergrößern.

Acht Hektar groß soll das neue Gewerbegebiet werden.

Als Kronzeuge der Stadt erinnerte Uwe Cujai von der Oberbergischen Aufbaugesellschaft daran, dass Oberberg ein Industriestandort ist, „ob man es will oder nicht“. Die Standortsicherung erfordere, dass man die wenigen nutzbaren Flächen den heimischen Arbeitgebern zur Verfügung stelle. „Es geht dabei auch um die Chancen für junge Menschen, die in Wiehl eine berufliche Zukunft haben wollen.“

Als lebenden Beweis hatte der Bürgermeister drei Vorstandsmitglieder der Kransystemfirma Eepos mitgebracht. Am Marienhagener Standort hat das schnell wachsende Familienunternehmen zu wenig Platz. 110 von 160 Eepos-Mitarbeitern arbeiten dort, und es sollen noch ein paar mehr werden. Darum würde die Firma gern ein Viertel des acht Hektar großen Areals bei Brächen übernehmen.

Firma Eepos will nicht stören

Eepos- Seniorchef Friedhelm Mücher und seine jungen Vorstandskollegen stellten das Unternehmen als besonders innovativ und sozial vor. Störungen durch Lärm, Licht, Staub oder Gestank seien nicht zu befürchten. Die Firma wünsche sich einen gefällig gestalteten Neubau.

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Die Siegener Stadtplanerin Christine Loth stellte ihre Skizze für ein „nachhaltiges Gewerbegebiet“ vor, Begrünung und erneuerbare Energien gehören dazu. Die Einbindung in den Naturraum sei möglich, findet Loth. Für die Auffassung, dass das Gewerbegebiet die Chance biete, den Ort attraktiver zu machen, erntete die Planerin im Saal aber nur Hohngelächter. In der von Elke Frauns moderierten Fragerunde äußerten die Anwohner die Sorge, dass der Ort seinen Charakter verliert, erst recht, wenn der zwölf Hektar große Brächener „Suchraum“ weiter ausgeschöpft werden sollte. Ins Feld geführt wurden unter anderem seltene Tierarten wie der Schwarzstorch, die Verkehrsbelastung, die Landwirtschaft und der Schutz des Loopebachquellgebiets. Ein Bürger nannte es „eine Sauerei“, dass die Stadt in Wiehl und Bielstein investiere – „und wir in Drabenderhöhe sollen die Zeche dafür zahlen“.

Bürgermeister weist Kritik zurück

Diese Kritik wies Bürgermeister Stücker zurück mit Hinweis auf das Engagement der Stadt bei der Neugestaltung von Nösnerlandpark und Kulturhaus. Er sagte zu, dass alle Einwände ernsthaft geprüft werden, wenn das Planverfahren gestartet ist, auch wenn man es nicht allen werde recht machen können.

Dirk Nötzke genügt diese Einflussmöglichkeit nicht. Der Anwohner lud zum Gründungstreffen eines Aktionsbündnisses gegen das Gewerbegebiet ein (am Donnerstag, 10. Oktober, 19 Uhr, im Kulturhaus): „Wir werden alles tun, um das Gewerbegebiet zu verhindern.“