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Es muss nicht immer Hollywood seinSuper Bowl-Nacht im Gummersbacher Kino

Lesezeit 4 Minuten

San Francisco gegen Kansas City in Gummersbach: 75 Zuschauer der Live-Übertragung im Kinocenter Seven machten die Nacht zum Tag.

  1. Das Gummersbacher Kino Seven lud in der vergangenen Nacht zum gemeinsamen Super Bowl-Gucken ein.
  2. Die Aktion wurde wohlwollend angenommen. Einschlafen war aber natürlich verboten!
  3. Wir waren vor Ort und haben mit den Fans gesprochen.

Gummersbach – Es muss nicht immer Hollywood sein. Am späten Sonntag kurz vor Mitternacht startet im Gummersbacher Kino eine Vorführung, die ein paar Dutzend eingefleischte Football-Fans bis in den frühen Morgen wach hält. Die Live-Übertragung des „Super Bowl“ aus Miami (Florida) sorgt im Saal 2 für ebenso viel Spannung wie ein Actionfilm aus der Traumfabrik. Als das Endspiel der amerikanischen Football-Liga um 4.10 Uhr zu Ende ist, verlassen nach und nach 75 ebenso müde wie elektrisierte Oberberger das Kinocenter Seven.

Wer nicht einschläft, gewinnt

Gewinner der Nacht sind nicht allein die Kansas City Chiefs, die sich im mehr als dreieinhalbstündigen Kampf um die Football-Krone in den wenigen letzten Minuten doch noch gegen das Team der San Francisco 49ers durchgesetzt haben. Ein entscheidender Spielzug gelingt mit der Veranstaltung auch den oberbergischen Football-Spielern des ASC Phoenix: Auf Initiative des Vorsitzenden Christian Fröhlich und seines Geschäftsführers Claudio Fronza hat das Seven die Vorführlizenz vom Sender Pro7 gekauft.

Das Gummersbacher Kino lud zum gemeinsamen Superbowl-Schauen ein.

Der in Hückeswagen beheimatete Verein hatte jüngst zum ersten öffentlichen Training in die Gummersbacher Lochwiese geladen (wir berichteten). Um dem in den USA so populären Sport im Oberbergischen zum Durchmarsch zu verhelfen, haben sich Phoenix-Mitglieder in den Tagen vor dem Spiel jeden Abend mit Handzetteln im Kino postiert. Dass für die allererste Football-Übertragung direkt 75 Karten für zehn Euro das Stück weggingen, freut Katha Sohnius vom Kinobetrieb Wolf: „Die 500 Euro Lizenzgebühr haben wir damit raus – und vor allem einigen Fans eine Freude bereitet.“ Nicht zuletzt den Phoenix-Spielern, die in Mannschaftsstärke gekommen sind.

Das Bild steht, die Snacks sind vorbereitet

Schon beim Bau wurde das Seven darauf ausgelegt, auch Fernsehbilder auf die Leinwand zu bringen. Technik-Manager Arnulf Pickert kümmert sich in der Nacht darum, dass die Übertragung glatt läuft. Die Satellitenschüssel auf dem Dach hat er mit einem leistungsstarken Receiver und den wiederum mit dem hochauflösenden Kinoprojektor verbunden. Um 22.23 Uhr überprüft er noch mal die Anschlüsse im Vorführraum hinter dem Saal. Das Bild steht. Derweil bereitet sein Kollege Mayo Balaban an der Snack-Theke alles vor. Er schiebt gemeinsam mit zwei Kollegen in dieser Nacht eine Extra-Schicht – und hat dafür etwas vorgeschlafen.

Arnulf Pickert kümmerte sich um die Technik.

Mit Nachos und Cola haben sich die Freunde Oliver Hamm und Daniel Orbach in den Kinosesseln niedergelassen, als auf der 16 Meter breiten Leinwand die Vorberichte beginnen. Im vergangenen Jahr haben die beiden Lindlarer den Super Bowl beim Rudelgucken in der Kölner Arena verfolgt. Doch die Bildqualität dort fanden sie nicht so berauschend.

Dass nun auch das Gummersbacher Kino in die Übertragung eingestiegen ist, entdeckte Hamm am Vorabend zufällig auf der Seven-Homepage. Eigentlich wollte er für seine Familie Kinokarten kaufen – der Besuch wurde zugunsten des Super Bowl verschoben.

Football für Anfänger

Wer das temporeiche Fußball gewohnt ist, den dürfte American Football zunächst verwirren. Denn der wird überwiegend mit den Händen gespielt. Und: Die vier mal 15 Spielminuten sind geprägt von permanenten Unterbrechungen, sodass ein Spiel auch mehrere Stunden dauern kann. Grob gesagt, geht’s darum, dass die Offensive des einen Teams den eiförmigen Ball in die Endzone des Gegners bringt – was die Defensive des Gegners meist handfest zu verhindern weiß. Ist ein Touchdown endlich geschafft, gibt es Punkte.

So brutal American Football auch wirken mag: Einige Fans vergleichen das Spiel mit dem filigranen Schach – mit den Spielern als Figuren. Taktik spielt eine große Rolle, es geht um den richtigen Spielzug in der richtigen Situation. Um da komplett durchzublicken, muss man wohl mehr als nur einen Super Bowl gucken. (ag)

Dieser eine Sportabend sei halt etwas ganz Besonderes, erklärt Hamm: „In den USA ist das der inoffizielle Nationalfeiertag. Fast jeder guckt dieses Spektakel im Fernsehen. Fast niemand geht am nächsten Tag arbeiten.“ Hamm selbst auch nicht, denn als Frisör hat er montags eh frei.

Unter den Zuschauern war auch Claudio Fronza vom oberbergischen Phoenix-Club.

Auch auf nicht ganz so affine Football-Gucker wie Ryan und seine Kollegen aus den benachbarten Restaurants 32Süd und Tavola übt der Super Bowl über mehrere Stunden seinen Reiz aus. Allein das, was um das Spiel getrieben wird, kann beeindrucken: In der Halbzeitpause rocken die Popstars Shakira und Jennifer Lopez mit Dutzenden Tänzern über die rasend schnell aufgebaute Bühne – Höhenfeuerwerk über dem 65 000 Personen fassenden Hard Rock Stadium in Miami inklusive. In Amerika scheint alles etwas größer.

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Im kommenden Jahr will auch das Seven den Super Bowl dann etwas größer feiern, überlegt Katha Sohnius: „Vielleicht holen wir dann die Phoenix-Cheerleader und bieten amerikanische Hot Dogs.“