VfL-Handballer zu BesuchVorlesetag unter dem Motto „Sport und Bewegung“
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Gummersbach – Wessen Glückshormone beim schulischen Zirkeltraining noch nie so richtig in Wallung gekommen sind, der muss sich nur von den Handballer des VfL Gummersbach antreiben lassen. Zum bundesweiten Vorlesetag haben die gestern eine Sportdoppelstunde von Fünftklässlern des örtlichen Lindengymnasiums übernommen – und anhand eines bewegten Quizspiels gezeigt, dass Sport und Bildung Freude machen.
Das passte zum diesjährigen Motto des Vorlesetags „Sport und Bewegung“. Der Kontakt zum Lindengymnasium war schnell geknüpft, denn VfL-A-Jugendtrainer Alois Mráz hatte an der Schule sein Anerkennungsjahr zum staatlichen Erzieher absolviert. Seine ehemaligen Kollegen nahmen das Angebot dankbar an. Aus der Bibliothek liehen sich Mráz und VfL-Geschäftsstellenleiter Jan Schneider ein dickes Buch aus, aus dem sie 16 Quizfragen stellten. Die mussten die Kinder bei der besonderen Sportstunde in der Eugen-Haas-Halle nicht einfach nur beantworten – sondern dabei auch ganz schön Schweiß lassen. Jan Schneider witzelte im Vorfeld: „Das wird ,Wer wird Millionär’ – mit Zirkeltraining.“
Im Handstand Wasser lassen
Das große Sportfeld hatten die VfLer zur Rate-Arena umfunktioniert und dabei drei ihrer Kollegen mitgebracht. Akademieleiter Philipp Wilhelm und die beiden Spieler Oliver Perey und Tobias Weiler aus der VfL-Reserve, die in der Dritten Liga spielt, verteilten sich auf drei Hallenseiten, die mit den Antwortmöglichkeiten A, B und C gekennzeichnet waren. Der Weg dorthin war mit einigen Hürden gespickt.
Schneider und Mráz gaben den Günther Jauch: Vom Mattenwagen in der Hallenmitte stellten sie die Schüler vor allerlei Rätsel, von denen sie im Schulunterricht noch nichts gehört hatten. Sie fragten etwa, welche turnerische Fähigkeit ein Pandabär besitzt. Die Auswahl zwischen A, B und C fiel nicht leicht: Können Panda im Handstand pinkeln? Oder im Liegestütz schlafen? Oder bringen sie mit einem Salto vorwärts ihre Verdauung in Schwung? Die meisten Kinder entschieden sich für die Antworten B und C und rannten in Richtung der passenden Wände.
Um dort anzukommen, mussten sie im Zick-Zack einige Pylonen passieren, durch einen am Boden liegenden Ring hüpfen, über eine Bank balancieren und über eine Matte robben. Die wenigen Fünftklässler, die sich für A entschieden hatten, jubelten: Tatsächlich können sich die Bären im Handstand erleichtern. Zur Gegenprobe ließen die VfLer die Schüler in den Liegestütz gehen und fragten: „Möchtet Ihr in dieser Position schlafen?“ Vor jeder weiteren Frage gaben Schneider und Mráz ein paar lehrreiche Erläuterungen. Etwa, warum das Schwitzen für den menschlichen Körper so wichtig ist, nämlich zur Abkühlung. Nach der nächsten Frage wussten die Kinder dann auch, dass der Mensch – wenn er sich denn richtig anstrengt – täglich bis zu acht Liter Schweiß verliert.
Villgrattner liest aus Handballbuch vor
Doch Handballer können nicht nur Fragen stellen, sondern auch hervorragend vorlesen. Das zeigte Luis Villgrattner aus der Zweitliga-Mannschaft des VfL schon am Donnerstag in der Grundschule Körnerstraße. Er las aus dem Buch „Wo ist Fuchsi? Eine Detektivgeschichte für Handballfans“. Gebannt lauschten die kleinen Zuhörer dem Rückraumspieler, der sich gerne bereit erklärte beim Vorlesetag mitzumachen: „Ich finde das toll und habe Spaß am Vorlesen.“
Dass der Bundesliga-Spieler sie besuchen würde, wussten die Grundschüler vorher noch nicht und staunten, als sie ihn sahen. „Dich kenn ich doch“, rief einer von ihnen. Ein Mädchen blickte nach oben und fragte: „Wie groß bist du?“. Der 1,90 Meter große Spieler löste die Frage auf und begann mit der Geschichte vom verschwundenen Maskottchen Fuchsi. Die Kinder hörten ihm konzentriert zu. Nach einer halben Stunde musste Villgrattner aufhören: Er musste zum Training. „Nachdem ich so viel über Handball vorgelesen habe, muss ich jetzt selbst versuchen, ein paar Sprungwürfe zu machen.“
Die Neugier der Kinder ist geweckt
Das Zuhören und die Geschichten hätten auch nach dem Vorlesetag eine positive Wirkung auf die Kinder, sagt Schulleiterin Sabrina Heupel: „Die Kinder gehen in die Bücherei und leihen sich die Geschichten aus, die ihnen vorgelesen wurden.“ Denn: „Sie möchten natürlich auch das Ende der Geschichte erfahren.“ Und wenn das betreffende Buch schon ausgeliehen ist? Heupel: „Dann holen die Kinder sich ein anderes Buch. Das ist toll.“
Genau diese Wirkung wollte man beim Vorlesetag erreichen, sagt Anke Köster vom Bildungsnetzwerk des Oberbergischen Kreises. „Die Fantasie soll angeregt werden und die Kinder kriegen Spaß am Lesen.“
Insgesamt 114 Veranstaltungen standen auf der Liste zum Vorlesetag im Oberbergischen. Einige fanden schon vor Freitag statt, in Wiehl wiederum wird auch am Montag noch vorgelesen. Alle Orte sind im Internet nachzulesen: www.bildung-in-oberberg.de/