Plüsch, Karo, LederjackenVortrag in Engelskirchen blickt zurück auf die Mode der 60er
Engelskirchen – Was macht ein Foto zu einem Modefoto? Und inwiefern prägen Modefotografien von damals unseren Blick auf die 60er Jahre? Auf diese und weitere Fragen rund um das weite Thema der Modefotografie ging Nathalie Dimic in ihrem Vortrag über Modefotografien in den 1960er Jahren im Rahmen der Sonderausstellung „Mode 68 – Sexy, mini, provokant“ im LVR-Industriemuseum ein.
Dimic ist Kulturwissenschaftlerin an der Technischen Universtität (TU) Dortmund am Seminar der Kulturanthropologie des Textilen und hat selbst an der Erstellung der Ausstellung mitgearbeitet. In einem Überblick über die Geschichte der Modefotografie ging sie darauf ein, wie sich die Modefotografie im Laufe der Zeit aus der Portraitfotografie entwickelt habe. Wie sehr sich die Modefotografie ab 1900 wandelte, deutete Dimic auf einem Zeitstrahl mit Bildern an: So gab es anfangs nur Fotografien aus dem Atelier in gestelltem Rahmen. Dann wurde Mode auch vermehrt draußen und im Alltagskontext abgelichtet. Die Models nahmen neue Positionen ein, der Hintergrund wurde reduziert und die Bilder wurden über die Jahre immer dynamischer. Dabei brauche die Modefotografie den richtigen Kontext, wie ein Magazin mit Modestrecke und Bildunterschriften, um als solche erkannt zu werden.
Trageanleitung für Lederjacken
In Orginal-Zeitschriften von 1968 wie den weit verbreiteten Frauenzeitschriften Brigitte, Sibylle und Constanze durften die Zuhörer im Anschluss blättern. In der Winterausgabe der Brigitte 1968 zum Beispiel trug man in den Modestrecken Plüsch und Karo, fotografiert vor leuchtend grünem Hintergrund, aber auch Tweedwolle und Lederjacken im Pilotenstil. Mit dabei waren Hinweise, wie die Kleidung getragen werden kann und empfohlene Accessoires. So heißt es zu den Lederjacken: „Kesse Jacken für junge sehr schlanke Mädchen“, sonst wirke der Look zu männlich. In der Sibylle, einem Magazin aus der DDR, gab es zu den Bildern von „sportlichen Kombinationen für den Sommerurlaub“ Trageanleitungen und Schmuck auch viele Schnittmuster. „Auffällig finde ich, dass es kaum Unterschiede in der Mode-Aufmachung zwischen DDR und BRD gibt“, stellte Dimic auf Nachfrage aus dem Publikum fest.
Zuhörerin Carlotta Palazzo war besonders überrascht, wie modern und angesagt die Mode von damals heute wieder ist und wie viele der Fotografien heute genauso wieder in Magazinen abgedruckt werden könnten.
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Im Gegensatz zu den deutschen Magazinen sprach die Mode in der amerikanischen Vogue ein ganz anderes Klientel an. In einem Exemplar von 1989 gab es aufwendig in Szene gesetzte Modestrecken, mit sehr unterschiedlichen Bildern und Stilen. „Es ist immer derselbe Fotograf, aber die Kleidung beeinflusst die Inszenierung des Fotos“, erklärte Dimic. So erscheinen lange Kleider geschwungen und etwas verschwommen, während bei kürzeren Röcken die Fotografien viel klarer wirken.
Noch bis zum 23. Oktober ist die Sonderausstellung „Mode 68“ im Industriemuseum in Engelskirchen geöffnet. Begleitet wird sie von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm.