Wärmepumpe oder Ölheizung?Energie-Experten aus Oberberg geben Tipps
Gummersbach – Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine und einem drohenden Stopp der Gaslieferungen ist das Thema der künftigen Energieversorgung und Energienutzung zum Dauergesprächsthema geworden und die Sorge groß, dass es in vielen Häusern und Wohnungen im Winter kalt bleiben könnte. Und auch für den Fall, dass das Gas weiter fließt, fürchten viele Menschen im Oberbergischen saftige Preiserhöhungen und Nachzahlungen, nachdem sich der Gaspreis an den Börsen zuletzt versiebenfacht hat.
Doch was tun? Kann man tatsächlich bei der Energieversorgung unabhängig werden? Immer öfter ist der Wunsch nach einer alternativen, nicht auf fossilen Brennstoffen beruhenden Technik zu hören. Kein Wunder, dass Installateure nicht wissen, wie sie ihre Aufträge erledigt bekommen und der regionale Energieversorger Aggerenergie seine Kunden wochenlang auf einen ersten Beratungstermin warten lassen muss mangels Berater-Kapazitäten im eigenen Haus.
Was empfiehlt der Umwelttechniker seinen Kunden?
Gefragt ist gerade auch immer wieder die Expertise von Gottfried Thielen, der in Gummersbach seit vielen Jahren ein Büro für Umwelttechnik hat. Was sagt er Häuslebauern oder Eigentümern von Bestandsimmobilien, wenn diese seine Rat suchen? Wichtig sei ihm schon seit vielen Jahren, dass man wegkomme von der Verwendung fossiler Brennstoffe und versuche solle, weitgehend unabhängig zu werden bei der Energieversorgung, erklärt Thielen.
Zur Person
Gottfried Thielen (Bild) hat in der Gummersbacher Berstig ein Planungsbüro für Umwelttechnik mit den Disziplinen wie Energieberatung, Klima, Lüftung, Heizung. Seine Kunden bauen Kliniken, aber auch große Einkaufszentren.
Darüber hinaus wollen auch Privatleute seine Expertise, was allerdings nicht immer ganz einfach sei. Denn vielfach würde das Budget bei der Realisierung seiner Vorstellungen Grenzen setzen, wie er sagt.
In Gummersbach war Gottfried Thielen zuletzt am Bau des neuen Polizeigebäudes auf dem Steinmüllergelände beteiligt. (ar)
Doch das ist vielfach leichter gesagt als getan, wie auch Thielen weiß. Das A und O für ihn sei ein möglichst optimal gedämmtes Haus und eine mechanische Lüftung, sodass man in der Folge mit einer Wärmepumpe ein Haus gut heizen kann. „Bei einem Neubau lässt sich das noch einfach realisieren“, sagt der Experte. Sobald es aber an eine Bestandsimmobilie gehe, entstünden Kosten, die viele Kunden nicht bezahlen wollten. Was in seinen Augen auch nachvollziehbar sei. „Für ein Einfamilienhaus kommen da mal schnell 150.000 Euro zusammen“, wie Thielen sagt. Und das sei betriebswirtschaftlich in vielen Fällen schlicht und einfach nicht sinnvoll.
Und trotzdem empfiehlt der Experte, über den Einbau einer Wärmepumpe nachzudenken. Denn: Inzwischen gebe es effektive Luft-Wasser-Versionen, für die man nicht Erdbohrungen vornehmen müsse, die allein schon 8000 bis 10.000 Euro kosten würden. Diese Technik funktioniere auch ohne eine Fußbodenheizung. Inzwischen sei man so weit, dass die Flächenheizkörper ausgetauscht werden könnten, wobei diese größer sein müssten, als die bisher verbauten.
Im Idealfall verbinde man den Einbau einer Wärmepumpe mit der Installation einer Photovoltaikanlage, sagt Thielen. Er macht aber auch sehr deutlich, dass man mit einer solchen Anlage nicht völlig autark sei. Für den Winter müsse man Strom für den Betrieb der Wärmepumpe hinzukaufen.
Welchen Andrang erleben die Handwerksbetriebe?
Markus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, berichtet von einer „explodierenden Nachfrage“ bei den Kunden. Inzwischen hätten die Betriebe einen Fragebogen entwickelt, mit dem sie den ersten Bedarf des Kunden abfragten. Wichtig sei eine Beratung auf einem hohen Niveau. Aber: Die Wartezeiten auf einen Termin exorbitant hoch, wie Otto sagt. Auch er sieht das Problem, dass nicht in jedem Haus per se Wärmepumpen verbaut werden könnten, gleichzeitig aber die Gaspreise weiter steigen würden. „Nichts überstürzen“, lautet dennoch sein Rat.
Was sagt die Aggerenergie ihren Kunden?
Wie Otto berichtet auch Vertriebsleiterin Maria Creeten von einer unglaublichen Nachfrage. Auf einen Erstberatungstermin müsse man zwei bis drei Monate warten. Dabei gehe es vor allem um den Bau von Photovoltaik-Anlagen. Zu deren Bau komme es, Stand jetzt, aber erst im kommenden Jahr.
Was den Bau einer neuen Heizung angehe, müssten die Entscheidungen individuell getroffen werden. Nicht immer lasse sich eine Wärmepumpe einbauen, sodass sowohl Öl- als auch Gasheizungen erneuert würden. Dass der Kunde bei Gas auf eine Technologie setzt, deren Preisentwicklung aktuell völlig unklar ist, kann Creeten nur bestätigen.
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Was die Aggerenergie ihren Kunden anbiete, seien Energiemessgeräte, die man ausleihen kann, sowie die Erstellung eines Sanierungsfahrplans für ein Haus, um dieses aus energetischer Sicht zu optimieren. Der Vertriebsleiterin fällt auf, dass immer mehr Kunden freiwillig ihre Abschläge fürs Gas verdoppeln wollen: „Sie befürchten sonst offenbar vor exorbitant hohen Nachzahlungen.“