AboAbonnieren

FamilienkonzertBeim „Karneval der Tiere“ tanzen Eichhörnchen auf der Orgelempore

Lesezeit 2 Minuten

Gespitzte Ohren: Kreiskantorin Annemarie Sirrenberg mit ihr Kollegen Frank Hasch (l.) und Pascal Salzmann.

  1. „Ein vierhändiges und vierfüßiges Orgelkonzert nicht nur für Kinder“ war angekündigt.
  2. Mit dem Orchesterklassiker „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns lagen die Veranstalter „genau richtig“.
  3. So lobte eine Besucherin nach dem Schlussakkord, und ihr kleiner Begleiter nickte heftig.

Waldbröl – Die Besucher genossen nach langer Zwangspause die ersten Orgeltöne eines öffentlichen Konzerts. Drei Kantoren zweier Konfessionen waren in der evangelischen Kirche am Werk. Die dreimanualige Kreienbrink-Orgel wurde bespielt von Kreiskantorin Annemarie Sirrenberg und ihrem katholischen Kollegen Frank Hasch. Der Waldbröler Kantor Pascal Salzmann las die Zwischentexte, die Loriot mit verhaltenem Humor zum „Karneval“ verfasst hat. Wegen Corona verzichtete man auf ein Kinderballett, wie es in der letzten Aufführung im Februar noch möglich gewesen war.

Dafür zeigte eine Videowand die Akteure an Orgel und Lesepult, wie sie ein voll besetztes Orchester mit nur einem Instrument erklingen ließen. Das Stück ist von dem Hamburger Kantorenpaar Anne-Katrin und Manuel Gera für die Orgel arrangiert worden. Tatsächlich waren vier Hände und Füße nötig, um es zu spielen. Die Hände der Musiker flogen über die Tastaturen und kreuzten sich in atemberaubendem Wechsel über drei Etagen – so wie Eichhörnchen in die höchsten Zweige klettern. Für so ein enges Zusammenspiel gab es vom Ordnungsamt eigens eine Arbeitsgenehmigung.

Leichtfüßiges Familienkonzert

Eichhörnchen waren es auch, die das Aufgebot der Tiere begrüßten, allen voran den basslastigen Löwen. Der Komponist war aber kein Monarchist und ließ alsbald die Hühner gackern und den Hahn ein Machtwort sprechen. Und der Mehlwurm war ihm so wichtig wie die wilden Esel. Sie erforderten wilde Tastenläufe, bis die Schildkröten ihren Cancan tanzten – in Zeitlupe natürlich. Wer die Augen schloss, konnte sie tatsächlich sehen, wie sie ihre stämmigen Beinchen in die Luft warfen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das alles zauberte ein Lächeln auf die Gesichter von Musikern und Publikum. „Kommt jetzt der Schwan?“, fragten die ungeduldigen Tiere immer wieder. Und als er sich endlich herbei ließ, knurrte der Fuchs: „Ein eitler Schwan.“ Die Kinder folgten dem Treiben mit offenen Ohren. Nach einer halben Stunde war der große Umzug vorüber. Der Marabu hob zum Finale den Taktstock, der Löwe hatte das letzte Wort. Und der Schlussakkord hätte vom großen Orchester nicht mächtiger gebracht werden können.

Der Evangelische Kirchenkreis An der Agger und die Kirchengemeinde Waldbröl boten mit dem „Karneval der Tiere“ ein leichtfüßiges Familienkonzert, das aufatmen ließ. Es folgte lang anhaltender Applaus.