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Die meisten wollen zum MarktWaldbröls Bürgerbusverein weiht neues Fahrzeug ein

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Zu den Teilnehmern der Diskussionsrunde gehörte am Samstag in Waldbröl auch Landrat Jochen Hagt (r.).

Waldbröl – Er hat eine Klima-Anlage und eine Rampe, über die Waldbröler im Rollstuhl, mit einem Rollator oder einem Einkaufswagen an der Hand den Innenraum erreichen. Und richtig schick sieht er auch noch aus, der neue Waldbröler Bürgerbus. Am Samstag hat der Trägerverein an der Markthalle sein neues Fahrzeug in Betrieb genommen und gleich vier Geistliche haben es gesegnet. Gekostet hat der Mercedes Sprinter rund 70 000 Euro, bezahlt wurde er aus den Förderkassen des Landes Nordrhein-Westfalen. Bei aller Freude hat Michael Jaeger, Vorsitzender des Bürgerbusvereins, immer noch einen großen Wunsch: „Wir hätten gern mehr Frauen in unserem 32-köpfigen Fahrerteam“, sagt Jaeger. Bisher sitzt nur eine Waldbrölerin ehrenamtlich am Lenkrad des beliebten Busses.

Wie wichtig dieser „nichtselbstverständliche Einsatz“ ist, unterstreicht etwa Landrat Jochen Hagt: „Erst ein Bürgerbus stellt eine feste Beziehung zwischen den Dörfern und etwa einer Stadtmitte her – das ist vor allem eine soziale Leistung“, betont Hagt mit Blick auf alle elf Bürgerbusvereine in Oberberg. Ihnen verspricht Hagt neue Schutzmasken. Aus dem Kreishaus erhalten die Trägervereine jährlich eine Unterstützung in Höhe von 24 000 Euro.

Bald auch ein Defibrillator an Bord

Acht Fahrgäste haben Platz an Bord des Fahrzeugs, das bereits einen Bildschirm für Neuigkeiten aus Waldbröl hat und bald einen Defibrillator bekommt. „An den Waldbröler Markttagen kommen die meisten Fahrgäste“, berichtet Fahrdienstleiter Werner Hebel. „Dann steuern auch die Busse aus Nümbrecht, Reichshof und Morsbach die Stadt an“, ergänzt Hebel und freut sich, dass Vereinsfreunde aus diesen Gemeinden sowie aus Engelskirchen die Inbetriebnahme des neuen Wagen feiern. Dieser, so kündigt Jaeger an, werde ab dem heutigen Montag bis 30. September kostenlos fahren – „zum Kennenlernen“.

Ebenso wie Landrat Hagt in die Markthalle gekommen ist Tülay Durdu, die ihm im September den Landratsposten streitig machen will. Und auch die beiden parteilosen Bewerber um das Bürgermeisteramt in Waldbröl, Larissa Weber und Achim Bursche, sind auf Einladung des Bürgerbusvereins zu einer Podiumsdiskussion vor großem Publikum ebenso angetreten wie die neue Ovag-Chefin Corinna Güllner und Rolf Peuster von der Initiative Pro Bürgerbus NRW.

Alternative Antriebe

Einig waren sich alle vier politischen Aspiranten, dass der öffentliche Nahverkehr in Oberberg neue Konzepte, alternative Antriebe, dichtere Takte und überhaupt mehr Linienverkehr benötigt. Den ÖPNV zu nutzen, das sei vor allem Kopfsache, findet Achim Bursche, doch seien viele Leute zum Umsteigen einfach zu faul. „Dabei kann man in nur zwei Stunden und 20 Minuten von Waldbröl nach Frankfurt fahren.“ Um Bürgerbusvereine zu stärken, schlägt er jährliche Mitgliedsbeiträge zwischen 40 und 60 Euro vor. „Und dafür fahren die Mitglieder dann kostenlos.“ Die Stärkung des Ehrenamts sei zwingend notwendig, um dieses Angebot insgesamt zu erhalten, betont Bursches Kontrahentin Larissa Weber. „Mein Traum ist es, dass wir im ganzen Kreisgebiet mit dem ÖPNV irgendwann genauso mobil wie mit dem eigenen Auto sind.“

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Den ÖPNV in Oberberg völlig neu ausrichten, das möchte derweil Tülay Durdu (SPD). Sie wirft Landrat Hagt vor, zu wenig dafür zu tun. „Und neu ausrichten bedeutet auch, Ideen wie Carsharing und Mitfahrerbänke einzubeziehen.“ Zudem müssten alternative Antriebe her. Das Konzept dazu sei längst in Arbeit, entgegnet der Amtsinhaber Hagt und verrät, dass Wasserstoff bald die Busse bewegen soll. „Das neue Mobilitätskonzept kommt in der nächsten Amtszeit zur Umsetzung.“ Auch will Hagt prüfen lassen, ob zum Schulbeginn ein gestaffelter Schülerverkehr eingerichtet werden kann, damit es sich an den Haltestellen und in den Fahrzeugen nicht knubbelt.