Dr. Fabian KrapothWaldbröler Gerichtschef wechselt zu Bonner Leitungsstelle
Waldbröl – Es blinkt und piept, die Schleuse schlägt Alarm. An diesem Nachmittag nimmt Dr. Fabian Krapoth – wie jeder andere auch – den Haupteingang, um ins Waldbröler Amtsgericht zu gelangen. Denn die Schlüssel für das Gebäude hat der 59-Jährige längst abgegeben: Als Gerichtsdirektor hat Krapoth die Marktstadt verlassen, als Direktor des Bonner Amtsgerichts hat er zu Beginn dieses Monats eine neue Stelle angetreten. „Jetzt muss ich nur über die Kennedybrücke“, beschreibt der gebürtige Engelskirchener den heute deutlich kürzeren Weg zur Arbeit. Im Stadtteil Beuel nämlich lebt er mit seiner Ehefrau und den beiden Söhnen seit 20 Jahren.
Obwohl er sich in Waldbröl sehr wohlfühle, habe er nicht gezögert und sich sofort beworben, als die Leitungsstelle in Bonn ausgeschrieben war. „Ich wollte herausfinden, ob ich das, was in Waldbröl in kleinerem Rahmen funktioniert hat, in einem viel größeren Gerichtsbetrieb ebenfalls umsetzen kann“, beschreibt der Direktor den Reiz am neuen Posten. War er in der Marktstadt für 60 Beschäftigte, darunter neun Richter, verantwortlich, so ist er es nun für 300 Beschäftigte.
Manchen Beschuldigten im Gerichtssaal öfter begegnet
Davon sprechen 50 Recht – so wie auch Krapoth selbst, wobei er künftig deutlich weniger Prozesse führen wird, und die allein gegen Erwachsene, nicht mehr gegen Jugendliche. Solchen Prozessen misst der Jurist jedoch eine besonders große Bedeutung zu. „Denn es geht darum, jungen Straftäterinnen und Straftätern eine Hilfestellung zu geben und deren Leben so zu gestalten, dass sie sich in der Gesellschaft wieder integrieren können, dass sie klarkommen“, führt Fabian Krapoth aus. „Eine Freiheitsstrafe kann immer nur das letzte Mittel sein, im Jugendstrafrecht haben wir heute zum Glück viele andere Möglichkeiten.“
Viele junge Leute hat er als Richter nicht nur einmal auf der Anklagebank gesehen. „Schnell merkt man, ob die Tat ein Ausrutscher war oder nicht“, verrät Krapoth. „Andere Täter sehen wir dagegen öfter, bis sich dann im Alter von 18, 19 Jahren ein Schalter umlegt und sie straffrei bleiben.“ Aber nicht nur manchem Beschuldigten ist er im Gerichtssaal häufiger begegnet: „Es gibt fürsorgliche Mütter, die kommen immer mit ins Gericht, weil eines der Kinder etwas ausgefressen hat. Manchmal möchte man dann schon ein Namensschild an einem der Stühle anbringen“, erzählt Krapoth.
Mancher Fall bleibt in Erinnerung
Das Gericht in der Marktstadt kennt er wie seine Westentasche: Bevor er im November 2011 das Direktorenamt übernahm, war Fabian Krapoth dort bereits als Richter tätig, zunächst von 1992 bis 1994, dann erneut von 1995 bis 2002. Und auch in Sachen Bonn ist der Oberberger Wiederholungstäter: Dort arbeitete er bereits 1991 und 1992 sowie von 2002 bis 2008, allerdings am Landgericht und zudem bei einer Außenstelle des Bundesgerichtshofes.
Aus Waldbröler Tagen werde ihm sicher mancher Fall in Erinnerung bleiben, betont Krapoth und nennt etwa den emotionalen Prozess gegen einen damals 22 Jahre alten Feuerwehrmann, den er 2015 wegen Brandstiftung in zuletzt zwölf von insgesamt 54 Fällen schuldig sprach. Ebenso bleibe ihm die Verhandlung gegen einen Stalker im Gedächtnis. Krapoth bekennt: „Da haben wir offenbar das Leid der Betroffenen unterschätzt. Jede der angeklagten Taten wirkte für sich harmlos, aber das waren sie nicht.“
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Zu den größten Herausforderung in seinem Waldbröler Berufsleben zählt Richter Krapoth unter anderem die Einführung der elektronischen Gerichtsakte im November 2020, vor allem aber die Corona-Jahre 2020 und 2021. „Da hat sich gezeigt, dass wir mehr sind als nur Straf- und Zivilrecht“, erklärt er. „Wir sind Dienstleister.“ Zudem galt es, die Arbeit neu zu organisieren, die Heim-Arbeit möglich zu machen. „Das ist gelungen, weil der Zusammenhalt in Waldbröl gerade in schwierigen Zeiten klasse ist, weil es dort stets sehr familiär zugeht“, schwärmt Dr. Fabian Krapoth, der seine Freizeit am liebsten mit Musik verbringt, seit vergangenem November etwa als Sänger der Bonner Funk- und Soulband Plenty Fourty. Doch auch für Soundpack Cologne, eine Kölner Bigband, tritt er bisweilen ans Mikrofon.