Stadt Waldbröl unterstützt Gemeinde„Mosaik“ will 10.000 Euro für Pflegekräfte sammeln
Waldbröl – Die freikirchliche Gemeinschaft „Mosaik – Kirche für alle“ in Waldbröl hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Unter dem Titel „We care 4 care“ will sie 10.000 Euro zur Unterstützung von Waldbröler Pflegekräften sammeln und damit auch dem durch die Corona-Einschränkungen schwer angeschlagenen Handel unter die Arme greifen – Motto: „Vom Beifall klatschen alleine ist keinem geholfen“.
Am vergangenen Montag hat die interfraktionelle Runde des Waldbröler Stadtrates beschlossen, die Aktion der Kirche mit 400 Euro zu unterstützen. Das Geld soll aus der Ausschüttung der Kreissparkasse Köln abgezweigt werden. Die Idee dazu kam von Bürgermeisterin Larissa Weber in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, in der ein Antrag der FDP-Fraktion, die „Wir für Waldbröl“-GmbH mit zusätzlichen 200.000 Euro für den Waldbröler Heimat-Gutschein auszustatten, als „unausgegoren“ und „erst Recht nicht aus Steuergeldern finanzierbar“ von CDU, SPD, Grünen und UWG abgelehnt worden war.
Handel und Gastronomie mit dem Rücken zur Wand
An dieser Aktion, so eines der Argumente gegen den Antrag, seien bei weitem nicht alle Einzelhändler und Dienstleister beteiligt, sondern nur etwa 50. Tatsächlich seien es heute 65 Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister in Waldbröl, die bei dem 2019 eingeführten Gutscheinsystem mitmachten, teilt die Werbegemeinschaft Einkaufsstadt Waldbröl (WEW) dazu als Initiatorin mit. Partner der WEW ist seit November 2019 Local Voucher: Das Mainzer Unternehmen betreut ähnliche oder gleiche oder ähnliche Projekte in verschiedenen Kommunen.
Erworben werden kann der Gutschein bei mehreren Mitgliedsgeschäften der WEW, eine der weiteren acht Verkaufsstellen ist das Büro der „Wir für Waldbröl“-GmbH an der Hochstraße. Auch dort gibt es die Gutscheine zu Preisen ab zehn Euro aufwärts. Ihr Verkauf solle den Handel stärken und die Kaufkraft in der Stadt halten, erklärt Geschäftsführer Theo Schüller.
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Ein Vorteil dieses Systems sei, dass ein Gutschein von beispielsweise 50 Euro nicht in einem einzigen Geschäft eingelöst werden muss, sondern dass beim Einkauf der jeweils ausgegebene Betrag von der Gesamtsumme abgezogen wird, der Gutschein also in verschiedenen Geschäften genutzt werden kann – bis er eben aufgebraucht ist. „Die Kundinnen und Kunden erhalten einen Abschnitt mit Restgeldvermerk“, fasst Schüller zusammen. Als Corona-Soforthilfe sei der Heimat-Gutschein im Lockdown nicht geeignet, aber auch nicht gedacht, sagt Schüller. Ziel sei es, grundsätzlich die Kaufkraft in der Stadt zu halten, was dann wiederum der gesamten Gemeinschaft zugute komme.
„Click and Collect“ nur verhalten in Waldbröl angekommen
Hier sehen beispielsweise Natalie und Daniel Dissevelt, Inhaber der christlichen Buchhandlung „Doppelpunkt“, noch deutliche Defizite. Sie gehören zu den Einzelhändlern, die in Zeiten des Lockdowns das kontaktlose Einkaufen „Click and Collect“ anbieten – das heißt, die Kunden bestellen online oder telefonisch die gewünschte Ware und holen sie dann zu vereinbarter Zeit ab. „Dieses Angebot wird in Waldbröl jedoch nur verhalten angenommen“, mussten die Dissevelts bislang feststellen und sehen stattdessen die Kundschaft zu den Online-Riesen wechseln.
Dieses Verhalten trockne die Innenstädte aus und zerstöre die Vielfalt der Geschäfte: „Unterm Strich bleibt, dass ich als Kunde mit meinem Einkauf und Freizeitverhalten aktiv die Innenstädte gestalte – oder vereinsamen lasse.“
Das Problem ist freilich nicht coronaspezifisch, sondern wurde durch die Pandemie, wie bundesweite Erhebungen zeigen, verschärft. Tatsächlich stünden viele Händler und Gastronomen mit dem Rücken zur Wand, weiß auch Theo Schüller: „Die Situation ist schwierig.“ Zwar gelte der Lockdown als wichtig und notwendig, doch werde der Geduldsfaden dünner.
„Es gibt viele, die bislang die zugesagten staatlichen Hilfen noch nicht bekommen haben.“ Was die Mieten als erheblichen Faktor im Überlebenskampf betreffe, so gebe es in Waldbröl Licht und Schatten, berichtet der Geschäftsführer. Einige der bodenständigen Vermieter kämen ihren Mietern in der Krise entgegen, andere wiederum, meist ohne Bezug zum Ort, zeigten dagegen weniger bis gar keine Solidarität mit den Nöten ihrer Mieter.