ArtenvielfaltWarum der Bienenwolf in Oberberg auftaucht
Niederhof – „Och wie süß“, strahlt die achtjährige Waldbrölerin Zehra Kilic am Sonntagmittag am Rande der Klus, als sie eine Zwergfledermaus betrachtet, die Christoph Buchen, Vorsitzender des Nabu Morsbach, aus einer Streichholzschachtel genommen hat. Der Fledermausexperte versichert ihr, dass das kleine Säugetier, was er tot auf einem Dachboden gefunden hat, nicht beißt und dass er vom Kreis eine Genehmigung besitzt, das geschützte Tier für Lehrzwecke verwenden zu dürfen.
Das lange Schlangenhemd
Dann holt er ein „Schlangenhemd“ aus einer Schachtel und zeigt es dem Mädchen. Zehra weiß: „Schlangen häuten sich, wenn sie wachsen, und nicht mehr in ihre Haut passen.“ Zusammen messen beide nach und kommen auf 120 Zentimeter. Buchen erläutert: „Die Haut ist von einem Weibchen, Männchen sind deutlich kleiner.“
Mit seiner Fachkenntnis unterstützt Buchen Reiner Stegemann, der als Vorsitzender des Nabu Waldbröl zum „Internationalen Tag der Artenvielfalt“ die erstmalige Erkundung des Artenspektrums in dem Biotop organisiert hat, dessen Umstrukturierung der Aggerverband vor vier Jahren begonnen und vor zwei Jahren beendet hat. Stegemann erläutert, dass das Gelände unterhalb des Bike-Parks naturbelassen bleiben soll.
Zusammen mit Zehra, ihrem Bruder Kemal (4) und Claudia Hein vom Nabu untersucht er das Areal, das mit Wildblumen, Stauden und Gräsern bereits gut bewachsen ist. Mutter Meral beobachtet vom Rand die eifrige Suche ihrer Kinder: „Wir sind hier nur zufällig vorbeigekommen und hatten eigentlich etwas anderes vor – aber wenn ich diese Naturbegeisterung sehe, dann nehme ich mir dafür Zeit.“ Recht bald hat Kemal zwei Blattwanzen entdeckt, die Zehra schnell in eine Becherlupe füllt, um sie den Experten zur Bestimmung zu übergeben.
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Ein Stück weiter hat Buchen einen Feld-Sandlaufkäfer entdeckt: „Das ist eine echte Rarität.“ Zuvor hatte er einen Bienenwolf in einer Margerite bemerkt: „Das Insekt ist ein Klimagewinner – früher gab es den nur in Südeuropa.“
Am Ende der Erfassung, die bereits am Vorabend mit der Beobachtung von Fledermäusen begonnen hat, kommen Stegemann und seine 15 Mitstreiter auf insgesamt 206 Arten, davon 75 Schmetterlinge, 65 Pflanzen, 16 Käfer und 26 Vogelarten mit Besonderheiten wie die Dorngrasmücke und Gebirgsstelze. Auch ein Schwalbenschwanz wurde gesichtet, ein Tagfalter, dessen Raupe an der Wilden Möhre frisst, die sich dort von selbst angesiedelt hat.
Der Vorsitzende des Ortsvereins kündigt an, die Zählung zu wiederholen, um die Entwicklung des Gebiets zu begleiten. Ein Termin steht noch nicht fest.