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Nazi-Bauwerk in WaldbrölSchösslinge in der Friedensmauer gefährden Mahnmal

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Auf fast 200 Metern müssen an der Waldbröler Friedensmauer junge Triebe entfernt werden.

Waldbröl – Wer sich die Friedensmauer vornimmt, der hat bald viel Arbeit vor der Nase – Handarbeit, um ganz genau zu sein. „Da muss man wohl mit dem kleinen Meißel ran“, sagt Mario Klein vom Fachbereich Bauen im Waldbröler Rathaus, und deutet auf etwas Grünes. Denn die kleine Birke hat dort nichts zu suchen – im Gegenteil: Sie ist sogar gefährlich. Denn immer mehr Schösslinge sprießen aus dem Fugen zwischen den Steinen.

Das mag zwar schön aussehen, doch könnten diese Triebe die Statik der Mauer beeinträchtigen. Und weil diese eine tragende Aufgabe hat, müssen Fachleute den Meißel ansetzen: Auf dem Nazi-Bauwerk, das wohl um 1938 errichtet worden ist, verläuft nämlich die vielbefahrene Straße „Auf der Kirchenhecke“.

Erste Birken im vergangenen Februar gefällt

Jeweils 10 000 Euro will die Marktstadt in den Jahren 2022 und 2023 für Arbeiten ausgeben, die dem Erhalt der Friedensmauer oberhalb des Stadtzentrums dienen. Aber längst ist klar: Reichen wird dieses Geld nicht. „Wir reden hier über eine Strecke von 180 bis 200 Metern“, sagt Klein.

Am Dienstagabend hat er den Ausschuss für Bauen und Verkehr des Stadtrats über ein mögliches Vorgehen gegen den unerwünschten Bewuchs informiert, nachdem sein Fachbereich im vergangenen Dezember bereits die Gefahren geschildert hatte, die von den am Fahrbahnrand wachsenden Birken, Haselnuss- und Bergahornbäumen ausgeht. Damals hat sich die Politik mit der Mehrheit von nur zwei Stimmen dafür ausgesprochen, dass vorerst acht Birken fallen.

Aus den aufgeplatzten Fugen an der Friedensmauer sprießt - unter anderem - bereits die Mauerraute.

Mitte Februar habe die Stadt den Beschluss ausgeführt, sagt Klein und ergänzt: „Birken sind am schlimmsten: Ihr Samen ist leicht und fliegt am weitesten.“ Und treibe eine Birke aus, dann sie weite sie mit ihren Wurzeln die Fugen zwischen den Bruchsteinen, der Mörtel beginne zu bröckeln.

„Ein Abschneiden solcher Triebe reicht da nicht, wir müssen das richtig machen“, fordert Mario Klein und weist etwa auf junge Bäume hin, die in Richtung des Waldbröler Friedhofs aus dem Mauerwerk wachsen.

Erste Sanierung hat im Jahr 2013 rund 200.000 Euro gekostet

Die betroffenen Fugen darin müssen nach Ansicht von Mario Klein bis zu einer Tiefe von etwa zwei bis zweieinhalb Zentimetern von Hand geöffnet und dann saubergemacht werden, „zum Beispiel durch Ausblasen“. Klar sei also: „Hier wirkt nur reine Handarbeit.“ Vor bald vier Jahren war das graue Mahnmal zuletzt saniert worden, zuvor – 2013 – hatte die Stadt bereits rund 200.000 Euro in eine erste Instandsetzung investiert.

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Zu entscheiden hat die Politik nun, ob die Strecke von 180 bis 200 Meter von einem Fachunternehmen am Stück bearbeitet werden soll oder ob die Mauer in Abschnitte eingeteilt wird, die dann einer nach dem anderen auf Vordermann gebracht werden. „Für Beides werden wir jetzt die Kosten im Detail ermitteln“, kündigt Fachbereichsleiter Jan Kiefer an. „Schließlich wird der Aufwand der Sanierung sonst immer größer.“

Fast 700 Meter lang ist die Straße „Auf der Kirchenhecke“ zwischen den Einmündungen in den Bitzenweg und die Pochestraße insgesamt, die Abzweige in die Orte Hufen und Baumen gehen davon ab.