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KontaktpunktAnlaufstelle in Waldbröl schließt nach rund 30 Jahren

Lesezeit 2 Minuten
Zum letzten Mal füllen Richard und Hannelore Stahl (v.l.), Larissa Weber und Jutta Schieder die Teller.

Zum letzten Mal füllen Richard und Hannelore Stahl (v.l.), Larissa Weber und Jutta Schieder die Teller.

Wehmut beim Weihnachtsessen im Waldbröler Kontaktpunkt: Das letzte Mal ist dort für einsame und hilfebedürftige Menschen festlich aufgetischt worden.

„Die Hauptleute sind Sie – und dann kommen noch ein paar Exzellenzen hinzu“, begrüßte Pfarrer i.R. Richard Stahl die Gäste schmunzelnd beim traditionellen Weihnachtsfestmahl im Kontaktpunkt an der Brölbahnstraße. Mit Exzellenzen meinte er Bürgermeisterin Larissa Weber und Pfarrer i.R. Jochen Gran, der den Kontaktpunkt vor rund 30 Jahren ins Leben gerufen hatte – und seine Frau Hannelore sowie Jutta Schieder, die die Anlaufstelle für einsame, hilfebedürftige Menschen gemeinsam seit 20 Jahren betreut hatten.

In die Wehmut, dass es nach dieser langen Zeit dort nicht nur das letzte Weihnachtsmahl sein würde, sondern auch der Kontaktpunkt in dieser Form nicht mehr weitergeführt wird, mischte sich weihnachtliche Fröhlichkeit. Romy Bürger stimmte mit ihrem Akkordeon Weihnachtsweisen an, in die die Gäste freudig einstimmten.

Die Menschen in der Gemeinschaft ein wenig heiler machen

Nach „Stille Nacht, heilige Nacht“ erzählten Richard Stahl, Larissa Weber und Frank-Peter Twilling, Geschäftsführer des benachbarten Kaufhauses für Alle, abschnittsweise abwechselnd die Weihnachtsgeschichte. Dazu präsentierte Stahl eine geschnitzte Skulptur aus Olivenholz, die die Heilige Familie zeigt. Er betonte dabei den Satz: „Sie fanden das Kind in der Krippe.“ Um etwas finden zu können, müsse man sich allerdings zuerst auf die Suche begeben. Er selbst sei glücklich, dass er Jesus gefunden habe: „Er macht meine Seele heil.“ Das sei auch die Intention des Kontaktpunkts: Die Menschen in der Gemeinschaft ein wenig heiler zu machen.

Auch Larissa Weber las eine Geschichte: „Weihnachten erinnert daran, dass jeder wertvoll und wichtig ist.“ Die Erzählung handelte von einer kleinen Kerze, die einem alten Mann in einer Bergkate ein wenig Licht und Wärme spendete. Zugleich lockte ihr Licht, das durch das Fenster drang, weitere Wanderer an und bald war die Hütte gefüllt mit fröhlichen Menschen. Und auch die Kerze war glücklich: „Es kam nicht darauf an, wie klein ihr Licht war, sondern darauf, dass sie brannte.“

Vor dem Festmahl dankte Jochen Gran Anja Braatz vom Partyservice Höhler, die seit vielen Jahren das Weihnachtsessen im Kontaktpunkt spendet. Diesmal gab es ein großes Büffet mit Nudeln und mehreren Kartoffelvariationen, dazu verschiedene Gemüse und Fleisch von Gulasch bis Schnitzel. Für Erheiterung sorgten gebratene Keulchen, aus denen ein Stück Knochen herausragte. Die Mutmaßungen, um welches Fleisch es sich dabei handelte, reichten von Hähnchen über Gänsekeulen bis hin zu den Enten vom Wiedenhofteich, nachdem die in der letzten Zeit etwas weniger geworden waren. Lachend klärte Braatz schließlich auf, dass das Stücke vom Vordereisbein seien. Geschmeckt hatte es letztlich aber allen und Gäste wie Organisatoren verabschiedeten sich mit den besten Weihnachtswünschen.