Ein Haus mit Geschichte(n) ist das Geburtshaus von Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio in Waldbröl. Einst war es eine Metzgerei.
Haus mit Geschichte(n)Der Waldbröler Volksliedforscher Zuccalmaglio lebte hier nur ein Jahr
„Old Slaughterhouse“ steht auf einem Schild geschrieben, die Lettern sind längst verblasst. Und geschlachtet wird in diesem typisch bergischen Haus an der Hochstraße im Stadtzentrum von Waldbröl schon lange nicht mehr: Wo einst Schweine ihren letzten Atemzug taten, da fliegen heute Dartpfeile. „Da ist jetzt eine Art Hobbyraum“, erklärt Joachim Jacobs. Seiner Mutter Hiltrud (85) gehört dieses Haus mit Historie: Am 12. April 1803 wurde dort Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio geboren. Als Schriftsteller, Texter und Sammler von Volksliedern, schließlich als Volksliedforscher machte er sich in späteren Jahren einen Namen.
Bis 2006 war im Haus eine Metzgerei untergebracht
„Lange aber hat die Familie Zuccalmaglio hier nicht gewohnt – ein Jahr vielleicht“, sagt Jacobs (58). Er schätzt die Anfänge des langgestreckten Gebäudes auf das Jahr 1780. „Zunächst war dort eine Fleischerei beheimatet, das Schlachthaus kam später hinzu.“ Material zur Geschichte gebe es wenig. Man wisse aber: 1830 führt Moses Hirsch (1784 – 1858) darin eine Metzgerei, danach wechseln die Besitzer. Mit Heinrich Knothe (1867-1913) ist erneut ein Metzger ansässig, nach seinem Tod übernehmen es weitere Pächter.
1936 wird das Haus Eigentum der Familie Jacobs. „Mein Urgroßvater Karl Simon aus Puhl kaufte es und übergab es an seinen Sohn Wilhelm Simon, Metzgermeister und Ehemann meiner Oma Lotti“, blickt der Waldbröler zurück. Als einer der Metzger beschließt, auch einen Imbiss zu eröffnen, erhält das Haus einen hohen Schornstein aus Edelstahl, der noch heute von dieser Zeit erzählt. Zuletzt, bis 2006, war es Standort der Metzgerei Buchen.
Unter dem Dach befinden sich inzwischen drei Mietwohnungen. Der Waldbröler Stadtverband der CDU hat dort ebenso sein Quartier wie die Gesellschaft „Wir für Waldbröl“.
Im Frühjahr 2007 ist der Marketing- und Veranstaltungsdienstleister der Stadt dort eingezogen, seit bald drei Jahren brütet Theodor Schüller an seinem Schreibtisch etwa über Comedy-Programmen und neuen Ideen für Waldbröl, einen Abendmarkt zum Beispiel. Auch Marktmeister Günter Härting erledigt seinen Papierkram in diesem Büro.
„Ein wunderbarer Arbeitsplatz“, schwärmt Schüller, der dort auch Anfragen von Gästen beantwortet. Und nicht zuletzt: An einem grauen Kasten steuert er das Glockenspiel auf dem Zuccalmaglio-Platz nebenan. Täglich um 11, 13, 16 und 18 Uhr sowie donnerstags auch um 10 Uhr erklingen seit April 2003 Lieder des am 23. März 1869 in Nachrodt (bei Altena) verstorbenen Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio, der sich die Künstlernamen Wilhelm von Waldbrühl und Dorfküster Wedel zugelegt hat. „Kein schöner Land“ dürfte wohl das auch heute bekannteste Werk Zuccalmaglios sein.
Der Maurermeister und Restaurator Joachim Jacobs kommt gern zu dem alten Haus. „Schließlich hat meine Mutter hier ihre Kindheit und Jugend verbracht“, sagt der Rossenbacher. Sein Lieblingsplatz ist der kleine Innenhof im Rücken der früheren Schlachterei, zu der auch ein Stall gehörte. Man erreicht ihn von der Querstraße. Eine prächtige Clematis spannt sich von einer Seite zur anderen. Jacobs schwärmt: „Wenn die blüht – einfach herrlich.“