In der kommenden Woche stellt eine Initiatorengruppe ihre Pläne für einen Windpark auch in Waldbröl vor. Dort sollen zwei Anlagen entstehen.
WindparkInitiatorengruppe will auch auf Waldbröler Boden Windräder bauen
Der „alte Egoismus“ ist verflogen, davon ist Ruth Bönisch längst felsenfest überzeugt. „Denn niemand sagt heute noch: ,Windkraft ja, aber bitte nicht vor meiner Haustür.“ Bönisch gehört zur Windecker Klima-Initiative, und diese hat es sich zum Ziel gemacht, auf den Nutscheid-Höhen, zwischen den Gemeinden Windeck und Ruppichteroth sowie der Stadt Waldbröl, einen Windpark zu errichten. Der könnte schon bald etwa 50.000 Haushalte mit jeweils zwei Personen auf beiden Seiten des fast 380 Meter hohen Waldrückens mit Strom versorgen.
Am Donnerstag, 10. August, will die Initiativgruppe „Wind im Nutscheid“ im Saal des Waldbröler Bürgerdorfs am Alsberg, Nümbrechter Straße 19, ab 18 Uhr sich, ihr Projekt und ihre Mitstreiter vorstellen. Zu einem ersten Abend dieser Art in Windeck-Schladern seien mehr als 200 Interessierte gekommen, sagt Bönisch. In Waldbröl hofft sie auf eine ähnlich große Resonanz. Zum Thema für die Stadtpolitik werden die Windkraftanlagen voraussichtlich im kommenden September, Beschlüsse dazu gibt es bisher keine.
Waldbröls Stadtpolitik könnte über Windpark im September diskutieren
Zwar hatte Bürgermeisterin Larissa Weber eine Grundsatzentscheidung bereits für die Mai-Sitzung des Stadtrats angekündigt, doch wurde die Diskussion verschoben. Der Haupt- und Finanzausschuss des Windecker Gemeinderats hat dagegen im März grünes Licht für die weitere Planung gegeben. Weil diese Entscheidung Beschlussqualität hat, muss sich der Windecker Rat damit nicht beschäftigen.
Auch auf Waldbröler Stadtgebiet, und da in der Nähe der Ortschaft Bladersbach, sollen nach Angaben von Mitinitiatorin Ruth Bönisch zwei der insgesamt sieben Windräder mit einer Leistung von jeweils rund 6200 Kilowatt errichtet werden. „Der beauftragte Projektentwickler verhandelt bereits mit den Grundstücksbesitzern über die Flächen dafür“, schildert die Windeckerin. Bisher war dies das Wiesbadener Unternehmen Abo Wind. Doch sei es möglich, dass es inzwischen noch weitere Entwickler gebe. Es heißt, einer sei schon vor zehn Jahren in Waldbröl aktiv gewesen. „Und wenn, dann stellen sich diese Unternehmen ebenso am kommenden Informationsabend vor.“
Zurzeit wird allein über private Grundstücke verhandelt, auch in Waldbröl
Zurzeit geht es allein um privaten Boden, Grundstücke aus dem Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen kämen für die Windkraft noch nicht in Frage. „Die Bürokratie des Landes kommt da einfach nicht in die Pötte mit Pachtverträgen“, klagt Bönisch. Gleichwohl sei der Landesbetrieb Wald und Holz mit von der Partei und in Waldbröl ebenfalls vertreten, erwartet wird zudem die in der Gemeinde Lindlar ansässige Energie-Genossenschaft Bergisches Land.
Bauen will die Gruppe allein in Bereichen, die dem Borkenkäfer oder der anhaltenden Trockenheit zum Opfer gefallen sind. „Und weil diese Kalamitätsflächen bereits gerodet sind, gibt es dort feste, ertüchtigte Zufahrtswege, die wir nutzen können“, erklärt Bönisch. Gebaut werden solle auf einer Fläche mit der Größe von anderthalb Fußballfeldern, das sind etwas mehr als 10.700 Quadratmeter. Nur für die Standorte der Windräder und für den benötigten Baukran müsste ein fester Untergrund hergestellt werden, führt Rita Bönisch aus. Mindestens eine dieser Anlagen soll später in die Obhut einer Bürgergenossenschaft übergehen, bis zu zehn Millionen Euro könnte ein solches Rad jedoch kosten. „Auf jede Frage soll es eine Antwort geben“, versichert Bönisch.
Allerdings will das Unternehmen „Unsere grüne Glasfaser“ am selben Abend im Waldbröler Hollenberg-Gymnasium den geplanten Ausbau des Glasfasernetzes für das Breitbandinternet vorstellen. „Wir haben den Bürgersaal gleich nach dem Abend in Schladern gebucht, jetzt stoßen beide Veranstaltungen leider aneinander“, sagt Claudia Hein (Grüne), sie vertritt die Initiativgruppe in der Marktstadt. „Beide Veranstaltungen werden stattfinden, eine Verschiebung ist nicht möglich.“ Das Rathaus ist an dem Abend zum geplanten Windpark auf dem Nutscheid-Höhenzug übrigens nicht beteiligt. „Wir hoffen dennoch, dass wir in Waldbröl beinahe genauso überrollt werden wie damals in Schladern“, so Hein.
Ein Blick in die oberbergische Statistik
Zurzeit stehen 24 Windräder stehen in Oberberg, allerdings sind sie sehr ungleich verteilt. Das geht aus Statistiken des Landesbetriebs Information und Technik hervor. Demnach ist Radevormwald kreisweit Spitzenreiter mit sechs Windrädern. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Wipperfürth und Morsbach mit drei Windrädern. Je zwei Windräder stehen in Gummersbach, Hückeswagen, Marienheide und Reichshof, über je ein Rad verfügen Bergneustadt, Engelskirchen, Nümbrecht und Waldbröl. In Lindlar und in Wiehl stehen bislang keine Windräder.
Die Statistiker des Landesbetriebs haben noch eine andere interessante Rechnung aufgemacht: Wie viele Windräder kommen hochgerechnet auf jeweils 100.000 Einwohner? Dann führt Morsbach die Liste an, mit 29,7, gefolgt von Radevormwald mit 27,3 und Marienheide mit 14,9.
Zeitgleiche Information über Glasfasernetz in Waldbröl
Um den Ausbau des Breitband-internets geht es zudem am Donnerstag, 10. August, ab 19 Uhr in der Aula des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums, Goethestraße 6. Dort informiert das Unternehmen „Unsere grüne Glasfaser“ (UGG) aus Ismaning über das in der Marktstadt geplante Glasfasernetz, das später der Telekommunikationsanbieter O2 bewirtschaften soll.
Gerade haben Bürgermeisterin Larissa Weber, Fachbereichsleiter Jan Kiefer und UGG-Manager Jörg Ellerbrok auf dem Gelände des Kreiskrankenhauses den ersten, noch symbolischen Spatenstich dafür getan.
Jetzt will UGG sich, sein Vorhaben und seine Konditionen für den Anschluss an das neue Netz den Waldbrölerinnen und Waldbrölern vorstellen. Eine Teilnahme am Informationsabend ist auch per Live-Stream möglich, in jedem Fall aber bittet das Unternehmen um eine Anmeldung per Internet.