Auf den Flächen, die der Borkenkäferbefall hinterlassen hat, möchte eine Initiative Windräder bauen.
Windkraft aus WindeckAnlagen auf der Nutscheid könnten drei Kommunen mit Strom versorgen
Etwa 5000 Haushalte mit jeweils zwei Bewohnerinnen und Bewohnern auf beiden Seiten des Nutscheid-Höhenzuges könnten ihren Strom schon bald aus nächster Nähe beziehen: Eine Gruppe aus Waldbröls Nachbargemeinde Windeck hat erste Schritt unternommen, um über Windräder auf den Nutscheid-Höhen nicht nur ins Gespräch zu kommen, sondern diese dann auch zu bauen.
Hinter dieser Initiative stehen die beiden Windecker Ruth Bönisch und Johannes Thema. Jetzt ist der geplante Bau eines Windparks in den politischen Gremien von Windeck, Ruppichteroth und Waldbröl angekommen, am Mittwochabend setzte Jan Kiefer, Leiter der Bauverwaltung im Rathaus der Marktstadt, den Stadtrat in Kenntnis über dieses Projekt.
Entscheidung im Mai über Windkraftanlagen
Wenn die Stadtverordneten am 10. Mai zur nächsten Sitzung zusammenkommen, sollen sie eine entsprechende Vorlage auf dem Tisch haben und bereits eine Grundsatzentscheidung zum Windpark treffen – das kündigt Bürgermeisterin Larissa Weber an. Sie ist angetan von diesem Vorhaben: „Schließlich müssen wir zusehen, dass mehr Energie vor der eigenen Haustür erzeugt wird.“ Natürlich werde sie „die Politik und die Bevölkerung dabei mitnehmen“. „Auch soll das Betreibermodell so sein, dass die Bürgerinnen und Bürger in jeder Hinsicht davon profitieren.“
Dietmar Rötzel, Geschäftsführer der Waldnachbarschaft Bladersbach, beobachtet die Initiative ebenfalls mit großem Interesse. Denn gebaut werden könnte der „Windpark in der Nutscheid“ auf Flächen rund um das Hohe Wäldchen, also auf den mit einer Höhe von fast 380 Metern höchsten Erhebungen im Grenzgebiet der drei beteiligten Kommunen. Dort hat in den vergangenen Jahren der Borkenkäfer kräftig gewütet. Zuletzt haben die Initiatoren Ruth Bönisch und Johannes Thema den Projektentwickler ABO Wind mit Sitz in Wiesbaden ins Boot geholt, genauer ins Auge gefasst hat der die Wälder entlang der Kreisstraße 55 zwischen Windeck-Dattenfeld und Ruppichteroth sowie dem Fort Ommeroth, einst eine Flugabwehrraketenstellung. Dauerhaft versiegelt werden müsste Boden mit einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern, für die Baustelle kämen weitere 4000 Quadratmeter vorübergehend hinzu. Eigentümer ist der Landesbetrieb Wald und Holz.
„Gespräche mit dem Landesbetrieb laufen“, berichtete jetzt Windecks Beigeordneter Thomas Becher. Der Haupt- und Finanzausschuss des Windecker Gemeinderates hat am vergangenen Dienstagabend grünes Licht für die weitere Planung gegeben. Noch nicht offiziell, aber bereits im Gespräch ist, dass Becher dabei die Federführung übernehmen soll. Gewinne in der Region halten Eine mögliche Leistung von rund 16 Millionen Kilowatt Strom pro Anlage und Jahr haben die Experten ausgerechnet – genug für eben 5000 Haushalte mit zwei Personen.
Windecker zahlen für ihre Energie fast 90 Millionen Euro
Dass erneuerbare Energien fossile Brennstoffe ablösen sollen, ist unumstritten. Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden, zitiert Johannes Thema das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2022. Für ihn ist es keine Frage, dass das auch in der eigenen Gemeinde gehen muss. Auf Basis der Daten von 2010 hat er ausgerechnet, dass an der Oberen Sieg 436 Giga-Wattstunden Energie verbraucht werden. Aber nur 2,7 Prozent davon stammten zurzeit etwa aus Wasserkraft und Photovoltaik.
Und noch eine Zahl hat der Mitarbeiter des Wuppertal-Instituts errechnet: Die Windecker zahlen für ihre Energie fast 90 Millionen Euro an Erzeuger außerhalb der Heimatgemeinde. Auch das könne ein interkommunaler Windpark ändern: Bei maximaler Bürgerbeteiligung könnten die Gewinne in der Region bleiben und die fälligen Steuern die klammen Kassen auffüllen, mit rund 109 000 Euro in Windeck, 53 000 Euro in Ruppichteroth und mit 62 000 Euro in Waldbröl.
Johannes Thema verweist auf den Rhein-Hunsrück-Kreis: Da werde das bereits erfolgreich praktiziert. Ob eine Direktvermarktung darüber hinaus günstigere Tarife bescheren kann, werde noch geprüft. Neu ist das Thema indes nicht. Der Wandel in der Bundes- und Landespolitik hat allerdings die Voraussetzungen beim Arten- und Naturschutz verändert. Wie weit das geht, ist abschließend noch nicht geklärt.